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Die ersten beide Thor-Filme aus dem Marvel-Universum befinden sich für mich eher am Ende der langen Rangliste aller Marvel-Filme. Vor allem der zweite Teil wollte unbedingt düster und ernst sein, das Ergebnis war jedoch ein wirres und unübersichtliches Kuddelmuddel. Nun startet Thor 3: Tag der Entscheidung im Kino und diesmal durfte Taika Waititi sein Glück mit dem, für Marvel-Standards bisher eher mittelmäßigen, Gott des Donners versuchen. Das Ergebnis: Ein gewaltiges und amüsantes Donnerwetter.

In Thor 3: Tag der Entscheidung wird Thor (Chris Hemsworth) mit seinem tot geglaubten Bruder Loki (Tom Hiddleston) wiedervereint. Loki hat auf Asgard, dank Odins Abwesenheit, die Herrschaft übernommen. Nun inszeniert Loki regelmäßig herrlich komische Theateraufführung der vergangenen Ereignisse. Das Ganze ist auch dank der prominenten Gaststars eines der frühen humorvollen Highlights des Films und deutet den Ton der Erzählung an die Taika Waititi in weiten Teilen anschlägt. Auf der Suche nach ihrem Vater Odin besuchen die beiden die Erde. Hier gibt Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) ein kurzes, äußerst unterhaltsames Gastspiel. Das Wiedersehen mit Odin wärt jedoch nur kurz und die Widersacherin Hela (Cate Blanchett) tritt auf den Plan. Nach einem kurzen Scharmützel verschlägt es Thor und Loki auf die andere Seite des Universums, den Planeten Sakaar. Hier finden der größte Teil der Handlung des Films statt und das eigentliche Spektakel beginnt.

Denn wie jeder der einen der zahlreichen Trailer gesehen hat weiß, wird Thor hier unverhofft mit seinem alten „Arbeitskollegen“ Hulk wiedervereint. In dieser Kombination entfalten sich nicht nur einige grandiose Actionsequenzen, sondern auch ein spaßiges Spiel mit den Archetypen und Klischees des Genres. In einer späten Szene des Films etwa, springt Bruce Banner, noch in seiner schwachen menschlichen Form, aus einem Helikopter mitten in die am Boden tobende Schlacht. Genre-Veteranen wissen natürlich sofort was Sache ist: Der Stress des Sprungs wird ihn zu Hulk transformieren, der dann mit einem donnernden Knall auf dem Boden der Schlacht landet, nicht wahr? Denkste! Mit einem kleinen „Plop“ knallt Bruce Banner unsanft auf die Oberfläche der Regenbogenbrücke. Ein Beispiel von vielen wie Taika Waititi und sein Team mit den Erwartungen des Publikums spielen und daraus sehr viele gelungene Gags generieren.

Soviel vorweg: In Sachen neue Charaktere glückt die Punktladung leider nicht ganz so formvollendet wie beim Humor. Doch beginnen wir mit den gelungenen Newcomern. Da wäre zum einen der „Großmeister“, seines Zeichens Herrscher von Sakaar. Dieser wird nicht nur brillant von Jeff Goldblum als eine überdrehte Version von sich selbst gespielt, sondern fügt sich mit seiner exzentrischen Art und buntem Stil hervorragend in Schauplatz und Ton des Films ein. Genauso großes Lob gilt Casting und Darstellung von Tessa Thompson als raue, saufende Valkyrie, die Thor zu Anfang des Films gefangen nimmt und als Gladiator an den Großmeister verkauft.
Etwas in den Hintergrund hingegen tritt der eigentliche Hauptbösewicht Hela (Cate Blanchett). Zum einen, weil sich ihre apokalyptische Vernichtungslust eher mäßig gut in den sonst so lockeren Ton des Films einfügt. Vielschichtige Schurkenpläne? Fehlanzeige. Zum anderen hat Hela einfach wenig zu tun und die Rückeroberung Asgards wirkt so lieblos umgesetzt wie das Design ihrer Superkräfte – von einer Göttin des Todes erwartet man irgendwie mehr als Dolche unterschiedlicher Größe zu werfen. Das ist es äußerst schade, denn eine Schauspielerin vom Kaliber einer Cate Blanchett hätte sicherlich viel dafür tun können, Marvels Schurken-Potpourri ein weiteres interessantes Mitglied hinzuzufügen. Etwas was in den Marvel-Filmen, trotz Ausnahmen wie Loki oder Ego (aus Guardians of the Galaxy 2) noch immer Mangelware ist.
Das was Hela tut wirkt, wie im Grunde der Großteil des (im englischen Original namensgebenden) Handlungsstrang um „Ragnarok“ eher wie ein etwas unhandliches Anhängsel der eigentlichen Haupthandlung um Thors und Hulks Flucht von Sakaar.

Diesen kleineren Schönheitsfehlern zum Trotz: Taika Waititi schafft es die von Fans und Kritikern seit längerem befürchtete Marveldämmerung weiter abzuwenden. Thor 3: Tag der Entscheidung ist eine unterhaltsame Achterbahnfahrt voller Charme, gelungener und oft herrlich überzogener Action sowie liebenswert skurrilen Charakteren.

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