Mit der neuen Playlink-Reihe halten Spiele auf der Playstation 4 Einzug, die nicht mit einem Controller gesteuert werden. Stattdessen nutzt jeder Mitspieler eine für jedes Spiel extra konzipierte Playlink-App für iOS und Android. Neben diversen Gesellschafts- und Partyspielen sticht Hidden Agenda als interaktiver Multiplayer-Thriller heraus. Das Spiel stammt von Supermassive Games, die mit dem Horror-Titel Until Dawn bereits ihr Können im Storytelling unter Beweis gestellt haben. Diesmal begeben wir uns in einen Krimi und treffen mit unserem Mobiltelefon Entscheidungen, die die verzweigte Storyline des Spiels voranbringt.

Der Welleneffekt

Wie schon bei Until Dawn, wird uns zu Beginn des Spiels, die veränderbare Geschichte nähergebracht. Der Welleneffekt besagt, dass jede Entscheidung, die getroffen wird, die Zukunft verändert. Manche wirken sich auf Beziehungen aus, und manche schlagen sogar ganze Wellen! Wir haben also die Wahl, in das Geschehen von Hidden Agenda einzugreifen und selbst die Entscheidungen der Protagonisten zu fällen. Diese können kleine belanglose Entscheidungen im Dialog sein. Sie können aber auch die ganze Story auf den Kopf stellen. Zu diesen Entscheidungen gesellen sich außerdem die klassischen Quick Time Eventes. Stellt man sich geschickt genug an, schaffen es hoffentlich die meisten lebend bis zum Ende.

 

It’s a Trap(er-Killer)!

 Die Geschichte beginnt mit einer Rückblende vor 5 Jahren. Damals schnappte Polizistin Becky Marney den berüchtigten Trapper-Killer, der sich als Jonathan Finn zu erkennen gab. 5 Jahre später steht dieser kurz vor seiner Hinrichtung und plädiert plötzlich darauf, unschuldig zu sein. Die für den Fall zuständige Staatsanwältin Felicitas Graves rollt den Fall wieder auf und versucht gemeinsam mit Becky Marney den wahren Serienmörder zu finden. Und hier beginnt das Katz- und Mausspiel.

Handy statt Controller

Anders als bei Until Dawn heißt es hier eher zurücklehnen und genießen. Die Szenen laufen automatisch ab. Niemand muss irgendwohin navigiert werden. Im Wesentlichen trefft ihr mit der App nur die Entscheidungen. Hin und wieder kommt es aber auch zu Quick Time Events oder ihr durchsucht einen Raum mit einer Taschenlampe nach Hinweisen. Die Steuerung funktioniert über den Touchscreen. Dabei fungiert eine große Fläche des Bildschirms als Touchpad. Eine schlüssige Entscheidung, allerdings wirkt die Steuerung etwas knifflig. Jeder Mitspieler manövriert einen kleinen farbigen Punkt in einen Eingabekasten oder auf ein Zielvisier. Für Leute, die nicht so sehr mit Touchpads vertraut sind, kann das schon schwierig sein. Die Entscheidungen hätten genauso gut auf dem Handyscreen angezeigt und ausgewählt werden können oder mit einem Swipe nach links bzw. rechts.  Beim Zielen und Durchsuchen ist diese Methode hingegen angebracht.

Für die Entscheidung greift in der Regel das Mehrheitsprinzip. Jeder Spieler kann aber auch Token verdienen, mit denen er die Entscheidung alleine fällen kann. Diese Tokens werden durch erfolgreiche QTEs oder gefunden Indizien ergattert.

Zu Beginn eines Kapitels wird immer ein Gruppenmitglied gewählt, das am ehesten zu einer Eigenschaft passt. So wird mal die vertrauensvollste, mutigste oder ängstlichste Person gewählt. Diese Leute müssen sich dann alleine bestimmten Situationen Stellen. Eine witzige Idee, der für den ein oder anderen interessanten oder lustigen Moment sorgen kann.

Starke Inszenierung und eine Prise Uncanny Valley

Die Geschichte ist von Anfang bis Ende spannend erzählt. Sie ist düster und die Charaktere erzeugen durchgehend eine gewisse Spannung. Wem man letztendlich trauen kann und wem nicht, bleibt abzuwarten. Viele Entscheidungen bringen größere Wendungen mit sich und geben tatsächlich ein Gefühl, die Geschichte mitzubestimmen. Man schaut nicht nur zu, man ermittelt gleich mit. Dabei hilft auch die Archiv-Funktion der App. Hier sind alle bisher bekannten Informationen gespeichert. Es ist durchaus interessant einen Blick in die Datenbank der Personen zu werfen oder die Geschehnisse zu überfliegen.

Die Szenen sind stark inszeniert. Die schauspielerische Leistung ist auch vorhanden und die Charaktere wirken dank der guten Grafik durchaus realistisch. Hin und wieder macht sich aber auch ein Uncanny Valley-Effekt bemerkbar, dann schauen die Augen oder der gesamte Gesichtsausdruck einfach nicht echt aus, aber das ist noch alles verschmerzbar.

Nach ca. drei Stunden ist der interaktive Tatort auch schon vorbei. Genau richtig, um einen Filmabend zu füllen. Je nachdem, wie geschickt man sich angestellt hat, ist das Ende auch zufriedenstellen. Das Ende kann aber auch sehr überraschend kommen. Die Lösung des Spiels mag für den einen oder anderen etwas ernüchternd und stumpf wirken.

Fazit

Das Spiel hebt sich deutlich von den anderen Playlink-Titeln ab. Wir haben es hier nicht mit einem Partyspiel im klassischen Sinne zu tun. Die Mischung aus Film und Spiel kann für ein paar spannende Stunden sorgen. Hidden Agenda hat starke Momente, aber auch schwache Szenen und eine abruptes Finale. Dennoch macht das Spiel Spaß und hält auch in der Gruppe die Spannung aufrecht. Für 20 Euro bekommt man hier ein tolles Playlink-Spiel. Die kurze Spielzeit von zwei bis drei Stunden tun dem ganzen keinen Abbruch. Es wäre interessant zu wissen, wo die Reise bei einem Vollpreistitel hingegangen wäre. Ein ähnliches Konzept als Episodenspiel währe auch eine gute Gelegenheit für regelmäßige Spieleabende. Wer Interesse an interaktiven Storyspielen á la Heavy Rain, Beyond Two Souls oder Until Dawn hat, der ist mit Hidden Agenda auf der richtigen Spur.

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