Endlich wieder in seinem Viertel den Dicken raushängen und einen auf Mafiosi machen. Sechs Jahre sind vergangen, seit der zweite Teil von Mafia veröffentlicht wurde. Nach dem das Debut der Serie in 2002 ein wahrer Hammer war enttäuschte der zweite Teil extrem hinsichtlich Story und Gameplay. Dennoch freute ich mich sehr auf die Fortsetzung, da die Trailer zur Gamescom 2015 und 2016 einiges versprachen. Baute sich damals die Story in den 1930er Jahren mit Tommy, dem Taxifahrer, der zur falschen Zeit am falschen Ort war, auf, so wurde diese mit dem Weltkriegsveteranen Vito Scaletta weitergeführt. Dieser musste jedoch nach den Ereignissen in Mafia 2 ins Exil.

Und so beginnt es…

Lincoln Clay kehrt aus Vietnam zurück.
Lincoln Clay kehrt aus Vietnam zurück.

Worum geht es bei Mafia 3? Der Vietnam Kriegsveteran Lincoln Clay kehrt in seine Stadt New Bordeaux zurück. Im Jahr 1968 ist in dem vielschichtigen Städtchen einiges zu erleben. Schliesslich wurde das fiktive New Bordeaux dem damaligen New Orleans nachempfunden. Einen Haken hat das Ganze jedoch. Lincoln ist farbig und wird, passend zur damaligen Zeit, Opfer des herrschenden Rassenkonfliktes. Da sitzt Lincoln also auf der Bank im verträumten und doch lebhaften New Bordeaux und schliesst sich seiner Ziehfamilie wieder an, die mit dem örtlichen Mafiaboss leichte Probleme haben. Entschlossen, wie er ist, sichert Clay seine Manpower zu, um beim nächsten Coup für den berüchtigten Sal Marcano zu arbeiten und so seine Familie wieder ins Reine zu bringen. Dumm nur, dass der Mafiosi immer mehr möchte und das Lincoln spüren lässt. Was tut ein Mann, dem man den Halt unter den Füßen weggezogen hat? Wie reagiert ein Mann in einer Stadt voller Hass gegen seine Hautfarbe? Was tut ein Mann, wenn die korrupte Polizei einen nur beschimpft, statt Freund und Helfer zu sein? Nun…jemand wie Lincoln Clay schart sich eine neue Gang und beginnt einen ordentlichen Rachefeldzug, um diejenigen zur Rechenschaft zu bringen, die ihn so haben liegen lassen.

Welcome to Dixieland!

Das mit viel Liebe zum Detail inszenierte New Bordeaux.
Das mit viel Liebe zum Detail inszenierte New Bordeaux.

Wenn man in den neuen Teil einsteigt wird man direkt in den Bann und dem Flair der späten 60er gezogen. Die starke geschichtliche Anlehnung an das New Orleans der End Sechziger ist mit sehr vielen Details gespickt und sorgt dafür, dass man einem sich danebenbenehmenden Polizisten direkt eine reinhauen möchte. Eine große Stärke von Mafia 3 ist die Erzählweise der Story. Auf keinen Fall dürft ihr eine langweilige Abfolge eines Handlungsstrangs erwarten. Während dem Spiel springt ihr durch verschiedene Zeiten. Mal seid ihr in der Gegenwart, um dann einige Tage in die Vergangenheit zu springen, in der die Vorbereitungen für den eigentlichen Auftrag ausgespielt werden. Dann wiederum seid ihr in der Zukunft, wo euch euer Mentor und Wegbegleiter Vater James seine Sicht der Dinge auf das Geschehene mitteilt. Zwischendurch seht ihr Ausschnitte aus Befragungen, die sich im Rahmen einer Kommission mit den Handlungen in New Bordeaux befassen. Hat man sich darauf eingelassen gibt es eine wirklich gut inszenierte Handlung. Abgerundet wird die interessante Story durch authentische Synchronsprecher, die auf die Hauptrollen zugeschnitten sind. Man kauft die wesentlichen Charakterzüge ab und findet sich in einem Film ähnlichen Spiel wieder. Die Dialoge in den Filmsequenzen passen genauso so gut, wie die in den animierten Zwischensequenzen.

„Vier Freunde sollt ihr sein“ 

Thomas Burke, Lincoln Clay, Cassandra und Vito Scaletta (v.l.)
Thomas Burke, Lincoln Clay, Cassandra und Vito Scaletta (v.l.)

Um in dem riesigen Areal von New Bordeaux zu bestehen, verschafft sich Clay Unterstützung von hiesigen Ganoven. Getreu dem Motto „Der Feind deines Feindes ist dein Freund“ sucht er sich Leute aus, die ebenfalls eine Rechnung mit dem Mafiaboss Marcano haben. So verschieden, wie die einzelnen Gebiete der Stadt sind, so verschieden sind auch die Ganoven. Fangen wir bei der Haitianerin Cassandra an, die im Hollow als „Voodoo-Queen“ bekannt ist. Die undurchsichtige und skrupellose Anführerin will den Menschenhandel unterbinden und scheitert dabei an den Plänen der Italiener. Der anarchistische Thomas Burke ist ein Ire, wie er im Buche steht. Diskussionen führt er mit Alkohol und seinen Fäusten. Von Marcano wurde er jedoch so gedemütigt und aus seinem „Bourbon City“ verdrängt, dass er die Hand von Lincoln gerne nimmt, um es dem „Itaker“ heimzuzahlen. Wer bereits den zweiten Teil gespielt hat, wird in Vito Scaletta einen alten Bekannten wiedersehen. Der ehemalige Mafioso steht Marcano im Weg. Leider genießt er den Schutz der Kommission und darf somit nicht einfach so eliminiert werden. Scaletta dient Clay nicht nur als Schützenhilfe, sondern gibt als Insider wertvolle Tipps, um den Ring um Marcano zu sprengen. Während in den ersten beiden Teilen das Überleben innerhalb der Mafia dargestellt wurde erleben wir nun, wie die Organisation mit italienischen Wurzeln von außen und von innen systematisch zugrunde gerichtet wird. An dieser Stelle nochmal der Tipp an die Bösewichte: Keine ewig langen Monologe führen und sich vergewissern, dass die Leiche auch wirklich tot ist!

Im Auto die Stadt genießen

Einfach mal durch die Stadt cruisen.
Einfach mal durch die Stadt cruisen.

Das Gameplay von Mafia 3 wurde definitiv nicht neu erfunden. Die Steuerung von Lincoln geht gut von der Hand und führt zum Ziel. Das Fahren mit den Autos aus der Epoche ist ebenfalls angemessen. Wer ein Gefährt mit ordentlich Gripp und Keramikbremsen erwartet sollte sich vielleicht doch für ein Rennspiel entscheiden. Hat man sich einen fahrbaren Untersatz ausgesucht fährt man damit von Ziel zu Ziel. Das Driften in den Kurven erfordert Übung und funktioniert auch nicht mit jedem Model. Es würde auch nicht in die damalige Zeit passen, dass man mit tiefergelegtem Auto durch die City cruist. Somit kommt die Fahrt in einem Berkley Stallion der Realität doch ziemlich nahe, wenn man in den Einstellungen die First-Person-Perspektive auswählt. Bei den Feuergefechten kann man das automatische Zielen auswählen oder sein Glück selbst versuchen. Beides sorgt dafür, dass die Kugel eures Vertrauens ihr Ziel findet. Die Referenz mit GTA V ist in einigen Punkten besser unterwegs. Dem Gameplay an sich tut dies keinen Abbruch.

Leider kein Chuck Norris

Die Actionvariante von Mafia III
Die Actionvariante von Mafia III

Das war es auch mit den positiven Aspekten. Die KI der Gegner ist ziemlich dämlich. Warum? Ich erkläre euch das gerne anhand einer Mission. Im Spielverlauf müsst ihr, um Bezirke vor Marcanos Leutnants zu säubern, die ansässigen Ganoven aus dem Weg räumen. Seid ihr im Zielgebiet angekommen habt ihr zwei Möglichkeiten, eure Mission erfolgreich abzuschliessen. Die actionlastige Variante wäre, in Rambo Manier einfach vorne hineinzuspazieren und mit ordentlich Feuerkraft alles zu vernichten, was euch vor die Flinte kommt. Gerade zu Beginn des Spiels ist dies eher eine nicht so ratsame Variante, da Lincoln für direkte Treffer zu anfällig ist und erst mit der Zeit durch Boni und bessere Ausrüstung wesentlich mehr einstecken kann. Also ist Schleichen und lautloses Töten mit dem Kampfmesser die bessere Option. Wer übrigens nett sein möchte kann in den Spieloptionen statt töten im Lautlos-Modus auch das „Schlafenlegen“ auswählen. Wirklich an der Story ändert sich leider nichts. Beim Anschleichen stellt ihr euch für gewöhnlich hinter ein Hindernis und wartet dort, bis eine Wache in der Nähe ist. Durch Pfeifen lockt ihr sie zu euch und könnt sie so ganz einfach überwältigen. Lockt ihr eure Ziele gut weg bekommen die anderen Wachen gar nichts davon mit. Um auf das „dämlich“ wieder zurückzukommen…den Wachen ist es fast egal, wenn einige Meter vor ihnen ein Kollege verschwindet und nicht mehr patroulliert. Lustigerweise rennen Passanten, wie von einer Tarantel gestochen, zum nächsten Fernsprecher, um einen Mord zu melden, sofern sie euch dabei beobachtet haben. Den Wachen, denen die Passanten förmlich entgegenrennen, macht dieser Umstand gar nichts aus und ihr könnt sie weiterhin mit einem Pfeifen in euer gewetztes Messer locken.

Schleichen ist manchmal die bessere Alternative.
Schleichen ist manchmal die bessere Alternative.

Hat man die ersten Stunden gespielt, ist der Verlauf von Mafia 3 fast immer derselbe. Ihr hangelt euch an der Hauptstory entlang und könnt nebendran Zusatzaufgaben erfüllen. Diese dienen dazu, um bei euren neugewonnenen Freunden Gefallen in Form von Verbesserungen oder Aktionen zu erhalten oder um einen Bezirk von den Leutnants von Marcano zu säubern. Dabei könnt ihr die einzelnen Milestones der Missionen selbst abarbeiten. Gilt es einen Bereich zu „befreien“ besorgt ihr euch im Vorfeld Informationen, um dann zuzuschlagen und das Geschäft des Leutnants in den Ruin zu bringen. Habt ihr einen gewissen finanziellen Schaden erreicht könnt ihr euch dann entweder dem Boss gegenüberstellen oder vorher seine Gorillas einzeln beseitigen, damit diese ihm im Kampf nicht mehr helfen können. Zum Schluss habt ihr die Wahl, ob ihr den Leutnant umbringt und dafür Geld kassiert oder ihr in für euch arbeiten lasst und langfristig mehr Geld erhaltet.

Schon wieder dorthin?

Das Potenzial von New Bordeaux wurde leider nicht voll ausgenutzt.
Das Potenzial von New Bordeaux wurde leider nicht voll ausgenutzt.

So baut ihr nach und nach euer Imperium aus. Die Bezirke weist ihr euren Leuten zu und müsst dabei nur aufpassen, dass sich keiner benachteiligt fühlt. Leider arten diese Missionen mit der Zeit in Arbeit aus. Schade ist auch, dass einige „Säuberungen“ an Orten durchzuführen sind, wo ihr bereits einige Missionen vorher schon nach dem Rechten gesehen habt. Das offene Areal von New Bordeaux wird hier so gut wie gar nicht ausgenutzt. Dabei bieten die abwechslungsreichen und detailtreuen Gebiete einiges an Potenzial, um die Missionen interessanter zu gestalten. Da wurde einiges verschenkt, was mit einem Patch vielleicht behoben werden kann.

Immerhin sorgt der Soundtrack der späten 60er für ein ordentliches Feeling und holt euch wieder in die fulminante Story zurück. Mit Hits von Aretha Franklin, den Stones oder Sam Cooke wird das fiktive „The big easy“ authentisch und liefert so zumindest ein Klasse Atmosphäre, wenn man die Straßen von New Bordeaux in seinem Muscle Car entlangfährt.

Das idyllische Bayou
Das idyllische Bayou

Fazit:

So sehr ich mich auf Mafia 3 gefreut hatte, so sehr hat mich das eigentliche Spielen enttäuscht. Im Sog der Geschichte des geprellten Vietnamveteranen reißt mich die schlechte KI und die auf Dauer langweiligen Missionen in die Realität wieder zurück. Im direkten Vergleich zum Vorgänger Mafia 2 hat Take 2 ein gutes Spiel abgeliefert. Die Story von Lincoln Clay, und das kann man nicht oft genug betonen, ist absolut Klasse und ist durch die gemischte Erzählweise von Zeitsprüngen, Dokumentationen und Darstellungen sehr lebendig. Mir scheint, dass man die Fehler aus Mafia 2 nicht noch einmal machen wurde und so die ganze Power in die Geschichte gesteckt hat. Sehr zum Leidwesen des eigentlichen Spiels, dass mit den beeindruckenden Bezirken und dessen Facetten nicht sein volles Potenzial entfalten durfte. Rockstar hat das mit GTA V deutlich besser gelöst und lässt in dem weiten Areal keine Langeweile zwischen den Storymissionen aufkommen. Wer eine gute Story spielen möchte und wem das Setting gefällt, sollte zuschlagen. Entweder direkt oder wenn das Spiel schon eine Zeit in den Regalen stand. Bis dahin sollten, zumindest für die PC Version, die wesentlichen Glitches und Probleme, die zu Abstürzen führen, behoben sein. Bei der getesteten PS4 Version gab es bis auf einen Absturz und ein paar Kollisionsfehler keine bedeutenden Probleme.

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