In acht Jahren kann man eine Menge Dinge tun. Zwar ist es nicht genügend Zeit um einen Duke Nukem-Teil zu programmieren, aber einen Grundschüler zeugen und großziehen, zwei Fußball Weltmeisterschaften gewinnen oder eine der besten Videospielreihen aller Zeiten von der Wiege bis zur Bahre zu bringen, ist durchaus drin. Für letztere Art und Weise acht Jahre zu verbringen, entschied sich From Software. 2009 erschien mit Demon’s Souls ein knüppelschwerer Geheimtipp, der von Dark Souls, über Dark Souls 2, und schließlich Dark Souls 3 eine ganze Reihe erfolgreicher Titel nach sich zog. The Ringed City ist nun das Ende dieser Ära und der letzte Beitrag von Chefdesigner Hidetaka Miyazaki zum Souls-Universum.

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The Ringed City never sleeps

Schon deswegen musste The Ringed City einfach gut werden. Dazu kam noch die Hypothek, die man durch den vorigen DLC Ashes of Ariandel aufgenommen hatte: Ein sehr kurzes Abenteuer mit wenigen Bossen – auch wenn der letzte Boss ein absolutes Highlight war.

The Ringed City hat seine Lektion gelernt und bietet 4-7 Stunden Content und abwechslungsreiche Areale – sofern man sie denn zu Gesicht bekommt. Denn nach dem sehr schönen Einstieg in den DLC, der optisch spektakulär ist, zieht die Schwierigkeit sehr stark an. Spieler, die sich wie ich im New Game Plus befinden, müssen ganz schön kämpfen und einen Charakterlevel locker 120+ haben um hier zu bestehen. Viele Spieler werden vermutlich bemängeln, dass der DLC erneut eine zu lineare Levelstruktur vorgibt und während ich diesen Kritikpunkt bei einem Vollpreistitel teilen würde, finde ich das bei einem DLC nachvollziehbar. Mein Problem(chen) ist ein anderes:

Vielleicht liegt es daran, dass nun langsam eine gewisse Souls-Müdigkeit in mir herrscht. Aber ein paar Areale des Spiels wirken künstlich erschwert. Der Spieler wird mit Gegnern, die von der Decke droppen konfrontiert, plötzlichen Fallen, Giftsümpfen und sich materealisierenden Gegnern. Für Spielertypen, denen es schwer fällt auch mal an Gegnern vorbei zu spurten, gibt es hier reichlich Frustmomente zu überstehen: Müssen nach der ersten Fuhre großer machetenschwingender Trolle unbedingt noch drei weitere plötzlich spawnen?

Warum nicht gegen 6 dieser Klopse kämpfen?

Berühmt berüchtigt in der Kategorie „Eigentlich nur da, um dem Spieler ein Magengeschwür zu verpassen“ sind die zugegeben cool designten Engelswesen, deren größte Freude es ist, einen nicht enden wollenden Strom aus Lichtblitzen auf euch niederregnen zu lassen und nur dadurch zu besiegen sind, dass man ihr widerliches Alter Ego auf dem festen Boden abschlachtet.

Des Pudels Kern: Die Bosse

Auch wenn Lore-Fans mit The Ringed City eine tolle Zeit haben werden; die Lore war nie so ganz meins. Sehr gerne sah ich mir Videos von klügeren Menschen an, die epische Geschichten aus den Umgebungen und Itembeschreibungen spinnen konnten, aber um mir diese Dinge selbst herzuleiten, fehlte mir die Geduld. Aber wer meine Artikel zu Dark Souls über die Jahre verfolgte (Hallo Mama!), mag wissen, dass der essentielle Grund warum ich dieses Spiel spiele, die Bosskämpfe (Solo!) sind. Und hier ist The Ringed City für mich herausragend. Drei der vier Encounter schaffen es bei mir in die Top 20 der besten Bossgegner aller Soulsspiele. Lediglich der zweite Boss fällt für mich qualitativ etwas ab. Da dieser jedoch auf eine bestimmte Klientel der Spielerschaft zugeschnitten ist, wird es auch viele Leser geben, die gerade diesen schätzen.

Aber, liebe Freunde, der finale Bosskampf ist ohne zu spoilern der beste in Dark Souls 3 und löst für mich den optinalen Boss The Nameless King in dieser Kategorie als Spitzenreiter ab. Eine schöne Einbettung in die Story, fordernde Angriffsmuster und ein tolles Design: So muss das Ende eines DLCs aussehen. Auch wenn am Ende von The Ringed City keine berauschende, sinnesbetäubende Rendersequenz steht, die die Serie episch abschließt, hätte es kein besseres Ende von Dark Souls geben können. Wir kreuzen ein letztes Mal Klingen mit einem mehr als würdigen Gegner und wenn am Ende der letzte unserer zahlreichen Versuche erfolgreich und unser Charakter siegreich ist, bleiben wir mit einem bittersüßen Gefühl von Triumph und Bedauern zurück. Danke Souls. Du warst ein Monster, aber wir sind an dir gewachsen.

Wer hier stumpf geradeaus läuft, wird schnell zum Nadelkissen!

Fazit:                                                                    

Dark Souls geht in den Ruhestand. Nach drei Teilen und zwei Hand voll DLCs zieht sich eine der wohl einflussreichsten Spieleserien der Moderne (vorerst?) zurück. Der Zeitpunkt könnte kaum besser sein. The Ringed City zeigt sich mit seinem apokalyptischen Setting, vertikaler Levelstruktur und fantastischen Bosskämpfen noch einmal von seiner besten Seite und bringt dabei viele Designelemente mit, die Fans schon lange lieben.

Auf der anderen Seite zeigen From Software auch Ermüdungserscheinungen. Von dem in Teil 1 noch beispiellos guten Design von miteinanderverzahnten Arealen und fordernden aber fairen Leveln ist nurmehr wenig zu spüren. Teilweise war der Fortschritt in Ringed City richtig Arbeit: Immer geradeaus und wenn es sein muss am Feind vorbeigerannt, weil man sich einfach in unfaire Situation versetzt fühlte – so wollte ich eigentlich nicht durch die Level kommen.

Am Ende des Tages stehen jedoch auch drei absolut geniale Bosse, die den Spieler wieder daran erinnern, wofür er sich manchmal so durch das Spiel plagt. Drei der vier Bosse spielen die Klaviatur perfekter Bossgegner in ihrer ganzen Breite und ergänzen einander in Vollendung. Und so schafft es The Ringed City, dass man nach dem allerletzten Kampf eben doch noch einmal in die nicht ganz optimalen Level zurückgeht, weil man doch noch nicht Lebewohl sagen mag.

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