Fiktion oder Realität?

Eigentlich ist es ein ganz normaler Tag für unseren Protagonisten Stewart. Als Aushilfe bei einem Forschungsinstitut arbeiten wir an der Übertragung von Wissen in das menschliche Bewusstsein. Damit wollen wir erreichen, Menschen ohne lästiges Lernen Zugang auf die Fähigkeiten anderer geben. So legt Stewart auch direkt mit Piano spielen los, ohne es zuvor selbst gelernt zu haben. Als er aus seiner Trance, in die er sich gespielt hat, wieder erwacht sind alle anderen Wissenschaftler verschwunden. Es liegt nun an euch herauszufinden, was hier vor sich geht.

Die Geschichte rund um die mysteriösen Vorgänge und Forschungen ist das Highlight des Spiels. Mit etwa 3 bis 4 Stunden ist sie zwar nicht gerade lang, aber dafür umso intensiver zu genießen. Ihr lernt auf eurem Abenteuer einige Charaktere kennen, manche bereits zu Beginn, andere erst im weiteren Verlauf der Geschichte. Während den Unterhaltungen mit ihnen könnt ihr durch die Auswahl unterschiedlicher Dialogooptionen das Gespräch in verschiedene Bahnen leiten und mal mehr, mal weniger über euren Gegenüber zu erfahren. Welche Beziehungen sie zueinander haben, wird erst durch das Lesen von Mails auf den im Laborkomplex verteilten PCs deutlich. Dadurch entfalten sich grandiose Hintergrundgeschichten und ihr versteht die Beweggründe, die jeden der Charaktere zu seinen Entscheidungen bewogen hat.

Atmosphäre in jedem Pixel

The Long Reach schafft es, mit wenig Mitteln eine beeindruckend beklemmende Stimmung zu erzeugen. Die sparsam eingesetzten Soundeffekte sowie der immer passende Soundtrack sind ein Teil dieser Stimmung, der liebevolle Pixelart-Stil der andere. Es wird eine spannungsgeladene Atmosphäre rund um die Erkundung des Vorfalls aufgebaut. Besonders die Hintergründe sind detailreich und atmosphärisch umgesetzt. Anstatt mit Jumpscares zu schocken, zieht euch das Spiel förmlich in seinen Bann, sodass ihr das ein ums andere Mal nicht mehr so ganz wisst, was gerade noch Wirklichkeit und was Einbildung ist. Mit der Dunkelheit in den Leveln haben es die Entwickler jedoch auf der Nintendo Switch im Handheldmodus etwas übertrieben. Erst nachdem im Menü der Gamma Wert auf das Maximum gesetzt wird, lässt sich wirklich etwas erkennen. Zuvor gehen wichtige Elemente in der Dunkelheit unter.

War ich hier nicht schonmal?

Um im Spielverlauf voranzuschreiten, bewegt ihr euch zweidimensional nach links beziehungsweise rechts innerhalb der Stockwerke des Labors umher. Dabei sammelt ihr in guter, alter Adventure-Manier jeden Gegenstand den ihr finden könnt ein und legt ihn in eurem Inventar ab. Miteinander kombinieren lassen sich eure Funde zwar nicht, das macht die Rätsel jedoch nicht anspruchsloser. Immer noch müsst ihr genau überlegen, welcher Gegenstand an welchem Ort gebraucht wird. Da sie nach ihrer erfolgreichen Verwendung auch wieder aus dem Inventar entfernt werden, gibt es kaum frustrierendes Herumprobieren mit unnötigen Dingen. Dabei sind die Rätsel, bis auf wenige Ausnahmen, logisch aufgebaut. Nach etwas Überlegung dürfte schnell klar sein, wann welches Objekt benötigt wird. Die wenigen Puzzle, welche erst im Nachhinein sinn ergeben, sind dafür umso frustrierende.

Das Sammeln und Einsetzen der Objekte führt leider dazu, dass ihr viel öfter als nötig in jeden der Räume des Gebäudes rennt, um zu schauen, ob es hier jetzt weiter geht. Dabei hilft es nicht, dass man schnell die Orientierung verlieren kann, welcher Raum sich denn hinter welcher der teilweise stark ähnlichen Türen oder Gänge befindet. Zur Erkennung von Objekten, mit denen ihr interagieren könnt, werden diese zwar dezent farbig umrahmt. Das ein oder andere Mal, besonders bei kleinen Gegenständen, übersieht man sie dennoch sehr schnell.

Fazit

Mit The Long Reach schaffen Painted Black Games eine spannende sowie atmosphärische Geschichte zu erzählen, die jedoch erst einmal in fahrt kommen muss. Seid ihr jedoch über den etwas zähen Anfang hinweg und versteht, wer die Personen innerhalb der Geschichte sind erwartete euch ein spannendes Abenteuer. Auch wer überhaupt nichts mit dem langsam omnipräsenten Pixellook anfangen kann, sollte dem Spiel eine Chance geben. Die absolut gelungene Inszenierung in der düsteren Umgebung ist es wert und lässt euch nicht mehr so einfach aus ihrem Bann entkommen. Leider ist nach etwa 3 bis 4 stunden schon wieder Schluss, für etwa 15 € ist das jedoch durchaus fair.

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