Zurück in Alola

Im neuesten Pokémonstreich machen wir uns wieder einmal auf, um der Allerbeste zu werden, doch was ist das? Dasselbe Gebiet, dieselbe Grundgeschichte, dieselben Charaktere? Das scheint uns alles doch nur allzu bekannt vorzukommen. Also was ist denn nun so „Ultra“ an den „neuen“ Titeln? Vorneweg, es ist mehr, als es zunächst den Anschein hat.

Schnapp sie dir – fast – alle

Die Grundgeschichte ist uns wohlbekannt; nachdem wir uns für die Edition unserer Wahl entschieden haben, die sich von der jeweils anderen durch auffindbare Pokémon und diesmal auch umgekehrtem Tag- und Nachtzyklus unterscheidet, ziehen wir zusammen mit unserer Mutter und unserem treuen Haus-Mauzi aus Kanto nach Alola, wo wir unser erstes kampftaugliches Pokémon überreicht bekommen und uns den Inselprüfungen, sowie zahlreichen kampfwütigen Pokétrainern stellen müssen. Zur Seite stehen uns dabei die schon aus dem Vorgänger bekannten Charaktere Professor Kukui, der uns die neueste Ausgabe des Pokédex überreicht – Rotom inklusive versteht sich, unser Freund und Rivale Tali sowie das geheimnisvolle Mädchen Lili, dass ein seltenes Pokémon in ihrer Handtasche beherbergt und nicht viel von grausamen Pokékämpfen hält. Gemeinsam erkunden wir nach und nach den Inselkomplex, fangen zahlreiche niedliche Monster und legen der aufmüpfigen Jugendbande „Team Skull“ das Handwerk – soweit nichts Neues.

Doch wer genauer hinsieht, dem fallen bereits in den ersten Stunden einige Änderungen auf. So wird das Überreichen unseres ersten Taschenmonsters um einiges früher im Spiel angesetzt – eine gute Nachricht für all diejenigen, die nach einem bestimmtem Geschlecht oder Starter-Shiny farmen – und es tauchen beim Inselfest zwei bis dato unbekannte Gestalten auf, die zu einem mysteriösen Forscherteam gehören. Ob diese uns freundlich oder feindlich gesinnt sind, welche Absichten sie verfolgen und ob die vermummten Gestalten überhaupt menschlichen Ursprungs sind, bleibt zunächst im Dunkeln.

Z-Ringe und -Attacken bleiben im Spiel natürlich erhalten. Manche Inselprüfungen wurden überarbeitet und einige der Herrscherpokémon erhalten durch verbesserte Buffs ihrer Lakaien einen höheren Schwierigkeitsgrad. Auch gibt es das ein oder andere Pokémon mehr zu fangen, als in den direkten Vorgängern Sonne und Mond, darunter auch ein paar seltenere Exemplare bereits nach wenigen Spielstunden. So können wir mit etwas Glück schon nach der ersten Inselprüfung beispielsweise ein eF-eM fangen. Charaktere bekommen noch mehr Anpassungsfreiraum in Form von Kleidung und Frisur, das sehen wir schon gleich am Start, leider hat man aber irgendwie immer zu wenig Pokédollar für alles – oder der Kauf von Pokébällen muss eben auf später verschoben werden …

Wer ist ein braver Junge?

Wieder können wir unsere Lieblinge in der sogenannten Poképause streicheln und füttern. Direkt nach einem siegrechen Kampf gibt es die Möglichkeit unsere nass gewordenen Schützlinge trocken zu föhnen, ihnen Flusen aus dem Fell zu bürsten oder ihre Statusprobleme mit einem Wattebausch zu behandeln. Angenehm und ebenfalls aus dem Vorgänger bekannt ist auch die Funktion, gefangene Monster direkt ins Team aufzunehmen, ohne zum letzten Pokécenter zurückrennen zu müssen. Wer fleißig levelt rennt dann aber gezwungenermaßen trotzdem recht häufig zu Schwester Joy zurück um sich zu heilen, denn sowohl die Trainer als auch die wilden Pokémon auf Alola kennen nach wie vor keine Gnade. Auch benötigt man relativ früh im Spiel schon bessere Bälle, um die Fangrate zumindest etwas in die Höhe zu treiben. Vielleicht doch lieber ein neuer Haarschnitt anstatt dem süßen Wuffels? Beeren müssen nicht mehr gepflanzt werden, sondern finden sich jetzt in großen Haufen unter tropischen Palmen. Gebiete wurden erweitert und angepasst und es gibt neue Minispiele wie das Mantax-Surfen, welche das Surfen endlich etwas interessanter macht. Stellen wir uns dabei gut an, erhalten wir diverse Belohnungen. Im neu eröffneten Fotoklub können wir mit unseren Pokémon niedliche Schnappschüsse machen und auch die Kamera im Rotom-Dex wurde mit ein paar neuen Funktionen ausgestattet, die es uns ermöglichen noch hübschere Bilder von wilden Pokémon zu knipsen. Der Festival-Plaza bietet die Möglichkeit mit Spielern der ganzen Welt zu Tauschen und das ein oder andere Kämpfchen auszutragen. Auch einige NPCs bitten euch um Gefallen. Die dadurch erhaltenen Festival-Münzen könnt ihr dann in den verschiedenen Buden auf den Kopf hauen, um beispielsweise Kleidungsstücke umzufärben oder die Statuswerte eurer Pokémon zu trainieren.

Was glitzert denn da?

Ebenfalls neu im Spiel sind die sogenannten „Herrscher-Sticker“, die an jeder Ecke funkeln. Diese können wir sammeln, dann winkt uns eine Belohnung in Form eines Inselherrschers, den wir von Heinrich Eich überreicht bekommen – dem braun gebrannten Cousin des bekannteren Professor Samuel Eich aus Kanto. Sogar eine Handvoll neuer Attacken bringen die Ultraversionen mit sich. Diese nutzen allerdings lediglich die ebenfalls neuen Ultra-Bestien, die sich ins Spiel eingeschlichen haben.

Die größeren Änderungen im Spiel offenbaren sich allerdings erst im letzten Drittel unseres Abenteuers, wenn wir uns dann gezwungenermaßen mit dem Ultraforschungsteam und der mysteriösen Bedrohung „Necrozma“ auseinandersetzen dürfen. Hier offenbaren sich dann neue Areale, die sich über die sogenannte „Utrapforte“ erreichten lassen. Ein toller neuer Schachzug ist auch das von Oberbösewicht Giovanni gegründete „Rainbow Rocket Team“, der für seine Machenschaften die Bösewichte der gesamten Pokémonregionen vereinen konnte. Damit offenbart sich ein wirklich gelungenes Wiedersehen der etwas anderen Art mit allen bekannten Schurken aus den letzten zwei Jahrzehnten, die man ja irgendwie doch ein bisschen lieb gewonnen hat.

Grundlegende Spielmechaniken wie das Fangen der Monsterchen und dem Kämpfen bleiben natürlich nach wie vor der Linie treu – sonst wäre es ja kein Pokémon mehr. Optisch hat sich auch nix mehr verändert, viel mehr lässt sich aus dem Handheld aber so oder so nicht herauskitzeln. Stimmige Töne und atmosphärisches Inselflair sorgen für ein rundum angenehmes Spielerlebnis.

Fazit:

Pokémon Ultrasonne und Ultramond sind ganz klar keine eigenständigen Spiele. Location und Story bleiben weitestgehend gleich wie in den Vorgängertiteln. Trotzdem trumpfen die Spiele mit so vielen Neuerungen auf, dass man ihnen das gerne verzeiht. Wer hier also nur marginale Änderungen im Stil eines DLCs erwartet, ist ebenfalls auf dem Holzweg. Neue Minispiele, neue Individualisierungen und das mysteriöse Team Ultra, die von Giovanni gegründete Schurkenbande Rainbowrocket, noch mehr Pokémon und Ultrabestien sowie die Wurmlöcher in eine andere Welt machen Lust auf mehr. Der Festival-Plaza befriedigt den Drang sich mit anderen Spielern zu messen gleichermaßen wie den, den Pokédex zu vervollständigen und in der Poképause können wir unseren Lieblingen ganz nah sein und uns mit ihnen anfreunden – das Geld „noch mal“ für „dasselbe“ Spiel auszugeben lohnt sich also allemal. Für all diejenigen, an denen Pokémon Sonne und Mond aus unerfindlichen Gründen also vorbeigegangen sind, sollten spätesten jetzt zugreifen, für alle Fans der Vorgänger bietet sich die hier die Möglichkeit eine überarbeitete und nicht zu knapp erweiterte Alternativgeschichte zu erleben – mit zugegebenermaßen teilweise laaaangen Dialogen.

 

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