Wenn gnadenlose Herrscher des Mittelalters, ambitionierte Kolonialherren und gewiefte Weltkriegsstrategen aufeinander treffen, kann das nur eins bedeuten: Der schwedische Entwickler und Publisher Paradox Interactive hat zur Convention geladen. Vom 12.05 bis zum 14.05 fand im alten Reichsarchiv in Stockholm die PDX Con 2017 statt, um ein Wochenende lang mit Medienvertretern und Fans Paradox- Spiele und die Community zu feiern. Wir waren vor Ort und haben Eindrücke gesammelt, neue Titel angespielt und mitgefeiert.

Den Auftakt machte am Freitagmorgen die Pressekonferenz der beiden Geschäftsführer von Paradox Interactive, Frederik Wester (CEO) und Susana Graham (COO) und trotz vielem Hoffen und Daumen drücken, die ganz große Ankündigung blieb aus. Es wird dieses Jahr keinen neuen Grand Strategy-Titel von Paradox internem Entwicklerstudio PDS geben und das obwohl wir aus sicherer Quelle erfahren haben, das mehrere neue Titel in Arbeit sind. Doch die Entwickler von Europa Universalis IV, Hearts of Iron IV und Stellaris halten sich bedeckt. Allzu schmerzlich wiegen die vergangenen PR-Patzer um das eingestellte Runemaster und die vielen Verschiebungen um das Erscheinungsdatum von HOI4 (Hearts of Iron IV). In Zukunft werden Titel erst angekündigt, wenn sie sich mindestens im Beta-Stadium befinden, wie wir am Rande der Veranstaltung erfuhren. 

Paradox Interactive umfasst sowohl einen Publisher für externe Titel als auch ein internes Entwicklerstudio (Paradox Developement Studios), welcher für die bekannten Grand Strategy-Titel wie Stellaris verantwortlich ist. Außerdem gehört seit Kurzem der Pen&Paper Verlag White Wolf zum Konzern.

Wie geht es weiter mit Grand Strategy aus dem Hause Paradox?

Die wohl größte Neuigkeit zu dieser Frage brachte die Vorstellung von Jon Schafer als neustes Mitglied der Paradox Development Studios. Schafer ist vor allem als Chefdesigner des grandiosen Civilization V bekannt. Und obwohl es noch keinerlei Details über seine Aufgaben bei Paradox gibt, kann man davon ausgehen, dass der erfahrene Game Designer sein eigenes Team leiten wird und somit hauptverantwortlich für einen der neuen Grand Strategy Titel sein wird. Betritt Paradox womöglich neues Terrain im Bereich Rundenstrategie? Gibt es womöglich einen Ableger im Bereich Fantasy? All diese Gerüchte schwirrten auf der Konvention umher, doch definitiv bestätigt ist nichts davon. Aus sicherer Quelle verriet man uns allerdings, Paradox würde an drei großen Titeln arbeiten. Aufgrund der neuen Ankündigungsstrategie ist aber davon auszugehen, dass wir weder auf der E3 noch auf der Gamescom eine entsprechende Ankündigung erleben werden, sondern frühestens Ende des Jahres.  

Jon Schafer war in der Vergangenheit unter anderem Lead Designer von Civilization V.

Aus Gesprächen am Rande des Veranstaltung haben wir außerdem erfahren, dass das aktuelle DLC-Modell von Paradox nach wie vor sehr erfolgreich ist. Anders als in der Branche üblich, nehmen die Spieler zahlen der Paradoxtitel nach dem Release nicht langsam ab, sondern ganz im Gegenteil stetig zu. Auch das bereits 5 Jahre alte Crusader Kings II verzeichnet nach wie vor monatlich steigende Spielerzahlen. Das DLC-Modell, was mit einer konstanten Weiterentwicklung der Spiele einhergeht, ist also nach wie vor ein riesen Erfolg. Solange dies der Fall ist, ist ein direkter Nachfolger für Crusader Kings II und Europa Universalis IV äußerst unwahrscheinlich, wie uns Johan Andersson, Chefentwickler von Paradox, wissen ließ. Unterdessen konzentriere man sich beim Neuzeit-Epos Europa Universalis IV, das die Zeit zwischen 1444 und 1821 abdeckt, vor allem auf die Vertiefung der Spielerfahrung einzelner Länder, statt auf die Überarbeitung der grundlegenden Spielmechanik. Den Auftakt dieser neuen Ausrichtung macht, in Kürze, das auf Russland fokussierte DLC, „Third Rome“. 

video
play-rounded-fill

Mechs, Weltkrieg und der Mars

Abseits dieser großen Linien, drehten sich die Konvention vor allem um die Titel externer Entwickler für die Paradox als Publisher fungiert. Neben der Portierung von Prison Architect auf Tablets, stellte Paradox im wesentlichen drei neue Titel vor. Battletech, Surviving Mars, und Steel Division: Normandy 44, das bereits am 23.05.2017 erscheint (Den Test findet ihr in Kürze hier auf Gamers.de).

Battletech

Battletech ist ein klassisches Rundenstrategiespiel im Sci-Fi-Setting. Wir steuern ein Team aus vier Mechs. Schöpfer dieser Welt ist Jordan Weisman der gleichzeitig die Entwicklung der Spiels beim Studio Harebrained Schemes leitet. Der Titel wurde im wesentlichen über Kickstarter finanziert. Dank des großen Erfolgs bei Kickstarter-Erfolg wird das Spiel auch eine Solo-Kampagne um die Herkunftsgeschichte unseres Mech-Piloten beinhalten. Der Titel soll noch 2017 erscheinen. 

video
play-rounded-fill

Surviving Mars

Surviving Mars ist ein hardcore Sci-Fi-Aufbauspiel der Tropico-Macher von Haemimont Games. Wenig überraschend, spielt es auf dem Mars und dreht sich um die Besiedelung des Planeten. Dabei legt der Entwickler nach eigenen Angaben vor allem Wert auf eine halbwegs realistische Umsetzung des Szenarios. Der Titel soll 2018 bei Paradox Interactive erscheinen.

video
play-rounded-fill

Steel Division: Normandy 44

Steel Division: Normandy 44 ist ein Taktik bzw. Strategiespiel des französischen Entwickler Eugen Systems. Eugen Systems ist unter anderem für RUSE und die sehr ähnliche Wargame-Reihe bekannt. Steel Division schickt die Spieler in den Zweiten Weltkrieg und setzt den Fokus auf Anspruch, hohe Authentizität und Taktik. Der Spieler kann aus über 400 Einheiten aus Kategorien wie Infanterie, Panzer, Luftwaffe und Unterstützung wählen. Aus einer Vorauswahl kann dann im Spiel dynamisch gewählt werden, je nach zur Verfügung stehenden Rekrutierungs-Punkten. Der Titel erscheint bereits am 23.05.2017 für PC. 

video
play-rounded-fill

Buntes Treiben, Brettspiele und BBQ-Party

Highlight für viele angereiste Fans waren die interessanten und oft unterhaltsamen Panels und Vorträge. Hier stellt Henrik Fåhraeus, Game Director von CKII die größten Sünden der Entwicklung vor.

Neben den Ankündigungen, Anspielrunden und ausführlichen Gesprächen mit den Entwicklern war die PDX Con im Kern vor allem ein Community-Event bei dem Paradox seine Fans und den eigenen Erfolg feierte. Es gab unterhaltsame Anekdoten und spannende Einblicke in einer Vielzahl von Vorträgen, sogenannten Panels. So stellt beispielsweise Henrik Fåhraeus, Game Director von Crusader Kings II (CKII) die größten Sünden der Entwicklung des Spiels in einem sehr unterhaltsamen Vortrag dar. Im Anschluss hatten die Fans stets ausführlich Gelegenheit ihre eigenen Fragen loszuwerden. Außerdem gab es Konzerte, Brettspielrunden, einen Karaoke-Abend (bei dem auch das Paradox Team enthusiastisch mitmachte) und eine ausgelassene Party mit hauseigenem DJ, der bei Tageslicht eigentlich Produktmanager bei Paradox ist. Es war also wahrlich für jeden Fan etwas dabei.

Mehr Eindrücke vom Drumherum des Events vor Ort, bekommt ihr in unserem  Event-Video:

video
play-rounded-fill

Schreibe einen Kommentar

Weitere Beiträge