Ob ihr wirklich richtig sitzt…

Es geht wieder nach South Park, der Heimat von Cartman, Kyle und Co. Aber auch der skurillen Schauplätze und Figuren, die die amerikanische Comicserie mit sich bringt. Offen gesprochen, South Park ist und bleibt nichts für sanfte Gemüter. Ähnlich wie bei Bayern München liebt oder hasst man es. In „der Stab der Wahrheit“ feierte die Serie ihr Debüt 2014 im Bereich der Rollenspiele. Auch wenn es ziemlich einfach gehalten war, so war es doch sehr amüsant.

Wer den Vorgänger nicht kennt ein kurzer Abriss. Als Spieler verkörpert man den „Neuen“, der nach South Park gezogen ist und Anschluss sucht. Man muss sich eine der zwei Cliquen, die die Fraktion Mensch oder Elfen verkörpert, aussuchen. Die „rektakuläre Zerreißprobe“ beginnt dort, wo der Stab aufgehört hat. Man findet sich kurz im Fantasy Milleu wieder und wird einem Tutorial gleich erzählerisch in die neue Story hineingeführt. Schliesslich ist Fantasy mittlerweile out und die Welt der Superhelden ist nun angesagt! Cartman ist mittlerweile The Coon und Anführer der Coon and friends. Wie es sich gehört, hat er auch entsprechende Franchise Pläne für sich und seine Superhelden. Kinofilme, Serien, Spielzeug und Flammenwerfer sollen den Markt überschwemmen und vor allem ihm zu Macht und Reichtum helfen. So kommt es ziemlich passend, dass eine Belohnung für das Finden einer verschwundenen Katze in Höhe von 100 Dollar ausgeschrieben wurde. Doch leider hat das andere Superheldenteam, die Freedom Pals, gleiche Absichten. Schnell kommt heraus, dass es noch viel schlimmer um South Park bestellt ist, als es den Anschein hat!

Der geheime Plan von Cartman AKA The Coon

Achtung! Arschbombe!

Das Rollenspiel mit rundenbasierten Kämpfen geht in die nächste Runde. Sechstklässler, Vampire, Rentner und viele weitere sind nun eure natürlichen Feinde, die es gilt, mit gut gewählten Manövern zu bekämpfen. Wie es sich gehört, wurde das Kampfsystem überarbeitet und angepasst. Ihr bewegt euch bei eurer Runde über das Feld und könnt verschiedene Attacken oder „Zauber“ ausführen. Von Heilung über Hiebe zu Vergiftung könnt ihr euch im Laufe der Zeit eure Favoriten aussuchen und so eure zur Verfügung stehenden Slots belegen. Die Komplexität der Kämpfe steht dabei eher im Vordergrund und bietet für erfahrene Spieler im normalen Schwierigkeitsgrad gar keine Herausforderung. Um euch und euren Charakter genretypisch auszustatten gibt es verschiedene Heldenklassen. Der Tank, der Damage Dealer, Heiler und Unterstützer, sowie einige weitere Klassen stehen euch dafür zur Auswahl. Im weiteren Verlauf könnt ihr euch auch verschiedene Klassen aneignen und mischen um so zum ultraschnellen Brutalo zu werden, der wie eine Mischung von Flash und das Biest aus Fantastic Four daher kommt. Natürlich dürfen bei einem Rollenspiel die Begleiter nicht fehlen. Diese werden nach bestimmten Missionen freigeschaltet, damit ihr euer vierköpfiges Team später so besetzen könnt, wie es am besten passt.

Das Kampffeld – Mädels verprügeln nicht so leicht gemacht

Wunder-Arsch oder Wie soll ich mich als Superheld nennen?

Eher untypisch für ein Rollenspiel ist die fehlende Möglichkeit der Charakterentwicklung. Zwar habt ihr verschiedene Attribute, wie Stärke und Agilität, ihr könnt diese jedoch nach einem Levelaufstieg nicht direkt verändern. Im Gegensatz zum „Stab der Wahrheit“ habt ihr als Superheld auch keine Waffen, mit denen ihr euch Ausstatten könnt. Stattdessen bekommt ihr freischaltbare Slots für Artefakte. Diese verbessern wiederum eure Attribute und geben, je nach Art, zusätzliche Boni im Kampf auf den Straßen von South Park. Neben der Erkundung machen die Kämpfe einen wesentlichen Teil des Spiels aus. Inhaltlich kann es schon sehr witzig werden, wenn Sechtsklässler euch anpöblen und den Garaus machen wollen. Doch sie sollten es nicht übertreiben. Schliesslich steht jedem Charakter ein Supermove zu. Dieser lädt sich mit der Zeit auf und ist schneller verfügbar, wenn ihr bei einem gegnerischen Angriff schnell reagiert. Spätestens dann wird der Kampf auch optisch interessant, wenn Fastspeed Anlauf um den Erdball nimmt oder Mosquito Heerscharen an Insekten beschwört. Natürlich nutzen sich diese Sequenzen mit der Zeit ab. Doch egal, wie mächtig die Superkräfte der anderen sind. Es gilt eure Furzkraft zu besiegen. Als Wunder-Arsch liegt es an euch, mit geballter Kraft das wichtigste Organ im Spiel so zu nutzen, damit die Coons am Ende siegreich sind.

Der Megafurz im Einsatz

Obwohl die Kämpfe wichtiger Bestandteil sind, gilt es vor allem, die Welt von Cartman und Co. zu erforschen und so nützliche Gegenstände zu Tage zu fördern. Bereits zu Beginn werdet ihr durch die Stadt geschickt und löst so verschiedene Missionen. Unterstützt werdet ihr durch eine jederzeit nutzbare Karte, auf der ihr die Missionsziele und vor allem die Umgebung einsehen könnt. Zu Beginn sind einige Durchgänge mit „Lava“ gesperrt, so dass ihr diese nicht passieren könnt. Man muss zugeben, dass die Lauferei durch die Stadt irgendwann ihren Reiz verliert. Inspiziert man zu Beginn des Spiels jedes Haus, ist man später froh, wenn man zeitig von einem zum anderen Punkt kommt. Über die Stadt sind Schnellreisepunkte verteilt, die euch dies verkürzen sollen. Leider müssen diese erst aktiviert werden und sind zusätzlich recht spärlich verteilt. In den Häusern findet ihr so allerhand Sachen. Die Objekte sind aber so platziert, dass es auch Sinn macht. Essen und Getränke gibt’s im Kühlschrank wogegen Taschentücher und Sexspielzeug eher im Schlafzimmer zu finden sind. Mit den Objekten könnt ihr verschiedene Gegenstände Craften, die euch im Verlauf des Spiels nützlich sein können. Aber es ist auch wichtig, viele Social Media Freunde zu finden. Über die Plattform Coonstagram, die überhaupt nichts mit Instagram zu tun hat, müsst ihr Selfies mit den Bewohnern hochladen. Dadurch erhaltet ihr wertvolle Follower im Vormarsch eurer Coon Fangemeinde.

Vorsicht vor den Priestern

Morgan Freeman lebt doch!

Als kleine Herausforderung und wie es sich für einen „Wunder-Arsch“ gehört, dürft ihr nicht einfach so an den verschiedenen Örtlichkeiten vorbei gehen. Hier gilt es, einen ordentlichen Bob in die Bahn zu schieben. Mit verschiedenen Tastenkombinationen bei unterschiedlichen Schwierigkeiten könnt ihr so zum Schüsselmeister werden. Daneben gibt es auch noch weiter Missionen, bei denen ihr z.B. Bilder sammeln oder andere Gegenstände beschaffen müsst. Zurück durch die Stadt trefft ihr auch bekannte Gesichter aus der Serie. Wo sonst, als bei Morgan Freeman, gibt es ordentliche Rezepte fürs Craften? Aber auch jemand wie Randy Marsh gilt es zu finden. Fans kommen auf jedenfall auf ihre Kosten. Vor allem solche, die auf die Original Synchro zurückgreifen. Die englische Sprachfassung ist, wie die deutsche, mit den Original Sprechern besetzt. Dabei kommen der Fäkalhumor und die satirischen Seitenhiebe auf englisch um einiges besser zur Geltung. Obwohl die Vertrautheit im Deutschen vorhanden ist, wurde teilweise doch zu sanft oder falsch übersetzt, was Gott sei Dank selten auffällt.

Voll auf die Fresse mit der Superattacke

Fazit

South Park ist ganz eindeutig für den Arsch! Doch muss man hier differenzieren und hinzufügen, dass es eher positiv gemeint ist. Die Story um Coon und seine Freunde ist so, wie es sich für eine ordentliche South Park Folge gehört. Man bleibt immer am Ball und wird mit dem bekannten Humor gut unterhalten. Auch die Darstellung der Figuren bei der Erkundung der Stadt wirkt, wie im Fernsehen. Fans der Serie und Liebhaber des Stabs der Wahrheit werden definitiv auf ihre Kosten kommen. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es einige leichte Verbesserungen im Kampfsystem oder bei den Missionen. Auch der Wegfall der Waffen finde ich persönlich als verschmerzlich. Leider bleibt „Die rektakuläre Zerreißprobe“ ein sehr einfaches Rollenspiel mit einem extremen Unterhaltungswert. Die Frage ist, ob es nicht sogar ausreicht. Wer gar keinen Bezug zu South Park hat sollte einen Bogen um das Spiel machen. Wie schon beim Vorgänger werden überwiegend Fans der Serie angesprochen und Seitenhiebe oder Handlungen aus dieser aufgegriffen. Nichts desto trotz ist es ein sehr unterhaltsames „Rollenspiel“, mit kleinen Makeln, über die man gut hinwegsehen kann!

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