Battlefield 1

Der englische Begriff Flow (Englisch „Fließen“ oder „Strömen“) bezeichnet ein angenehmes Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung in eine Tätigkeit. Einige erleben sie beim Musik hören, beim Schreiben oder eben beim Zocken. Wer schon einmal so richtig in einem Spiel aufgegangen ist, kennt dieses Gefühl. Battlefield 1 ist der erste Multiplayer-Shooter seit längerer Zeit der diesen Flow bei mir hervorruft. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen.

Battlefield 1
Der Zeppelin ist einer von mehreren schlagkräftigen Unterstützungen für Angreifer im Operations- Modus.

Explosive Atmosphäre, intensive Schlachten

Ich hechte gerade noch im letzten Moment in den Schützengraben bevor der feindliche Panzer über uns hinweg rollt. Er hat uns nicht gesehen. Doch wie sollen wir diesem Stahlmonster beikommen? Können wir ihn umzingeln. Ein Mitglied unserer Einheit prescht nach links, einer nach rechts, ich gehe durch die Mitte weiter. Wir umzingeln den etwas behäbigen Panzer schließlich und decken ihn mit Granaten ein. Zwei von uns werden ausgeschaltet, doch dann geht der Koloss in Flammen auf. Geschafft. Keine Zeit zum Durchatmen. Gas! Schnell die Maske aufsetzen und nichts wie weg hier. In den untertunnelten Bunkern stoßen wir auf Feinde, mit der Maske können wir sie erst im letzten Moment erkennen. Das war knapp. Auf der anderen Seite trauen wir uns wieder an die Oberfläche und..BOOM. Das war’s. Mit einem ohrenbetäubenden Knall schaltet uns ein feindlicher Mörser aus. Was für ein Höllenritt.

So oder so ähnlich spielen sich viele der packenden und intensiven Momente in Battlefield 1. Der Shooter schafft es die unterschiedlichen Vehikel: Panzer, Pferde, Flugzeuge, Schiffe, Zeppeline und Züge zu einem dichten Netz an spielerisch vielseitigen Momenten zusammenzufügen. Hinzu kommt, dass der neue Operationsmodus uns in mehreren Abschnitten dynamisch über die gewaltigen Karten scheucht. 32 gegen 32. Wie zu den besten Battlefield-Zeiten kommt es vor allem auf gutes Teamspiel an um erfolgreich zu sein. So lassen sich die gewaltigen Zeppeline etwa nur effektiv bekämpfen, wenn einige Spieler die Flak bemannen und parallel andere Spieler den Koloss mit Jagdfliegern traktieren. Einziges Manko ist die momentane Dominanz der Scharfschützen. Hier muss schleunigst ein Limit pro Klasse her, da die hohe Anzahl momentan den Spielfluss merklich hemmt. Auch das Balancing sollte DICE noch nachbessern. Die Gewehre sind für die Ära des ersten Weltkriegs viel zu genau über sehr große Entfernungen. 

Battlefield 1
Frühe Formen von Panzern stehen zur Verfügung sind aber deutlich weniger schlagkräftig als Ihre modernen Verwandten.

Eindringliche Kulisse und clevere Karten

Für den ein oder anderen ist es vielleicht etwas makaber, doch die Kulisse des ersten Weltkriegs bietet viele solcher fulminanten Momente, wie sie noch in keinen anderen Teil der Serie vorkamen. Auch die Karten in Frankreich, Österreich oder dem osmanischen Reich überzeugen durch hohe Detailfülle und stimmiges Design. Landschaftlich ist von Dschungel über Wüste bis weitläufige Waldlandschaft alles vertreten. Vor allem durch den Dschungel zu hetzen, von Bunker zu Bunker und an Palmen vorbei, hat mir viele sehr intensive Flow-Momente des Spielspaßes verschafft. 

Aber es gibt nicht nur enge Gänge in Battlefield 1. In der Vergangenheit hatten Battlefield-Titel ja oft ein Problem beim Level-Design gemeinsam. Es gab Engpässe die aufgrund von Granaten und RPG-Dauerfeuer nahezu unpassierbar wurden und mich oft frustrieren. In Battlefield 1 hat DICE es geschafft dafür die passende Antwort zu finden: „Einfach außen ‚rum laufen!“  Auch der fieseste „Fleischwolf“ (wie die Community diese Stellen gern nennt) lässt sich auf umgehen (vielleicht mit Ausnahme des Bunkers im Operations-Modus auf der Karte Monte Grappa). Diese Weitläufigkeit bietet Scharfschützen natürlich generell ein freies Schussfeld. Es gibt aber in der Regel auf jeder Karte Mauern, Schützengräben usw. hinter denen ich rasch in Deckung gehen kann.

Battlefield 1
Auf dem Rücken eines Pferdes ist man schnell unterwegs und schwer zu treffen.

Endlich ein makelloser Release

Was habe ich mich seinerzeit über den Release-Zustand von Battlefield 4 geärgert. Bugs, Abstürze und dergleichen plagten das Spiel in einem solchen Ausmaß, dass „Frechheit“ noch ein harmloser Ausdruck gewesen wäre. Das Battlefield 1 so ein intensives Spielerlebnis liefert, liegt nicht zuletzt daran das DICE und EA offensichtlich endlich zu einem anständigen QA zurückgekehrt sind. Das Spiel läuft weitestgehend Bugfrei, nur kleinere Fehler sind im Test aufgefallen. Sehr selten trat etwa ein Problem auf, wenn wir von einem Sanitäter wiederbelebt wurden. Danach konnte die Waffe, trotz vollem Magazin, nicht abgefeuert werden.
Auch die Performance läuft rund, wobei hier sicherlich noch etwas Luft nach oben ist, was die Framerate in großen Gefechten angeht.

Besonders erfreulich, weil für eine frustfreie Multiplayer-Partie sehr wichtig: In puncto Netcode liefert Battlefield 1 ein ausgezeichnetes Bild ab. Lags sind mir in den etwa 30 Stunden Spielzeit keine begegnet. Die Systemanforderungen sind für die beeindruckende Grafik ebenfalls absolut moderat. Ein Mittelklasse-Gaming-PC reich aus um in den Genuss vieler Optionen zu kommen.
Alles in allem ist Battlefield 1, eines der technisch rundesten Titel der Seriengeschichte. 

Fazit:

Es ist vermutlich wenig überraschend, wenn man diesen Test gelesen hat: Battlefield 1 gefällt mir sehr gut und macht jede Menge Spaß. Ein unverbrauchtes Setting und eine intensive Atmosphäre legen den Grundstein für ein intensives Spielerlebnis. Durch die clevere Kombination von Fahrzeugen und Infanterie-Kampf bleibt das Spielgeschehen äußerst abwechslungsreich. Und die eindringlichen Flow-Momente beim Bunker-Kampf mit Gas-Maske die der Titel bietet sind in Shootern eine Seltenheit. Das Spiel hat sich seine hohe Wertung also redlich verdient. Wenn Bugs ausgebessert und Balancing verfeinert wurde, wäre sogar noch mehr drin. Doch bereits jetzt gibt es von mir eine klare Empfehlung. 

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