Vor einigen Wochen haben Electronic Arts und die FIFA die Schaffung einer neuen E-Sport Weltmeisterschaft bekannt gegeben: Der neue FIFA eWorld Cup soll eines der größten E-Sport Formate weltweit werden und beerbt die beiden Vorgänger FIFA Interactive World Cup (FIWC) und die FUT Champions Weltmeisterschaft. Wie funktioniert das neue Format? Wie kommt man in die Playoffs und wie gut sind die besten E-Sportler inzwischen?

Aus zwei mach eins

Was ändert sich für die Gamer? Die Qualifikation findet im neuen Format weltweit statt, wodurch das Spielniveau sich vermutlich noch einmal anheben wird. Für die WM-Endrunde können sich die Spieler über Live-Turniere oder über die Weekend League bei FIFA Ultimate Team Champions qualifizieren. Am Ende ziehen die besten 128 Spieler in die Global Series Playoffs ein.

Bisher waren die E-Sport Weltmeisterschaften von FIFA recht unübersichtlich: Es gab gleich zwei verschiedene Formate, die „FUT Championship Series“ und die „Road to FIWC“, in denen jeweils am Ende ein Weltmeister gekrönt wurde. Spieler kritisierten, dass die beiden Events fast direkt aufeinander folgten – der FIWC fand nur zwei Monate nach der FUT-Weltmeisterschaft statt, der Gewinner der FUT war damit unter Umständen fast sofort wieder entthront. Bei Spielern wie dem FIFA 17 Europameister Cihan Yasarlar kommen die Änderungen daher gut an. In Zukunft wird es nur noch die FIFA Global Series geben, die beide Formate zusammenlegt und nun die einzige offizielle E-Sport WM für das beliebte Game wird. 

Ultimate Team und die Suche nach der perfekten Mannschaft

Besonders hervorheben muss man hier natürlich den „Ultimate Team“ Modus, der jetzt schon seit einer Weile das Herzstück von jedem FIFA Release ist und – klar – vor allem bei der FUT im Mittelpunkt stand. Sich das perfekte Team zusammen zu stellen ist nämlich weder für Casual Gamer, noch für die absoluten Pro-Gamer einfach. Klar, in der Theorie haut man einfach Ronaldo, Messi und Neuer in ein Team und: Tada, fertig. Aber genau wie im echten Leben gibt es viele Faktoren bei der Teamzusammenstellung zu beachten: Da gibt es Alpha-Tiere, stumme Arbeiter, empfindliche Diven, Neulinge mit Star-Allüren… und sie alle müssen zusammen spielen. Wie beim echten Fußball nimmt die Moral der Truppe rasant ab, wenn man nur die Alpha-Männchen mit aufs Feld nimmt: Dann sinkt die Leistung und das knappe Dutzend von Weltklasse-Spielern ist plötzlich wertlos. Genau das macht ja auch den Erfolg echter Teams aus: Für jeden Ronaldo in der Mannschaft muss es Spieler geben, die selber lieber dem Häuptling folgen, als allein alle Entscheidungen auf dem Platz zu treffen. Die besten Teams gleichen diese Attribute aus – so kommt es dann, dass zum Beispiel bei Wettquoten für die Champions League fast immer Manchester City und Bayern München für den Gesamtsieg favorisiert werden. Andere klanghafte Namen wie Juventus oder Chelsea sind im Vergleich Außenseiter. Und weil dieses Prinzip von FIFA so gut eingefangen wird, fühlt es sich bei Matches von Pro-Gamern fast so an, als würden große internationale Mannschaften aufeinander treffen. Aber nur die richtigen Spieler in die Aufstellung zu bringen, reicht bei weitem nicht aus. 

„Shahter-Reak M 2015 (18)“ by Дмитрий Журавель (CC BY-SA 3.0)

Offensiv oder defensiv? 

Als nächstes muss sich der Gamer nämlich noch diese konkreteren Fragen stellen: Spiele ich lieber offensiv oder defensiv? Will ich Schwächen im Sturm in Kauf nehmen, um dafür das Mittelfeld zu stärken? Kann ich gegen den aktuellen Gegner in meiner Lieblings-Aufstellung auflaufen oder sollte ich es wie Jogi Löw machen und im entscheidenden Spiel das System einfach mal rotieren lassen? Und dann kommen natürlich noch die Skills während des Matches zum Tragen: Das perfekte Dribbling will gelernt sein, eine Passquote von 95 Prozent zu erreichen, erfordert enorme Mengen an Training. Und die Reflexe dürfen natürlich auch nicht schlafen. Für die meisten E-Sportler lohnt es sich, auch im echten Leben Sport zu machen und natürlich Feuer und Flamme für den Fußball zu sein. Wer FIFA professionell spielt, der fängt meistens im Freundeskreis mit ein paar Matches an, macht dann die ersten Schritte im Online-Game, tüftelt über hundert Stunden an seinem Ultimate Team und fängt dann an, gegen die echten Profis der Szene zu spielen. 

Fast wie echte Stars

Und heute sind E-Sportler keine unbekannten Außenseiter mehr: Das Niveau der Pro-Gamer ist bei FIFA inzwischen enorm hoch, auch wenn die Spiele natürlich kürzer, dauernd und am Gamepad stattfinden. Wer E-Sportlern wie Cihan Yasarlar mal beim Spielen zugeschaut hat, bekommt übrigens richtig Sterne in die Augen: Perfekte Pässe, lange Bälle aufs Tor, schönstes Pressing, Schuss- und Passgenauigkeit von nahezu 100 Prozent – die Jungs sind eine Wucht und kommen dem Niveau in der Bundesliga und der Champions League extrem nahe. 

„FIFA 18 Gaming-Bühne- Gamesomc 2017, Köln“ by Marco Verch (CC BY 2.0)

Fokus auf E-Sport

Es ist auffällig, dass Electronic Arts und die FIFA ihre Aufmerksamkeit immer stärker auf den E-Sport legen: FIFA 17 Weltmeister Spencer „Gorilla“ Ealing zum Beispiel wurde bei der Weltfußballer-Wahl direkt neben Größen wie Ronaldo ausgezeichnet. Das liegt sicher auch an der Popularität des Spiels: FIFA ist schon seit Jahren EAs größte und wichtigste Marke, FIFA 18 wurde allein an den ersten beiden Tagen nach Erscheinen in Deutschland über eine Million Mal verkauft. Ähnlich wie bei Bundesliga und Champions League hat sich ein enormer Hype um die Spieler entwickelt. Andere Fußball-Simulationen wurden vom Software-Riesen schon vor Jahren in Nischen verdrängt, gerade mal Pro Evolution Soccer ist manchen Gamern noch ein Begriff. Und bestimmt hat EA auch auf andere Sportarten geschielt: Die Formel 1 zum Beispiel hat erst dieses Jahr eine eigene E-Sport Liga spendiert bekommen, wo ab jetzt jedes Jahr im Rahmen des letzten Formel 1 Rennens der Weltmeister gekrönt werden soll. Games wie Dota 2, League of Legends, Playerunkown’s Battlegrounds und andere ziehen schon seit mehreren Jahren regelrechte Massen an Fans an – und bald wird es mit Sicherheit auch bei FIFA Preisgelder in Millionenhöhe zu gewinnen geben. Die Bezahlung der besten E-Sportler ist fast schon auf Bundesliga-Niveau. 

Fazit

Mit der Zusammenlegung der beiden Vorgänger-Formate „FIFA Interactive World Cup“ und „FUT Champions Weltmeisterschaft“ zu einer einzigen Instanz kommt endlich Leben in die Bude von FIFAS’s E-Sport Szene. Der FIFA eWorld Cup ist zwar noch ganz neu, aber man kann jetzt schon die Begeisterung der Pro-Gamer spüren. Für viele ist FIFA immerhin ein Ersatz für einstige Kinderträume – nicht jeder hat das Zeug zum Profi-Fußballer. Aber dank der E-Sport Szene ist es auch für Gamer möglich, mit ihren Ballkünsten endlich mal im Rampenlicht zu stehen. Der E-Sport boomt auch bei uns inzwischen gewaltig und eine Prognose für den Ausgang dieser speziellen Partie kann man jetzt schon anstellen: Wenn in neun Jahren mal wieder der beste Gamer der Welt die Trophäe für den Sieg beim eWorld Cup hoch hält, dann werden ihm wahrscheinlich so viele Fans zujubeln, als ob er selber bei der Weltmeisterschaft 2026 auf dem Platz mitgespielt hätte. Und kann es für Zocker etwas besseres geben?

 

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