Über ein halbes Jahr ist es jetzt schon her, seit Dungeon of the Endless sein Debüt gemacht hat. Jetzt kam der Titel auch als Retail-Version in Form einer Special-Edition heraus. Da wir es bisher versäumt haben, diesem etwas anderen Rouge-Like die Ehre zu erweisen, bietet sich jetzt natürlich die Gelegenheit, den eigenartigen Genre-Mix in Pixel-Optik unter die Lupe zu nehmen. Wir haben uns in den Dungeon gewagt und berichten euch, was wir gesehen haben.

Der Dungeon der Zukunft
Manche Menschen sind nicht vom Glück gesegnet. Anders kann man es wahrscheinlich nicht ausdrücken, wenn man erst mit seinem Raumschiff abstürzt und natürlich genau in einem scheinbar endlosen, dunklen und wenig gastfreundlichen Dungeon landet. Der Absturz muss ziemlich heftig gewesen sein, kommt das Raumschiff doch auf dem untersten Stockwerk zum erliegen – sehr zum Leidwesen der Insassen, derer ihr euch als Spieler natürlich annehmen müsst. Mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe bestehend aus „Helden“, welche wohl eher durch Zufall in diesem Teil der Galaxis gelandet sind, gilt es, einen Ausgang zu finden – leichter gesagt als getan. So kämpft ihr euch durch verschiedene zufallsgenerierte Stockwerke, die mal unterirdischen Alienhöhlen gleichen oder mal eher wie eine entgleiste metallene Forschungsstation aussehen.

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Der Twist an der ganzen Sache ist, dass ihr eure Helden eher indirekt steuert. Ihr könnt ihnen zwar befehlen, in welchen Raum sie gehen sollen, aber die Bewegung an sich und jeglicher Kampf, der stattfindet, wird von der KI übernommen. Die eigentliche Herausforderung liegt nämlich im Ressourcenmanagement. So gibt es vier Rohstoffe, die ihr verwalten müsst: Mit eurer Industrie könnt ihr Module in Räumen installieren, welche ihr mit Energie versorgt (dazu später mehr) habt. Diese Module geben euch entweder mehr Rohstoffe pro Runde oder greifen zum Beispiel Gegner für euch an. Mit eurer Wissenschaft könnt ihr unter anderem eure Module verbessern um so in den späteren Leveln mithalten zu können. Mit Nahrung könnt ihr eure Helden heilen oder sie um eine Stufe aufleveln und zu guter Letzt gibt es noch Dust, welcher euren Kristall mit Energie versorgt. Der Kristall ist nämlich der wichtigste Gegenstand im Dungeon und Ziel eines jeden Levels ist es, ihn von eurem Startpunkt zum Ausgang zu bringen um zur nächsten Ebene zu kommen. Ebenfalls versorgt ihr mit dem Kristall Räume mit Energie, welche dadurch beleuchtet werden und nicht mehr als Spawnpunkte für Monster dienen können. Sollten eure Gegner den Kristall jedoch zerstören, heißt es Game Over.

So viele Möglichkeiten, so wenige Ressourcen
Man merkt wahrscheinlich schon beim Lesen des vorhergehenden Abschnitts, dass Dungeon of the Endless sich ein bisschen anders als das typische Standard-Rogue-Like spielt. Anstatt schneller Reaktionstests gilt es hier, klug die eigenen Ressourcen einzuteilen und im Voraus strategisch zu planen. Dank der installierbaren Module bekommt das Ganze noch eine große Portion aus dem Tower Defense-Genre mit, da die Helden gerade auf den späteren Ebenen mit den immer neu erscheinenden Monstern selten alleine fertig werden.

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Sollte ich lieber ein Modul zum Generieren von mehr Wissenschaft bauen oder doch lieber noch ein paar Angriffstürme? Soll ich die Nahrung zum Aufleveln der Helden benutzen oder lieber aufsparen, um später genug zum Heilen zu haben? Welchen der Räume soll ich mit Energie versorgen um möglichst günstige Routen für die Gegner zu generieren, welche ja nur in dunklen Arealen erscheinen? In Dungeon of the Endless wird man am laufenden Band mit solchen und ähnlichen Fragen bombardiert und für neue Spieler wirkt das am Anfang unzugänglich. In Kombination mit dem indirekten Weg zur Steuerung der eigentlichen Spielfiguren kann es eine gewisse Weile dauern, bis Dungeon of the Endless „klickt“ und man sich an den Modus Operandi gewöhnt hat. Und selbst dann wird es wohl noch eine ganze Weile dauern, bis man selbstbewusst Entscheidungen treffen kann, ohne sich den ganzen Lauf zu versauen. Hat man aber diese etwas steilere Lernkurve akzeptiert, erweist sich das Spiel als taktische Herausforderung mit Pfiff, die es allerdings in sich hat. Denn auch obwohl man am Anfang nur die Schwierigkeitsgrade „sehr leicht“ und „leicht“ zur Verfügung hat, bleibt es immernoch ziemlich knackig und man sollte sich in bester Rogue-Like-Manier auf das Spielen von mehreren Anläufen vorbereiten.

Optisch setzt das Spiel wie so viele seiner Kollegen auf den omnipräsenten Pixel-Stil, von dem einige inzwischen wenig überraschend zu viel haben. Diesen Spielern wird man Dungeon of the Endless nur schwer empfehlen können, denn die Ästhetik driftet in ziemlich minimalistische Bereiche ab, teilweise auch ein wenig zum Leidwesen der Übersichtlichkeit. Dank humorvoller Schreibe und konsistenter Art Direction erlangt der Titel jedoch einen gewissen Charakter, den man nicht jedem der Pixel-Art-Spiel attestieren kann.

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Fazit

Mit dem Herz eines Rogue-Like und dem Kopf eines Strategiespiels ist Dungeon of the Endless nicht direkt ein Genre-Mischling, aber immerhin ein Spiel, dass sein Einflüsse stolz und offen vor sich her trägt ohne dadurch überladen oder beeinträchtigt zu werden. Einen gewöhnungsbedürftigen Effekt hat das schon, und einigen wird das Gameplay-System des Titels sicherlich nicht besonders zusagen, gerade wenn man auf direktere Action gehofft hat. Aber diese Mischung lässt Dungeon of the Endless aus dem Einerlei heraustreten und dank knackig taktischem Gameplay und sympathischer Atmosphäre überzeugen.

Update zur Xbox One-Version, Mai 2016

Nachdem Dungeon of the Endless im Oktober 2014 für PC veröffentlicht wurde, erschien der Indie-Titel mit einer Verspätung von anderthalb Jahren am 16. März 2016 für die Xbox One. Wir haben die Mischung zwischen Dungeon-Defense und Rogue-like daher nochmal in der Konsolenfassung unter die Lupe genommen.

Kaum befinden wir uns wieder in den endlosen Weiten des zufallsgenerierten Dungeon, fällt eines auf: Für die Konsole wurden einige angenehme Anpassungen vorgenommen. So erstrahlt die Benutzeroberfläche in neuem Glanz und wurde extra für die Bedürfnisse des Spielers an der Xbox entwickelt. Generell wurde zusätzlich etwas an der Grafik und der Soundkulisse geschraubt. Natürlich musste auch die Steuerung überarbeitet werden – glücklicherweise ist dies erfolgreich geschehen und wirkt sogar intuitiver als am PC.

Neben den gelungenen Verbesserungen gibt es auch noch andere erfreuliche News: Die beiden Add-Ons Deep Freeze und Bookworm sind im Preis von 9,99 € mit inbegriffen und werden direkt mit heruntergeladen.

Wer sich für Dungeon of the Endless interessiert, aber lieber zusammen mit Freunden oder auch Unbekannten spie
len möchte, kann dies über Xbox Live tun. Das Spiel bietet einen Koop-Multiplayer für zwei bis vier Spieler an. Leider fanden wir selbst nach mehrmaliger Suche keine Spielpartner. Über die teilweise endlos (hoffentlich ist das als Anlehnung an den Spieltitel nicht sogar so gedacht) erscheinenden Warteschleifen beschweren sich auch einige Nutzer auf Reddit und anderen Internetforen.

Fazit

Mit dem Konsolen-Port hat Entwickler Amplitude Studios vieles richtig gemacht: Die Anpassungen sind sehr gut gelungen, die integrierten Add-Ons machen das Angebot noch attraktiver und die Möglichkeit im Koop-Modus zu spielen ist zumindest theoretisch super.

Mich persönlich, hat Dungeon of the Endless genau wie auf dem PC, jetzt auch auf der Konsole nicht wirklich mitgenommen. Zu schwer war mir der Einstieg und zu wenig wurde erklärt, als das meine Motivation zum Weiterspielen wachsen konnte. Wer genug Durchhaltevermögen beweist, wird aber mit einem herausfordernden Titel, voller Möglichkeiten und langer Spielzeit belohnt.

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