Wenn man mich vor einiger Zeit gefragt hätte, was für mich der Grundsatz eines Autorennens ist, dann hätte ich geantwortet, dass es die Fahrt von Start nach Ziel ist. Jetzt nachdem ich Onrush gespielt habe, ist das jedoch nicht mehr ganz so einfach. Ein Ziel im eigentlichen Sinne, also am Ende der Strecke, gibt es hier nämlich nicht. Viel mehr fahrt ihr hier einen Hero Shooter und so verwirrend das auch klingt, es klappt erstaunlich gut.

Frischer Wind auf der Strecke

Codemasters werfen einiges in den Arcade Racer Topf und rühren gut um. Damit entsteht bei Onrush aber auch ein bisher noch nicht gekanntes Spielgefühl. Wie bereits erwähnt, solltet ihr erst einmal alles vergessen, was ihr glaubt über Autorennen zu wissen. Okay, vielleicht nicht ganz alles. Immer noch fahrt ihr ein Auto. Könnt lenken, gas geben, bremsen und boosten. Jetzt wird es spannender. Ihr werdet weder eine Rundenanzeige noch eine Start- oder Ziellinie finden. Vielmehr gilt es gemeinsam mit eurem Team aus 5 anderen Fahrern, Ziele im Wettkampf gegen ein anderes Team zu erfüllen. Je nach Spielmodus heißt es dann schneller Boost zu verbrauchen, in einer Art King of the Hill eine mitfahrende Zone auf der Strecke zu besetzen, Tore zu durchfahren oder schlichtweg Gegner von der Strecke zu rammen.

Das Spielgeschehen ist schnell, sehr schnell. Selbst ohne Boost kommt ein hohes Geschwindigkeitsgefühl auf, mit wirkt es entsprechend noch ein wenig schneller. Um die Boostleiste zu füllen, gilt es erst einmal Sprünge über die auf der Strecke verteilten Hindernisse zu fahren. Oder ihr rammt einen der Gegner von der Strecke. Damit ihr nicht nur sechs Ziele habt, fährt auf der Strecke auch noch genug Kanonenfutter mit. Ganz in grau heben sie sich nicht nur deutlich von den blaue-, bzw orangefarbenen Teamfahrzeugen ab, sie halten auch deutlich weniger aus. Während Fahrer des gegnerischen Teams gegen ein Hindernis oder von der Strecke gerammt werden müssen, reicht bei den grauen Boostspendern schon eine kräftige Berührung aus.

Ein Crash ist allgemein jedoch nicht so schlimm, wie es sich vielleicht anhört. Um alle Spieler immer voll im Geschehen zu halten, setzt euch das Spiel sehr nahe bei den anderen wieder ab. Weh tut es trotzdem, den eigenen Crash noch mal in Zeitlupe mit ansehen zu müssen und dann auch noch einige Sekunden in der Fahrzeugauswahl zu hängen, bis es endlich wieder ins rasante Rennen geht.

Das Auto hat Charakter

Dass ihr dabei nicht das Steuer eines beliebigen Straßenfahrzeugs übernehmt sollte klar sein. Zur Verfügung stehen insgesamt acht Fortbewegungsmittel, unterteilt in vier Kategorien. Zwei wendige, dafür schwächliche Bikes, zwei leichte agile Speedster, zwei etwas stabilere Vierräder und zwei, die man gut und gerne als Tanks auf Rädern bezeichnen kann.

Neben den einfachen Ausrichtungen sind die Entwickler jedoch noch einen Schritt weiter gegangen. Jedes Fahrzeug hat spezielle Fähigkeiten spendiert bekommen und fühlt sich so mehr nach einem Overwatch Character, wie nach einem Fahrzeug an. Habt ihr einmal die Rushleiste durch Boosts, Sprünge oder das Ausschalten von Gegnern gefüllt, kann jedes Fahrzeug seine Spezialfähigkeit aktivieren. So hinterlässt der “Blade” im Rush eine zerstörerische Feuerspur hinter sich, während der Dynamo die Boostleiste von Teammitgliedern in der Nähe füllt. Zwar ist die Teamzusammensetzung nicht in jedem der Modi gleich wichtig, kann aber in vielen Situationen den entscheidenden Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Nimmt sich euer Team im Lockdown Modus nur schnelle Bikes, ist die Zone gegen die starken Tanks kaum zu verteidigen. Glücklicherweise lässt euch das Spiel bei jedem Crash ein neues Gefährt wählen, mit dem ihr wieder einsteigen wollt. So kann die Taktik ständig dem Geschehen angepasst werden.

Style, Style und noch mehr Style

Onrush weiß die Action auch optisch perfekt einzufangen. Grafisch sieht es klasse aus, überall explodieren Gegner, Boostspuren ziehen sich über die wunderschön gestalteten Landschaften und das alles jederzeit flüssig. Wer mag, kann sich im Fotomodus einen neuen Bildschirmhintergrund schießen, wenn der gerade gerammte Gegner mit großer Wucht in den nächsten Baum knallt. Beim Sound gelingt das leider nicht ganz so gut. Die Fahrzeuge hören sich nicht stark genug für das Renngeschehen an. Der Soundtrack ist zwar rockig frisch und unterstreicht die Action meistens seht stimmig, wird beim Respawn aber oft unschön von einem neuen überlagert. Einigen könnte es auch sauer aufstoßen, dass bei Takedowns von Gegnern coole Sprüche aus den Boxen erklingen. Für mich ist das jedoch passend für das Geschehen und den Stil, der erreicht werden soll.

Online geht es erst richtig los

Am Anfang sind die Single Player Rennen sehr zu empfehlen. Nach und nach werden euch hier alle Spielmodi und Fahrzeuge erklärt. Jedes Fahrzeug bekommt beim ersten Nutzen ein eigenes cool gestaltetes Introvideo, dass die Fähigkeiten erklärt. Dann geht es auf die Strecke. Habt ihr dieses Event gewonnen, wird das nächste frei geschalten usw.

Empfehlenswert ist Onrush dann im Onlinemodus. Hier kommt die Teamkomponente erst richtig zum tragen. Sollten sich nicht genug menschliche Spieler finden, oder jemand das Spiel während eines Rennens verlassen, wird das Team mit KI Fahrern aufgefüllt. Leider steht bisher nur ein Quick Race Modus zur Verfügung. Dieser lässt außer den üblichen Wertungen wie “MVP” oder “Am meisten Boost verbraucht” keine Rückschlüsse über eure Leistung zu. Ein Fahrerlevel oder Ähnliches wird es vermutlich erst im Ranked Modus geben. Diesen will Codemasters freischalten, wenn sie sicher sind, dass das Balancing stimmt. Allzu lange geht es hoffentlich nicht mehr.

Fazit

Codemasters liefert mit Onrush ein Rennspiel, dass ganz anders ist und das ist auch gut so. Es bietet eine spannende Mischung aus Burnout und Motorstorm, stellt dabei auch noch nebenbei das gesamte Genre auf den Kopf, indem es Elemente aus Hero Shootern benutzt. Es sieht wunderschön aus und weiß genau, wo die eigenen Stärken liegen. Zwar gibt es besonders beim Sound auch noch einige Schwächen und der Ranked Modus fehlt bisher. Aber das Grundgerüst steht schon mal auf solidem Grund und liefert sowohl für Solo wie auch Online Spieler genug zu tun. Wenn in nächster Zeit mit neuem Content, wie Strecken, Fahrzeugen und Modi nachgeliefert wird, kann Onrush sicher auch über lange Zeit motivieren. Besonders wenn man ein paar Freunde versammelt und sich gemeinsam in den Adrenalinrausch stürzt.

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