Zehn Jahre nach der Europaveröffentlichung des Rollenspielklassikers, damals noch auf der Playstation 2, erscheint Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs als Remake auf dem Nintendo 3DS.Viele Elemente des Spieles wissen dabei auch nach einem Jahrzehnt noch zu überzeugen.

In der großen, weiten Welt von Dragon Quest 

Auf eurer Reise begleitet ihr die beiden Adligen Trode und Medea, die einst über das Königreich Trodain herrschten. Die beiden wurden allerdings verflucht und Medea in eine weiße Stute, ihr Vater in einen hässlichen grünen Troll verwandelt. Als loyaler Einwohner Trodains schließt ihr euch dem König an, den abtrünnigen Magier „Dhoulmagus“ zu suchen, der für diesen Schlamassel verantwortlich ist. Stets an eurer Seite ist euer treuer Begleiter Yangus, der euch zwar weniger mit Köpfchen, dafür aber mit umso größerer Kampfkraft zur Seite steht. Diese Verstärkung habt ihr auch dringend nötig, da weder Trode noch Medea im Kampf von großer Hilfe sind und deren Gestalt in Städten für Unruhe sorgt. Zusätzlich zu den altbekannten Gefährten wurde das Remake mit weiteren spielbaren Charakteren aufgestockt, allzuviel soll an dieser Stelle aber noch nicht verraten werden. Auch einige neue Nebenmissionen, der Fotomodus sowie die auf der Landkarte frei umherlaufenden Gegner sind neu im Spiel.

Schon von Beginn an steht euch die offene Weltkarte zur Erkundung frei zur Verfügung, die es storytechnisch nach und nach zu bereisen gilt. Dabei klappert ihr vielseitige Areale ab, die voll von Schätzen, Monstern und allerlei liebenswerten Kreaturen sind. Habt ihr einmal vergessen, wo sich euer nächstes Ziel befindet, so könnt ihr euch mit euren Gefährten beraten, die euch dann den ausschlaggebenden Hinweis geben. Zwar wird der nächste Wegpunkt nicht auf der Weltkarte markiert, jedoch reicht die Beschreibung der Gefährten auch meist aus, um ans Ziel zu gelangen.

In Dörfern könnt ihr eure Ausrüstung auf den neuesten Stand bringen, nicht benötigte Items verkaufen oder euren Spielfortschritt in der Kirche festhalten, sowie gefallene Verbündete wiederbeleben. Für ein wenig Kleingeld steht euch auch immer ein Gasthof zur Verfügung, indem ihr eure Lebensenergie und Manapunkte auffrischen könnt. Ausserdem könnt ihr regelmäßig die Häuser der Einwohner plündern, denen macht nämlich weder das Zerschmettern von Töpfen und Kisten in ihren Behausungen zu schaffen, noch das Plündern ihrer Schränke und Truhen.

RPG im klassischen Stil

Dragon Quest VIII glänzt in bester, rundenbasierter Strategiespiel-Manier. Setzten die Spieleentwickler in der PS2-Version noch auf Zufallskämpfe, so seht ihr eure potenziellen Gegner auf dem 3DS nun in Echtzeit auf der Weltkarte frei herumwandern, die bei Körperkontakt in den separaten Kampfbildschirm überwechseln. Dies hat Vor- und Nachteile, da manche Gegner die Verfolgung aufnehmen, sobald sie euch sichten, andere hingegen kurzerhand die Flucht ergreifen, denen ihr dann hinterherrennen müsst. Genretypisch lernt ihr nach und nach bei Levelanstiegen neue Zauber und Fähigkeiten, die ihr im Kampf einsetzten könnt und erhaltet Talentpunkte, die ihr frei auf die Fertigkeiten eurer Kämpfer verteilen dürft. Außer zu kämpfen stehen euch bei Feindkontakt allerdings noch andere Möglichkeiten zur Verfügung, wie selbst zu fliehen, sollte die Situation doch mal brenzliger werden, ein Heilitem einzuwerfen oder einzelne Gegner zu verjagen.

Besiegte Feinde hinterlassen massenhaft Gold, Items und Erfahrungspunkte, nichtsdestotrotz müsst ihr euch für Bossgegner gut vorbereiten und dürft das Grinden nicht vernachlässigen. Dieses macht auch das hauptsächliche Gameplay des Spieles aus. Durch die vielen Gegner, die ihr besiegen müsst, um ein angemessenes Level zu halten, geht das Spiel bei normalem Durchlauf bis zu 60 Stunden, wer sich intensiver mit dem Gameplay und den Nebenquests sowie Minispielen beschäftigen möchte, kann aber auch problemlos über 100 Stunden in der Spielwelt verweilen.

Etwas verwirrend beim Grinden sind die verschwindenden Gegner auf der Weltkarte. Diese scheinen sich nämlich in Rauch aufzulösen, sobald euer namenloser Held den Blick kurz von ihm abwendet. Ebenso verhält es sich mit Pausierungen des Spieles. Steht ein Monster direkt vor euch und ihr wollt einen Charakter vor dem Zusammenprall noch schnell heilen, wechselt also ins Menü und benutzt den entsprechenden Zauber, so ist das Monster anschließend verschwunden. Dies mindert zwar nicht direkt den Spielspaß, jedoch sind die verschwindenden Gegner immer wieder irritierend.

Das User-Interface des Grauens 

Die Menüführung im Spiel wird dem sonst hohen Standard leider nicht gerecht. Unübersichtlich, detaillos dahin geklatscht wirkt das Interface, sowohl im Kampfmenü wie auch auf der Weltkarte. Da es keinerlei Einführung oder Tutorial zur Menüstruktur gibt, müsst ihr euch zunächst selbst durch das Wirrwarr kämpfen. Dabei stößt man erst nach einigem Gesuche auf eigentlich wichtige Spielmechaniken wie der Schnellspeicherfunktion oder findet irgendwann durch Zufall heraus, wie man auf umständlichste Weise die neu gefundenen Waffen ausrüstet.

Manche wissenswerte Statistik fehlt komplett, wie zum Beispiel eine Anzeige der Lebenspunkte der Gegner im Kampfbildschirm, anderes wurde dabei viel zu ausladend angelegt. Besiegt ihr beispielsweise einen Gegner, so werdet ihr darauf hingewiesen, dass der Gegner besiegt wurde, eure Gruppe Erfahrungspunkte sowie Gold erhalten hat, der Gegner eine Truhe fallen gelassen hat und welcher Inhalt in der Truhe war. Steigen eure Charaktere auch noch ein Level auf, so ziehen sich die Texte Weiter in die Länge und ihr werdet explizit darüber informiert, welche Werte um wie viel gestiegen sind, was sich insgesamt verändert hat, welche Attributsverteilung welche Auswirkungen haben und so weiter und so fort.

Bei Kämpfen, die nicht länger als eine Minute andauern, kann das auf Dauer schon etwas nervig sein. Immerhin – es wurde eine Vorspulen-Option in den Kämpfen eingebaut, welche zumindest die Aktionen der Kontrahenten etwas flotter ablaufen lässt. Die normale Geschwindigkeit im Kampf grenzt nämlich in heutiger Zeit an psychische Folter.

Alles neu und doch beim Alten?

Optisch erhielt Dragon Quest VIII eine Generalüberholung; Texturen, Charaktermodelle, sowie Animationen wirken für eine Nintendo 3DS Grafik durchaus ansprechend und zeitgemäß. Mimik der Charaktere und sprechenden Monstern sind im Spiel wirklich hübsch anzusehen. Weiterer Pluspunkt: gekonnte englische Synchronisation, welche authentisch herübergebracht und auf die Mundbewegung der Charaktere abgestimmt wurde. In sonstigen JRPGs sieht man vergleichsweise wenig Regung der Gesichtszüge. Auch die Umwelt und die teils knuffigen, teils schrägen Monsterdesigns können mit modernen 3DS-Spielen sogar noch mithalten. Tag- und Nachtzyklus, farbenfrohe Umwelt und stimmige Soundinszenierung sorgen dafür, dass der Titel nicht in der breiten Masse untergeht, sondern auch nach einem Jahrzehnt noch als solider Ableger der Serie gilt. Da kann man bei der fehlenden 3D-Funktion schonmal ein Auge zudrücken.

Typisch für die Dragon Quest Reihe – ganz klar – die den Dragonball Charakteren mehr als ähnlich sehenden, ebenfalls im Anime-Stil gehaltenen Protagonisten. Dies rührt natürlich daher, dass Dragonball Zeichner Akira Toriyama wie bei allen bisher erschienenen Dragon Quest Ablegern als Characterdesigner fungierte.

Fazit:

Dragon Quest VIII: Die Reise des verwunschenen Königs schafft es auch nach über zehn Jahren noch zu begeistern und ist ein durchaus solider 3DS-Titel, der keinesfalls in der breiten Masse untergeht. Eine unterhaltsame Story, eine farbenfrohe Spielwelt, rundenbasiertes Gameplay und witzige Charaktere sorgen für viele Stunden Spielspaß. Nichtsdestotrotz, trägt der Titel auch einige Altlasten mit sich. So ist die Menüführung schon etwas unverständlich, zeitenweise sogar mehr als verwirrend. Ebenfalls nerviger Zeitfresser sind die detaillierten Beschreibungen der Umweltveränderungen. Wird bei anderen Rollenspielen eine kleine Infobox mit der nötigen Statistik eingeblendet, so treibt es Dragon Quest mit den ausführlichsten Erklärungen der Rollenspielwelt wirklich auf die Spitze. Leider lassen sich diese Infos weder überspringen noch schneller wegdrücken und bremsen die Dynamik des Abenteuers an vielen Stellen gehörig aus. Für Fans der Serie und Strategiespielanhänger ist der Titel aber trotzdem allemal einen zweiten Blick Wert.

 

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