Haku ist zurück!

Mit Utawarerumono – Mask of Truth schließt sich die Geschichte des Landes Yamato. Der Titel stellt den finalen Teil der Serie und der Geschichte von Protagonist Haku dar.

Schon im Jahre 2002 erschien der erste Utawarerumono-Titel, der in sich jedoch weitestgehend abgeschlossen war. Auch ein gleichnamiger Anime (Utawarerumono – Heldenlied, 2006) wurde produziert. Im Frühling dieses Jahres gelang Utawarerumono – Mask of Deception der Sprung in den Westen. Ein neuer Handlungsstrang, der sich um den an Gedächtnisverlust leidenden Haku dreht. Dieser muss sich in einer neuen Welt, bevölkert von ihm fremdartigen Humanoiden mit tierischen Öhrchen und Schwänzen zurechtfinden.

Der neue Oshtor

Mask of Truth versucht zwar die Ereignisse des Vorgängers so gut es geht zusammenzufassen, ohne den Vorläufer gespielt zu haben macht das Ganze aber trotzdem alles wenig Sinn. Wer vor hat sich auf die Serie einzulassen, sollte also zumindest mit Mask of Deception starten.

Nach der Flucht aus Yamato und dem tragischen Tod Oshtors versucht Haku so gut es geht in dessen Charakter und Akuruka, der mächtigen Maske, zu schlüpfen. Nur Nekone weiß, dass sich Haku als Oshtor ausgibt und der Gruppe vorgaukelt, er selbst wäre gestorben. Und so betrauern unsere Freunde unseren Tod, während wir ihnen ständig ins Gesicht lügen müssen. Doch die zerfallene Truppe und auch das Land braucht nun mal einen Anführer wie Oshtor und so wird die Farce aufrechterhalten. Haku spielt die Rolle mit Nekones stetiger Unterstützung sogar so gut, dass nicht einmal die Mutter Oshtors an seiner Identität zweifelt. Trotz unveränderter Stimme und alten Gewohnheiten durchschauen auch uns nahestehende Personen das Spiel nicht.

Doch mit der neuen Rolle folgt auch neue Verantwortung und Haku muss nun viele Dinge regeln, die ein Truppenführer eben zu erledigen hat. Beispielsweise der kranken Prinzessin zur Genesung zu verhelfen, sich für den anstehenden Krieg gegen Tuskur wappnen, auf dessen Seite auch unsere treue Gefährtin Kuon steht und die ominöse Doppelgängerin der Prinzessin stürzen, die es sich auf dem Thron gemütlich gemacht hat. Noch dazu kommen die täglichen Anliegen unserer Weggefährten, die wir bei Laune halten müssen.

Gut Ding will Weile haben …

Viel zu tun also diesmal? Naja, eher wieder viel zu lesen. Nach wie vor liegt der Hauptaspekt auf der Novelle, die in Englisch geschrieben und in Japanisch synchronisiert im Westen veröffentlicht wurde. Synchronsprecher klingen – soweit wir das mit unzureichenden Japanischkenntnissen beurteilen können – aber durch die Bank sehr ordentlich bis herausragend. Auch die musikalische Untermalung weiß mit neuen und alten Liedern wieder zu bezaubern.

Nur alle zwei Stunden folgt ein storyrelevanter Kampf im rundenbasierten SRPG-Stil, in welchem wir uns Gegnern stellen müssen. Reihum wird gezogen und angegriffen, jeder Charakter hat dabei eigene Fähigkeiten und Reichweiten sowie ein eigenes Element, das ihm gegenüber Feinen einen Vor- oder Nachteil einbringt. Auch kooperative Attacken, die von mehreren Protagonisten ausgeführt werden, werden später Teil des Spiels. Stellen wir uns im Kampf gut an, so folgt manchmal ein „ZOC-Active“, welches uns ermöglicht mehrmals hintereinander anzugreifen. Nachdem unsere Truppe fertig ist, sind die Gegner an der Reihe. Auch das kritische Treffersystem wurde beibehalten, bei dem wir mit richtig getimten Drücken der X-Taste einen höheren Schaden austeilen oder Angriffen ausweichen können. Einige magische Angriffe müssen dagegen erst zurückgehalten und zum richtigen Zeitpunkt wieder „freigelassen“ werden. So schleicht sich immerhin doch ein Hauch von Finesse ins Kampfgeschehen. Auch dürfen wir diesmal beispielsweise Gegenstände ausrüsten oder einen Bonus auf Statuswerte verteilen, was im Vorgänger noch nicht möglich war. Die Benutzeroberfläche wurde leicht verändert und ist nun etwas verständlicher. Die Kämpfe sind zwar nach wie vor sehr spärlich verteilt, scheinen diesmal allerdings dafür etwas länger anzudauern, als im Vorgänger. Läuft mal einfach alles schief, so können wir mehrere Züge im Gefecht zurückgehen oder den Kampf auch als Ganzes wiederholen. Außerdem können absolvierte Kämpfe auch jederzeit zwischen den Sequenzen und Gesprächen wiederholt werden, um unsere Schützlinge vor anstehenden Missionen noch etwas aufzuleveln. Dazu stehen uns außerdem die „Scheinkämpfe“ zur Verfügung, in denen wir unsere Helden in zufällig gewählten Teams gegeneinander antreten lassen. Alles in allem sind die Kämpfe aber recht simpel und gehalten und treiben uns sowohl im normalen als auch im schweren Modus nur selten den Schweiß auf die Stirn.

Hübsch wie eh und je

Hintergründe und auch Charaktere sind hervorragend detailreich und stimmungsvoll gezeichnet, die meisten Spritesheets wurden allerdings einfach aus Mask of Deception übernommen. Wenigstens ein paar neue Kleider wären der Heldentruppe doch vergönnt gewesen, die nun schon immerhin seit einem halben Jahr in derselben Kluft herumspazieren muss. Auch bei der Animation gibt es leider keine Fortschritte – so hübsch die Zeichnungen sind, es bleiben eben dieselben, immer starren Bilder, die man schon aus dem Vorgänger kennt. Bei einem Spiel, das zu 90% darauf abzielt mit Optik und Story zu punkten, fällt dies leider negativ ins Gewicht. Wieder müssen wir uns bewusst machen, dass es sich hier nun mal um eine echte Hardcore-Novelle handelt, bei der wir etliche Stunden damit verbringen zu lesen, zu beobachten und vor allem aufmerksam der Geschichte zu folgen, ansonsten könnte die Handlung doch schnell mal ans uns vorbeihuschen. Leider ist nach wie vor das meiste Geplapper zwar nicht gerade storyrelevant, aber man weiß ja nie … Auch gibt es wieder viele, viele Nackedei-Szenen, die noch übertriebener und eindeutiger dargestellt sind, als im Vorgänger. Zusammen mit ein paar blutigen Szenen schlägt PEGI nachvollziehbar vor, das Spiel erst ab 16 Jahren zu konsumieren, die USK ist da mit 12 Jahren etwas kulanter.

Unverändert im Spiel bleibt auch die steinzeitartige 3D-Grafik, die sich innerhalb der Schlachten offenbart. Diese Anhäufung an bizarren Polygonklumpen, die sich stocksteif auf dem Feld fortbewegen, hätte auch schon vor zehn Jahren mehr als alt ausgesehen. Dass das Spiel in Japan schon letztes Jahr und noch dazu auf der Last-Gen-Konsole erschien, lindert das Urteil also nur minimal.

Nicht unterschätzt werden sollte auch die englische Sprache, die wieder auf hohem Niveau ist. Maroro beispielsweise versteht man nach wie vor als Nicht-Muttersprachler nur sehr sehr schlecht, da dieser in einem altertümlichen Akzent daherredet.

Fazit:

Wiedermal benötigt ihr einen langen Atem und viel Durchhaltevermögen sowie umfassende Englisch- (oder Japanisch-) -kenntnisse um den ca. 50 Stunden umfassenden Titel genießen zu können. Kämpfe sind halt „irgendwie da“, die Kreuzung aus Novelle und taktischem Kampfgeschehen ist zwar ein guter Ansatz, da ist aber auch noch genügend Luft nach oben. Als Designer stört es mich wirklich sehr, dass so viele Spritesheets einfach recycelt wurden. Kann man den Leuten nicht wenigstens was anderes Anziehen? Eine leicht veränderte Frisur? Oder marginale Animationen einbauen, und sei es nur ein Blinzeln ab und zu… Nein, es wirkt alles sooo steif. Trotzdem muss man dem Spiel die einzigartigen, liebenswürdigen und wunderschön gezeichneten Charaktere natürlich zugute halten. Die überzeugt, auch wenn wiedermal viel zu viel um den heißen Brei herumgeredet wird. Wer voyeuristisch veranlagt ist, kommt hier außerdem noch mehr auf seine Kosten, als im Vorgänger – Nacktheit scheint der ständige Begleiter in Utawarerumono. Falls euch die Story trotzdem so fasziniert hat wie mich, müsst ihr über die Ecken und Kanten des Titels eben großzügig hinwegsehen.

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