Danganronpa 1.2 Reload

Bereits 2010 machte Terrorbär Monokuma die japanischen PSPs unsicher. Mit den beiden Spielen „Trigger Happy Havoc – Danganronpa“ sowie dessen Nachfolger „Danganronpa 2: Goodby Despair“  feierte Spike Chunsoft einen seiner größten Verkaufsschlager. So wurden die Danganronpa-Serie bald schon auch für PSVita- und PC-Besitzer zugänglich gemacht. Wenig verwunderlich also, dass den beiden Novellen nun auch in einem Bundle der Sprung auf die PS4 geglückt ist.

Schulalltag mal anders

Um einen Platz an der begehrten „Hope Peaks Akademie“ zu erhalten, muss man lediglich zwei Dinge erfüllen. Man muss sowohl ein Highschool-Student sein, als auch der Allerbeste auf seinem Gebiet. Zumindest fast alle, denn ein glücklicher Student wird per Losverfahren aus der gesamten Studentenschaft der Normalos ausgewählt. So auch Makoto Naegi, der sich wahnsinnig darauf freut, sein neues Leben mit seinen Elite-Mitschülern zu beginnen. Doch kaum betritt Makoto die Schwelle des Gebäudes, bricht er zusammen und findet sich schon bald in einer Willkommenszeremonie der anderen Art wieder.

Ein Schwarz-weißer Roboterbär namens „Monokuma“ stellt sich als Schulleiter vor und erklärt seltsame Hausregeln, die es zu befolgen gilt. Wie sich herausstellt, sind eure gesamten Klassenkameraden mit euch zusammen in der Schule eingesperrt. Sowohl Fenster wie auch Türen wurden mit dicken Metallplatten verbarrikadiert. Wie dies und vor allem warum es so kurz nach eurem hoffnungsvollen Eintritt in die Schule so weit kommen konnte, bleibt zunächst ein Rätsel. Jedenfalls ist der einzige Weg nach draußen – zumindest laut eures neuen Rektors – die „Abschlussprüfung“ zu bestehen. Wollt ihr graduieren, so müsst ihr zuvor einen Mitschüler töten und es schaffen, den Mord jemandem anderen anzuhängen. Gelingt dies, so werden auch die restlichen Schüler getötet und der Mörder allein darf hinaus in die Freiheit. Kann der Mord mittels Beweisen und Aussagen dem richtigen Täter zugeordnet werden, so wird dieser allein getötet und die Verbliebenen führen ihr Leben in der Schule fort. Angestachelt mit Misstrauen und Motiven seitens Monokumas dauert es trotz dem zunächst herrschenden Unwillen zu Töten unter den Teenagern nicht lange, bis der erste Schüler zum Opfer wird und der sogenannte „Class Trial“ beginnt.

Bitte keine Ruhe im Gerichtsaal

Vor Beginn des Class Trials habt ihr die Möglichkeit euch ganz genau die Schauplätze des Mordes anzusehen, um Hinweise für das spätere Verfahren zu sammeln sowie sich Zeugenaussagen zu merken. Nach einer gewissen Zeit werdet ihr dann zum Gericht gerufen, indem ihr selbst als Geschworene fungiert.

Gesammelte Hinweise und Aussagen formen im Gerichtsverfahren Patronenkugeln, mit der ihr auf Ungereimtheiten oder widersprüchliche Aussagen eurer Mitschüler schießen müsst, um diese Nichtig zu machen. Auch Minispiele wie Galgenmännchen und rhytmisches Knöpfchengedrücke gehören bei Danganronpa zur Aufklärung eines Falles dazu. In einem von euch selbst wieder richtig zusammengesetzten Kurzmanga wird schlußendlich noch das gesamte Geschehen zusammengefasst, welches den Mörder final entlarvt.

Nehmt ihr zu viel Schaden, indem ihr beispielsweise auf falsche Hinweise schießt oder die Tasten nicht im richtigen Rhythmus drückt, geht ihr Kurzerhand Game Over und findet euch selbst als Hinrichtungsopfer wieder. Habt ihr alles richtig gemacht werdet nicht ihr, sondern der wahre Mörder auf bizarre Weise Hingerichtet.

Steht einmal kein Class Trial an, so könnt ihr euch in eurer Freizeit mit euren Leidensgenossen unterhalten und ihnen Geschenke zukommen lassen. Baut ihr eure Freundschaften aus, so erhaltet ihr Skillpunkte oder dazugehörige Skills, die euch beim Class Trial weiterhelfen.

Reif für die Insel

Ähnlich verhält es sich beim zweiten Teil der Serie. Hier werdet ihr nicht mehr in der Schule eingesperrt, sondern für einen „Schulausflug“ auf eine sonnige Tropeninsel verfrachtet. Hajime Hinata, der etwas zynische Protagonist von Danganronpa 2, wird von einem Plüschhasen namens „Usami“ dazu angeleitet, Freundschaft mit seinen neuen Mitschülern zu schließen. Nach einigen Stunden des Misstrauens beschließen die Schüler dann aber doch, den Schulausflug zu genießen und stürzen sich gut gelaunt in die Wellen. Was folgt, ist eine nur allzu bekannte Willkommenszeremonie … Monokuma ist zurück und terrorisiert wieder einmal eure Schulklasse. Der Class Trial wird wieder eingeführt und fordert neue Opfer, zum Leidwesen Usamis. Diesmal kann die Insel nur derjenige verlassen, der mit einem Mord davon kommt.

Während in „Trigger Happy Havoc“ noch alles geordneter vonstatten ging, so zieht „Goodbye Despair“ den Schwierigkeitsgrad schon am Anfang deutlich an. Schon der erste Class Trial dauert etwa zwei Stunden und zu altbekannten Spielelementen gesellen sich viele Neuerungen, die den reibungslosen Ablauf der Gespräche stören. So habt ihr beispielsweise schon zu Beginn eine große  Auswahl an Hinweispatronen, die ihr auf die richtigen Aussagen pfeffern könnt und müsst euch diesmal auch entscheiden, ob ihr ein Argument widerlegen, oder es aber unterstützen möchtet. Auch das Galgenmännchen und das Zusammensetzen des Mangas sind hier durch neue Features etwas schwieriger als im Vorgänger. Hinzu kommen komplett neue Mechaniken wie das Eins gegen Eins Battle, in dem die Patronenkugeln plötzlich durch Schwerter ersetzt werden, mit denen ihr die Aussagen eurer Gegner im Fruit-Ninja-Style zerstückeln müsst. Teilweise wirkt das Ganze unnötig kompliziert, obgleich der Focus eindeutig nicht auf dem Gameplay liegt. Neulingen ist daher auch davon abzuraten, den zweiten Teil allein oder als erstes zu spielen, da die gesammelte Erfahrung im Vorgänger dem Spieler hier deutlich zugutekommt. 

Manga durch und durch

Optisch sind die beiden Titel komplett im Mang-/Animeastil gehalten. Auffällig ist auch, dass sich Charaktere aus dem ersten und zweiten Teil deutlich ähneln. Auch Hintergründe und Objekte wurden im Comicstil gehalten. Animationen gibt es leider wenig in der Welt Danganronpas. Charaktere haben zwar viele unterschiedliche Posen, in denen sie zweidimensional gezeichnet auf dem Bildschirm eingeblendet werden, auf eine Bewegung der Bilder wartet man jedoch vergebens. Auch stehen die Figuren als Pappkartonaufsteller in der Welt, die sich je nach eurem Kamerawinkel parallel zum Bildschirm ausrichten. Von der Seite oder von Hinten betrachten ist also nicht.

Trotz der etwas steifen Charaktere passt alles in allem aber dann doch recht gut zusammen und wirkt eben wie ein Comic, in dem sich selten mal ein Leuchten oder das Verschieben mehrerer Ebenen einschleicht. Die Adaption von Handheld auf Next-Gen-Konsole haben die Spiele relativ gut verkraftet, zumal wenn man bedenkt, dass der erste Teil vor sieben (!) Jahren erschien.

Wie bei jeder Novelle sollte man sich darauf einstellen, dass die Handlung und nicht das Gameplay im Vordergrund steht und ihr hauptsächlich eines tut: Lesen. Die makaberen Mordgeschichten und speziell der mysteriöse, sich nach und nach aufdeckende Psychothriller der Hintergrundstory sind mehr als interessant, allerdings nichts für schwache Mägen, da kommt teilweise ziemlich harter Tobak auf euch zu. Auch hier steigert sich das Maß an Horror wieder beim Spielen des zweiten Teils.

Sehr gute Englischkenntnisse sind zum Spielen unabdingbar, da auf eine deutsche Übersetzung verzichtet wurde. Dafür dürft ihr auf der PS4 aber diesmal wählen, ob die ansprechende Synchronisation der Charaktere auf Englisch oder Japanisch ablaufen soll. Einprägsame Sounds und Hintergrundmusik runden den Titel perfekt ab. Besonders Monokumas und Usamis Themes sind klanglich sehr ansprechend komponiert. Außerdem warten in beiden Teilen noch zahlreiche Extras. So gibt es beispielsweise nach dem ersten Durchspielen den Schulmodus, indem sich alle prächtig verstehen, niemand an Mord denkt und ihr für Monokuma „Backups“ basteln müsst. Daneben könnt ihr im Schulmodus auch die Freundschaft zu euren Mitschülern bis zum Maximum pushen, was im normalen Modus nicht möglich ist. Oder Ihr versucht euch als „Magical Girl Usami“ und stellt euch zahlreichen Gegnern und Monobeasts der Tropeninsel entgegen.

Fazit:

Danganronpa ist durch und durch eine japanische Novelle, wenn nicht gar DIE japanische Novelle. Wenig verwunderlich also, dass der Titel sehr textlastig ist und wenig grafische Saltos schlägt. Zu erwarten sind also auch die freundschaftserhöhenden Interaktionen mit euren Leidensgenossen, welche ihr in eurer Freizeit nachgeht. Wer sich mit all diesen für Novellen üblichen Punkten anfreunden kann, wird auch mit den beiden bizarren Horrorstorys von Danganronpa 1.2 Reload viele Stunden Spielspaß haben. Etwas anders sieht es mit dem Gameplay aus … Die Class Trials kommen mit endlos langen, ebenfalls nur in Textform umgesetzter Tutorials daher, die auch nicht gerade leicht zu verstehen sind. Dies hält sich im ersten Teil noch in Grenzen, im zweiten Teil müsst ihr euch oft alles zwei- oder dreimal durchlesen, um zu verstehen, was jetzt als nächstes auf euch zukommt. Wirklich verstehen werdet ihr es dann auch erst beim mehrmaligen Ausprobieren. Leider wirkt das alles gerade in Goodbye Despair etwas überladen und unnötig kompliziert. Man kann sich weder auf die Argumente der Gegner konzentrieren, noch macht es immer Sinn, welches Gegenargument jetzt verwendet werden soll. Waren solche Passagen in Trigger Happy Havoc noch selten und lösten sich meist durch einfaches Trial and Error, musste ich beim Nachfolger nicht gerade selten die Lösung nachlesen, die dann irgendwie auch nicht viel Sinn ergab.

 

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