Die Fahrt zu Nintendo ist jedes Jahr wie der Weg zu einem Treffen eines Geheimbundes. In der Straßenbahn Richtung Bürostadt blickt man sich verstohlen um und versucht, Verbündete zu identifizieren. Da vorne auf dem Vierer ein Typ mit Hylia-Schild Rucksack, zwei Reihen weiter ein Kerl mit tätowierten SNES Controller auf dem Unterarm. Wir sind kein besonders geheimer Geheimbund. Ein kurzes, verschwörerisches Zunicken: Wir haben alle das gleiche Ziel. Und das lautet Post E3 Event bei Nintendo.

Im Folgenden meine ungefilterten Eindrücke der Spiele, die ich in Frankfurt anschauen durfte – geordnet von „ganz gut“ zu „Spitzenklasse“.

Platz 8: Fifa 18

Erste Station ist unweigerlich der FIFA 18 Stand. Da kann ich nicht aus meiner Haut – wie im letzten E3 Podcast bereits gestanden, geh ich EA Sports jedes Jahr aufs Neue auf den Leim. Wer die Lizenzen der großen europäischen Ligen besitzt, braucht keine Lebensversicherung mehr.

Die gezeigte Demo war für keinen FIFA-Interessierten eine Überraschung und beinhaltete die vier wohl besten Teams derzeit: Bayern München, Chelsea London, Real Madrid und Gamba Osaka. Gefühlt würde ich sagen, dass die Flanken mehr Sensibilität erfordern als im Vorgänger und Fernschüsse lieber den Weg ins Tor finden. Aber mit vorschnellen Urteilen bin ich nach den letzten Jahren FIFA vorsichtig, wo sich das Spielgefühl zwischen Demo und fertigem Spiel noch signifikant änderte.

Übrigens bekam ich in buchstäblich letzter Minute noch ein Gegentor zum 2 – 2. Grund: Phillip Lahm zieht sich einen Krampf zu und begibt sich mitten im Konter in die Waagerechte. Vielleicht doch ganz gut, dass diese Legende schon abgetreten ist. Seine Aufstellung als Rechtsverteidiger der Bayern wird wohl eine der Dinge sein, die sich bis Release am 29. September noch ändern werden. Wer die Wahl hat, sollte die Xbox oder PlayStation Variante der Switch Portierung doch wohl vorziehen.

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Platz 7: Arms

Da dieser Titel schon offiziell erschienen ist, werde ich mich hier kurzfassen. Das Ding macht im lokalen Multiplayer schon richtig Spaß, wenn sich zwei Kontrahenten etwa auf Augenhöhe begegnen. Dass jemand mit einem Pro Controller wohl immer einen Gegner mit Bewegungssteuerung schlagen wird, sollte man dringend versuchen auszublenden, denn dann ist es eben nur ein mittelmäßiges Kampfspiel. Ein bisschen als würde man einen Shooter Controller gegen Maus/Tastatur spielen. Mit der super funktionierenden Bewegungssteuerung ist es immer noch kein Virtua Fighter, aber es gibt eine bessere Passung zwischen Eingabe und Tiefe des Kampfsystems. Also liebe Switch-Besitzer: Unbedingt mal anspielen!

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Platz 6: Fire Emblem Warriors

Jau. Ganz im Ernst: Hier hat niemand Innovation erwartet und genauso ist es auch gekommen. Euch erwartet hier Ein Musou-Game im Fire Emblem Universum. Wenn euch Dynasty Warriors, oder seine verwandten im Umfeld von Gundam, One Piece oder Zelda getaugt haben, macht ihr auch hier nichts falsch. Um die Tradition der Bindungen von Charakteren in der Fire Emblem Serie zu ehren, existieren verheerende Duo-Angriffe, die in den feindlichen Klonarmeen ordentlich aufräumen. Am besten, ihr schaut euch mal Hyrule Warriors an und entscheidet dann, ob ihr quasi das gleiche Spiel mit Fire Emblem Thematik diesen Herbst spielen wollt.

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Platz 5: Splatoon 2

Nach dem großen Erfolg von Splatoon erscheint folgerichtig Ende Juli bereits der Nachfolger für die Nintendo Switch. Und auch hier würde ich von einem Volltreffer sprechen. Die kurzweiligen 4 on 4-Matches vor Ort waren durch die Bank weg spaßig und immer gut besucht. Am guten Gunplay aus dem ersten Teil wurde gefühlt nichts verändert – und nach wie vor komm ich hier mit der Bewegungssteuerung ebenfalls nicht gut zurecht und setze auf die beiden Analogsticks. Asche auf mein Haupt.

Bei den Journalisten vor Ort war der Skill-Level äußerst unterschiedlich stark ausgeprägt, aber selbst wenn nur Klone von mir an den Stationen gestanden hätten, wäre es schwierig das Balancing der verschiedenen Waffen zu beurteilen. Von der Standard Farbkanone, zu Dual-„Uzis“ über die Minigun und das Sniper Gewehr bis hin zum großen Farbroller ist alles vorhanden, mit dem man möglicherweise Farbe auftragen könnte. Vor Ort gewannen eher diejenigen, die versuchten auf mittlere Distanz zu kämpfen – aber was will das schon heißen. Zu den verschiedenen Waffen gesellen sich noch Ausrüstungsgegenstände wie Hüte und andere Klamotten, die die Attribute der Charaktere leicht veränderten und zum Beispiel die Kapazität des mitgeführten Farbtanks erhöhen.

Splatoon 2 scheint eine sichere Sache. Ich bin immer noch skeptisch, ob man an einer Konsole im Handheldmodus mit vier Joy-Cons jetzt unbedingt spielen muss, so wie uns der Switch Trailer uns damals zeigte. Aber am Fernseher und mit einem Handheld pro Spieler, ist das schon ein sehr rundes Ding.

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Platz 4: Mario & Rabbids: Kingdom Battle

Einer der großen Hingucker der Messe war das Joint Venture von Nintendo und Ubisoft. In einer 20minütigen Demo durfte ich mal Hand anlegen und habe nur Gutes zu berichten. Wir laufen mit unserer Entourage aus Nintendo-Charakteren und Rabbids durch die Level, lösen kleinere Rätsel, sammeln Münzen und finden in Schatztruhen Blaupausen für neue Waffen. Im Austausch für die gesammelten Münzen erwerben wir die gefundenen Kanonen für unseren Squad.

Wenn wir auf der Map in eine der eingestreuten Arenen (gut zu erkennen an den hüfthohen Deckungsmöglicheiten) tappen, wird in den Kampfmodus gewechselt, der tatsächlich sehr mit XCOM vergleichbar ist. Wir versuchen uns auf dem Schlachtfeld taktisch gut zu positionieren, um den Feind bestmöglich flankieren und so hohen Schaden verursachen zu können. Dabei gilt es die Eigenheiten der Maps auszunutzen. So gibt es beispielsweise Röhren, die hinter die feindlichen Linien führen und einen Überraschungsangriff ermöglichen oder einen angeleinten Kettenhund in der Mitte eines Schlachtfeldes, der entscheidend in den Kampf eingreifen kann.

Die Gefechte in der Demo waren vergleichsweise einfach. Jedoch traue ich dem Titel zu, später durchaus noch mehr Tiefe zu bekommen. Auf die Skilltrees und die Teamzusammenstellung hatte ich in der Demo beispielsweise noch keinen Zugriff. Mit den richtigen Fähigkeiten im Squad und den bereits existierenden, gut umgesetzten Combo-Aktionen unserer Squadmitglieder, kann man jedoch auch hier ein gutes Spiel erwarten – vorausgesetzt ihr könnt mit dem Rabbids-Humor etwas anfangen oder ihn wenigstens tolerieren. Ende August wissen wir jedoch schon mehr!

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Platz 3: Metroid: Samus Returns

Bereits am 15.9. erscheint die Reimagination von Metroid 2 auf Nintendos zahlreichen Varianten des 3DS. Einmal mehr betreten wir den Planeten SR 388, der sich audiovisuell hier von seiner allerbesten Seite zeigt.

Doch auch inhaltlich hat sich der Titel von 1992 an die heutigen Befindlichkeiten angepasst, welche im Prinzip darauf hinauslaufen, Metroid zugänglicher zu machen. Dazu gehört Automapping mit der Möglichkeit, eigene Marker auf der Karte zu setzen, ein Free-Aim Modus, sodass nicht nur in 45° Winkeln gezielt werden kann, die Möglichkeit sich an Felsvorsprüngen festzuhalten, ein Scan-Puls, der die umgebende Karte aufdeckt und zerstörbare Levelteile highlighted und viele andere kleine Anpassungen. Besonders hervorstechend ist der Melee-Counter, bei dem Samus anstürmende Feinde parieren und direkt zum Gegenschlag ausholen kannn. Besonders hervorstechend ist dieses kleine Feature deshalb, da das Höhlensystem von SR 388 wenig Platz zum Ausweichen bietet und eine Konterfunktion deshalb eine große Erleichterung darstellt. Nintendo sicherte uns jedoch zu, dass der Titel in den späteren Spielstunden fordernd und die Kämpfe mit den Metroids hart werden würden.

Hardcore Fans und Romantiker mögen die Änderungen womöglich als Vercasualisierung verteufeln, aber ich bin dafür ziemlich dankbar, da ich nun wirklich Lust habe, den Titel nachzuholen und bei aller Liebe – ich bin nicht mehr bereit auf Millimeterpapier eine eigene Karte zu zeichnen.

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Platz 2: Yoshi

Unter dem Arbeitstitel Yoshi wurde uns der 2018 erscheinende Switch-Titel vorgespielt und machte einen ausgezeichneten Eindruck. Hier zeigt Nintendo einmal mehr, dass sie eben doch die Fürsten des Leveldesigns sind.

Das gezeigte Level sah aus wie ein selbstgebasteltes Diorama und war unglaublich charmant, detailverliebt und glänzte durch viele interaktive Elemente. Scheint der Titel zunächst ein 2D-Platformer zu sein, können wir auch in die Tiefe laufen und agieren. So können wir etwa Eier auf eine Fensterscheibe der Kulisse schießen, die daraufhin nach hinten klappt und als weitere Plattform genutzt werden kann, wenn wir einem kleinen Weg in die hintere Ebene folgen. Bereits die ersten Minuten ist man völlig gebannt von den vielen Ideen und Möglichkeiten im Level.

Dann setzt der Titel noch einen drauf und eröffnet dem Spieler die Möglichkeit das Diorama umzudrehen und das Level von hinten zu erkunden. Von dieser Perspektive aus erkennen wir, dass das kleine Häuschen zu Beginn des Levels aus einem Milchkarton gebastelt wurde und die kleinen Schmetterlinge, die über den Büschen umherflatterten, kleine Attrapen waren, die von engagierten Shy Guys an einem Stock durch die Gegend gewedelt wurden. Mehrfach entfleucht den gestandenen Männern im Publikum Ausrufe der Verzückung und nervöses Zucken, das nur wie die reflexartige  Suche nach einem Vorbestell-Button ausgelegt werden kann.

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Platz 1: Super Mario Odyssey

In einem Herzschlagfinale ergattert sich Super Mario Odyssey meinen persönlichen Platz 1. Denn obwohl mich Yoshi mehr verzaubern konnte, gewinnt Odyssey durch den Fakt, dass ich hier selber Hand anlegen konnte.

Um jemanden von Odyssey zu überzeugen reicht eigentlich ein Satz: Super Mario Odyssey ist ein würdiger Nachfolger für die Galaxy-Reihe. In der Demo erkundete ich das Sand Kingdom, eine überfrorene Wüste mitsamt mexikanischem Örtchen, und war einmal mehr baff von Nintendos nicht enden wollenden Kompetenz, kreative Level zusammenzubauen. In etwas, was sich wohl am besten als Open Environment bezeichnen lässt, lief ich herum und konnte kaum ein paar Meter in Richtung Story zurücklegen, bevor ich von etwas in der Ferne abgelenkt wurde und zunächst eine andere Richtung erkundete. Am Ende des Weges fand ich schließlich ein Jaxi – ein aztekischer Jaguar, der seinen Lebenunterhalt als Taxi verdient – und jagte eine Weile auf seinem Rücken herum. Mittlerweile selber mit Poncho und Sombrero bekleidet, freue ich mich darüber, dass Political-Overcorrectness bisher vor Nintendo haltgemacht hat und ich hier noch mit einem dicklichen italienischen Klempner, der „It’s-a-me!“ sagt und mit Klischee-Mexikanern spielen darf, ohne dass ich zur Schnecke gemacht werde, weil ich aufgrund des Schnurrbarts Marios Geschlecht angenommen habe. Bei Super Mario ist die Welt einfach noch schön und einfach.

Die Animationen sind übrigens absolut Erste Sahne, was man daran erkennt, wie viel Bock es macht, sich mit dem Jaxi in enge Kurve zu lehnen. Der Jaguar rutscht ein wenig, galoppiert etwas auf der Stelle um wieder Traktion aufzubauen und pest dann wieder los. Auch Marios Moveset sind wunderschön aus und beinhaltet noch alle alten Tricks wie Triple-Jump, Backflip, Longjump, sowie viele spezielle Moves, der er mit Hilfe seiner Mütze ausführen kann, welche natürlich auf den Namen Cappi hört. Dieser hilft uns nicht nur bei Sprüngen, Angriffen und beim Einsammeln von Items, sondern kann uns auch dabei helfen, Gegner zu übernehmen. So erringen wir zum Beispiel Kontrolle über einen Kugelwilli, steuern auf eine poröse Wand zu und entdecken postwendend einen weiteren Powermoon, die anscheinend den Platz der Sterne aus bisherigen Marios eingenommen hat.

Ich könnte noch seitenlang weiterschwärmen. Doch wie auch die Demo, habe auch ich nur begrenzt Kapazität für diesen Eintrag zur Verfügung. Ich bin schwer am Haken von Super Mario Odyssey – nicht zuletzt dadurch, weil ich am Ende meiner Demo in einer Eishöhle womöglich dem Grund für die merkwürdige Kälte in dieser Wüste auf den Fersen war… naja Mario, wie sehen uns dieses Herbst noch wieder!

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