Ein Kung-Fu Abenteuer mit Focus auf Online-/ Mehrspielermodus? Hört sich interessant an. Gleich mal schauen wie der Hau-Drauf-Titel, der für PS4 und PC erscheint, abschneidet.

Zuallererst steht ihr jedoch dem wenig spektakulären Charaktereditor gegenüber. Die Frage nach eurer Herkunft stellt sich als überzogen heraus, da ihr dem Charakter mit dem fiktiv gewählten Land keine tolle Hintergrundgeschichte verpasst, sondern lediglich einen bestimmten Hautton. Dazu dürft ihr das Geschlecht und die Frisur eures Charakters auswählen. Frisuren sind spärlich, aber immerhin gibt’s einige Haarfarben. Dann war´s das auch schon mit der individuellen Anpassung, da durch die stets getragene Maske auch keine Gesichtsdetails nötig sind. Nur eine Sache wäre noch wichtig, unser Kampfstil. Je nach Vorlieben können wir aus Kahlt, Windfall und Forsaken auswählen. Kahlt, der einsteigerfreundlichste der Stile, bietet ausgeglichene Statuswerte und die Fähigkeit generische Angiffe zu „absorbieren“. Der Windfall-Stil bietet viel Beweglichkeit und ermöglicht es Angriffen auszuweichen, richtet dafür aber weniger Schaden an als andere Klassen. Forsaken ist am schwersten zu spielen und bietet am wenigsten Ausdauer, hat allerdings den stärksten Angriffswert. Außerdem können Spieler, die sich für diesen Stil entscheiden gegnerische Angriffe parieren. Im Lauf des Spiels kann außerdem noch ein weiterer, Stil, der sogenannte „Stagger“ freigeschaltet werden.

Wer bin ich und was mach ich eigentlich hier?

Nach dem Charaktereditor starten wir anschließend in Lumpen bekleidet ins Spiel. Ein Mann wählt uns aus einer Anzahl an Rekruten aus und führt uns einem Lichtwesen vor, von dem wir besagte Maske erhalten. Wie wo was? Für Fragen bleibt keine Zeit, denn dann befinden wir uns auch schon mitten im Spielgeschehen. Die grundlegende Steuerung sowie der Weg ins Abenteuer müssen erst mal selbst herausgefunden werden. Nach den ersten Schritten findet sich auch schon der erste Abgrund – aha, wir können also abstürzen. Auch Schwimmen ist nicht so des Maskenträgers´ Ding, wie sich später herausstellt. Abstürze und Ertrinken werden euch später noch viele, viele Ingame-Tode bescheren. Aber weiter im Text, bzw. den Weg entlang. Plötzlich poppt ein Fenster auf – kann es sein? Ja tatsächlich, das ist ein Tutorial! In Textboxen mit kleinen Bildchen wird uns erklärt, wie wir zu kämpfen haben. Die steinernen Statuen bleiben allerdings trotz unserer beachtlichen Hiebe und Tritte in die Luft gänzlich unbeeindruckt – Spielverderber! Also weiter geht´s zu den ersten menschenähnlichen Wesen. Die soll ich jetzt also niedermähen? Und warum? Als Pazifist will mir der Sinn der Sache zwar nicht so ganz einleuchten, aber das Tutorial ist auch mit friedvollen Zivilisten unerbittlich. Also nieder mit dem … Feind?

Schon im Tutorial wird klar; ohne einen Controller kann das Spielen am PC zur echten Zumutung werden. Mit der ziemlich komplizierten Steuerung per Maus und Tastatur wird man bei diesem Titel nicht glücklich. Habt ihr vor, das volle Kung-Fu-Potenzial auszuschöpfen, ist der Controllereinsatz daher Pflicht. Ob mit Maus oder Controller, irgendwie boxen und treten wir uns also durchs die Vorgaben. Jede Ecke wird nach seltenen Items durchsucht, jede Karaffe umgehauen, nur um die ernüchternde Erkenntnis zu erlangen: Hier gibt’s nix. Also so gar nix. Nach einiger Zeit wird klar, dass es Ausrüstungsgegenstände lediglich in gelb leuchtenden Steinhaufen gibt. Das macht die genaue Erkundung eines Gebietes also überflüssig.

Die rechte und die linke Faust des Teufels

Nach erfolgreicher Absolvierung des Tutorials geht’s dann in die „richtige“ Spielwelt. Ein stocksteifer NPC erklärt uns in knappen Sätzen, was wir hier zu tun haben. Wir sind Anwärter für eine Kampfschule und müssen uns Beweisen, indem wir zahlreichen Leuten eins über die Rübe ziehen. Weil, die Welt wurde aus Torheit der Menschen zerstört, und das Gelände ist jetzt ein Übungsplatz für Absolver. Ä-hä? So viel also zur tiefgründigen Story. Haben wir im Startbildschirm die Option „Offline“ gewählt, starten wir im PvE, ansonsten im PvP. Einziger Unterschied: beim PvP werden eine Handvoll andere Onlinespieler eingeblendet, mit denen wir uns jederzeit kloppen oder Koop-Modus die Gegend erforschen können. Auf einen Chat wurde verzichtet, Interaktionen zwischen Spielern finden nur durch wenige Gesten statt.

Während das Spiel im PvE-Modus auf dem PC trotz kleiner Atemaussetzer der Lüftung sauber läuft, sieht das im PvP ganz anders aus. Zahlreiche Bugs und Glitches machen die Multiplayer-Erfahrung zeitweise zur Tortur. Das Spiel stürzt ab, der Boden befindet sich in Brusthöhe und sowohl reale Spieler als auch NPCs verschwinden schon mal ohne ersichtlichen Grund oder sind plötzlich nicht mehr angreifbar. Gerade letzter Punkt wird enorm ärgerlich, wenn wir immer wieder versuchen uns einem Gegner zu Stellen und dieser uns kurz vor seinem Dahinscheiden einfach ignoriert und unverwundbar wird.

Dazu muss gesagt werden, dass wir von Gegnern Erfahrungspunkte erhalten, Level aufsteigen und nur so unsere Attribute wie Vitalität, Stärke oder Gewandtheit aufbessern können. Außerdem können wir von anderen Gegnern neue Fertigkeiten lernen, wenn diese oft genug gegen uns eingesetzt werden. Die einzelnen Angriffe wählen wir dann im Pausenmenü während der Meditation aus verknüpfen diese zu neuen Angriffsketten. Dies ermöglicht nach einiger Zeit also einen sehr individuellen Kampfstil, jedoch nicht ohne Grinding.

Die Open World die euch Absolver bietet, ist recht überschaubar. Es gibt ca. sechs Gebiete, in denen die jeweiligen Bossgegner zu finden sind und das war´s. Leider ist das Finden dieser Orte und speziell der Gegner nicht immer ganz so leicht, eine Minimap steht zur Orientierung nicht zu Verfügung. Nur an einem der wenigen Schreine im Spiel können wir die gesamte Karte, die aussieht wie drei Ballons die durch wenige dünne Schläuche verbunden sind, ansehen. Sehr genau ist diese deshalb auch nicht. Für Menschen wie mich, deren Orientierungssinn dem von Ryoga aus „Ranma1/2“ gleicht, keine allzu leichte Aufgabe.

Kleider machen Leute

Wie bereits erwähnt, finden wir neue Kleidungsstücke in Steinhaufen. Dabei scheint es ganz zufällig zu sein, was sich unter dem jeweiligen Stapel verbirgt. Die Kleidung beeinflusst sowohl unsere Statuswerte, als auch das Gewicht unserer Rüstung. Mit mehr Rüstung können wir uns wiederum schlechter Bewegen – ein Jammer. Wir müssen also stets abwägen, ob die eingeschränkte Beweglichkeit einer besseren Verteidigung weichen soll.

Die Grafik macht einen recht ordentlichen Eindruck. Auch wenn die größtenteils minimalistische Umsetzung nicht jedermanns Sache ist, wirkt sie doch in sich solide und rund.

Leider sind im Land von Absolver alle Menschen stumm. Auf eine Synchronisation wurde verzichtet und auch einen Soundtrack gibt es nicht. Die Welt lebt lediglich von einigen Ambientsounds.

Fazit:

Also ganz ehrlich; mein Ding ist Absolver leider nicht. Massenhaft Tutorials selbst nachzulesen im Menü – wie ich es liebe. Stundenlang habe ich versucht mir Techniken einzuprägen und Schläge richtig zu timen, irgendwie hat es bei mir aber dann doch um einiges besser mit simplen Button Mashing funktioniert. Das frustet – und zwar nicht gerade wenig. Ohne ewig langes Grinden gewinnen wir hier außerdem keinen Blumentopf und mit Ausrüstungsgegenständen und Waffen muss man halt Glück haben, wenn man was Gutes finden will – meh. Auch wirkt die Welt gerade im PvE relativ leer, es gibt keinen Soundtrack, NPCs und Gegner sind nicht synchronisiert. Auf Dauer macht ihr auch immer wieder dasselbe, Abwechslung Fehlanzeige. Im PvP-Mode dagegen herrscht an manchen Tagen Totalausfall und ist dann dank der Bugs so gut wie unspielbar. Was ist da denn mit den Servern los Sloclap? Eine gut durchdachte Idee mit viel Potenzial nach oben, ja, aber es hapert einfach noch etwas an der Umsetzung. Wenn ihr einiges an Geduld und Frustresistenz mitbringt, kann der Titel natürlich trotzdem Spaß machen. Das Decksystem, in dem ihr eure Angriffe zusammenstellt, ist durchaus interessant und für Spieler die sich darauf einlassen können, bietet dies allein schon einen Kaufanreiz.

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