Ravensdale, DieselStörmers, Rogue Stormers – Hä?

Koop-Shooter, Steam-Punk-Szenario, 2D und Goop: Rogue Stormers ist am 21. April 2016 aus dem Early-Access ausgetreten und damit offiziell „erschienen“. Gearbeitet wird an dem Spiel tatsächlich schon seit dem Jahr 2008. Wir kennen das Entwicklerstudio unter zwei verschiedenen und das Spiel selbst unter drei verschiedenen Namen, was für insgesamt fünffache Verwirrung sorgt. Wir geben also eine kurze Aufklärung über den geschichtlichen Gegenstand. Kommt mit, auf eine Zeitreise in das Jahr 2010!

Neben dem iPhone 4 erblickt hier auch Rogue Stormers das Licht der Öffentlichkeit – allerdings noch unter dem Titel „Ravensdale“. Wir haben zwar schon 2010, Entwicklerstudio Spellbound Entertainment (Desperados, Arcania: Gothic 4) arbeitete jedoch schon seit 2007 an dem Konzept. 2012 musste Spellbound Entertainment jedoch Insolvenz anmelden und sich als das Studio Black Forest Games neugründen.

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Stay Nervous – In Rogue Stormers ist man immer auf Draht. Ruhe wie hier trügt.

Der Einstieg zurück in das Geschäft sollte unter anderem über Ravensdale laufen, das Projekt aus der Schublade. Eine erste Kickstarter-Kampagne 2013 musste allerdings abgebrochen werden. Erst 2014 schaffte man unter dem neuen Namen DieselStörmers den erfolgreichen Kickstart über die Crowdfunding-Plattform. Bereits 2014 war DieselStörmers dann auch schon als Early Access Titel auf Steam zu erhalten. So schön, so gut – als nächstes sollte jedoch eine Klage des bekannten ähnlich-lautenden Kleidungsherstellers ins Offenburger Haus flattern, der sich in seinen originellen Namensrechten verletzt sah. Das Gericht sprach dieser Verletzung eine Richtigkeit zu und so wurde Black Forest Games so nicht nur zur eigenen Namensänderung gezwungen, auch der Name ihres Spieles musste nun schon zum zweiten Mal geändert werden. Aus Ravensdale wurde DieselStörmers wurde schließlich Rogue Stormers – und da haben wir den Lauf der Geschichte eingeholt.

„Wir haben uns für Rogue Stormers entschieden, weil es das zugrundeliegende Gameplay am besten repräsentiert und nah am alten Namen ist, so nah wie es die Markenregeln erlauben“.

Wir zählen also mehr oder weniger acht Jahre „Entwicklungszeit“ mit diversen Höhen und Tiefen. Das Projekt Ravensdale / DieselStörmers / Rogue Stormers hat das Entwicklerstudio immerhin auch durch eine Zeit finanzieller Unsicherheit begleitet. Abgesehen von den spannenden Entwicklungen für das Studio, ist Rogue Stormers auch ein spannendes Spiel:

Der Weg durch Goop und Goblins

Wir sind die Rogue Stormers. Unsere Aufgabe ist es, eine mittelalterliche 2D-Steam-Punk-Stadt und ihre Katakomben von ihren Schurken (aka Goblins, Getier und bösen Maschinen) zu säubern. Die Grafik ist extrem liebevoll gestaltet und der 2D-Shooter schafft es, durch Parallax-Effekte eine ansprechende Tiefe aufzubauen. Die Stadt selbst wirkt lebendig und zugeölt. „Öl“ trägt den Namen „Goop“. Die Entwickler beweisen einen Humor ala Munchkin und so ist die Steam-Punk-Stadt mit unzähligen Eastereggs und orkischem Wortwitz gesäumt: Stay Nervous – Drink Goopresso. Die Level generieren sich samt ihren Inhalten zufällig und so macht das erste Level selbst nach dem zwanzigsten Start noch Spaß. Die Keller und Häuser haben eine gewisse Authentizität zu bieten und so wird man zumindest ästhetisch auch für den Erkundungsdran belohnt.

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Der Humor zieht sich als roter Faden durch Rogue Stormers von den orkischen Werbetafeln bis hin zu durchgeknalltesten Upgrades.

Eine Story wird uns zwar erzählt, liegt aber nicht im Vordergrund und man konzentriert sich auch nicht darauf, da das Ziel so einfach und intuitiv ist: Goblins töten! Hierfür steht uns einer von vier Charakteren zur Verfügung, die jeweils eine andere Primärwaffe mit unbegrenzter Monition und eine einzigartige Spezialfähigkeit besitzen. Da das Dauerfeuer mit unserer Primärwaffe aber schnell monoton wird oder wir beispielsweise auf größere Reichweiten angewiesen sind, können wir uns auch mit einer Sekundärwaffe ausrüsten. Diese Sekundärwaffen machen durch ihre Wahnwitzigkeit fast den größten Teil des Spaßes aus. Alle Sekundwärwaffen haben jeweils nur eine begrenzte Haltbarkeit und wir sind so jeweils gezwungen uns recht schnell eine neue zuzulegen, sollte die alte den Geist aufgeben. Von Orbitalschlag bis Boomerang-Kanone mit jeweils zufällig hinzugefügten Zusatzeffekten wie Plasmablitzen oder Abprall-Schüssen können wir unseren Rouge Stormer mit allem ausrüsten, was das Goop zu bieten hat

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Die Perks, die wir uns beim Levelaufstieg verdienen, bleiben dem Charakter auch über den Tod hinaus erhalten.

Sekundärwaffen, Medikits und Upgrades bekommen wir hauptsächlich über Jackpot-Stationen. Mit verdientem Geld (Goblins töten) können wir an den im Level verteilten Stationen um zufällige Ausrüstungsgegenstände spielen. Neben den abgefahrenen Waffenkombinationen beweisen auch die verfügbaren Upgrades einen Humor ala Munchkin, der uns ans Spiel fesselt. Mit etwas Glück finden wir so beispielsweise Dinge wie „das Motivationsposter“, welches uns +5% Schaden verleiht. Mit etwas Pech krabbelt uns beim Jackpot aber auch nur ein Goblin entgegen. Wir können das harterkämpfte Gold aber auch in den Schlitz von Kisten stecken, in denen mit größerer Wahrscheinlichkeit entsprechend wertvoller Loot wartet – die sind dann nur teurer.

Insgesamt steckt in Rogue Stormers viel Content, mit den die einzigartigen Charakterklassen in die gewünschte Richtung verdreht werden können. Der deutsche Wortwitz der Power-Ups und Upgrades tut sein übriges.

Hartes Spiel, einfacher Einstieg, klasse Mechanik

Während man mit den (geliebten) Sekundärwaffen auf Grund ihrer Haltbarkeit etwas vorsichtiger umgeht, betätigt man den Abzug der Primärwaffe effektiv ununterbrochen um damit auf die Goblins einzudreschen, die in allen Formen und Farben aus den „Goop-Portalen“ auftauchen. Im Koop können wir sogar mit bis zu vier Spielern schreddern. Der Einstieg ist durch die einfachen Mechaniken sehr einfach und so wirkt Rogue Stormers zunächst eher casual. Ein hart ansteigender Schwierigkeitsgrad sorgt jedoch schnell für die ersten Herausforderungen – auch, weil man weniger aushält als man denkt und nicht selten wenige Lebenspunkte den entscheidenden Unterschied bedeuten. Da überlegt man es sich auch, ob man für 30 Lebenspunkte eine der „Fresser-Truhen“ öffnet, die diese als Tribut für ihren Schatz wollen.

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Wir haben das „Hard-Orc-Cafe“ angezündet.

Der Charaktertod ist permanent bis zum Levelende. Wenn das ganze Team Goop und Goblins zum Opfer gefallen ist, ist das Spiel vorbei – zurück auf Level 1. Nur Charaktertalente bleiben, die man sich langsam
erleveln kann. Aus diesem Grund spielt man die ersten Level oft mehrere Male, bevor man in die tieferen einsteigt. Da jedoch jeder Neustart eine andere Stadt, einen anderen Keller, ein anderes Goop birgt, macht es entsprechend Spaß die vielfältigen Möglichkeiten der Engine zu erkunden. Mit jedem Spiel steht am Ende durch die mehr oder weniger zufällig gesammelten Upgrades auch ein anderer Charakter mit einer anderen Spielmechanik. Einzig die Bosskämpfe ziehen und spielen sich manchmal eintönig, was an mangelnder Abwechslung in Attacken und Rhythmus liegt.

Fazit

Dort aber, wo wir mit unseren Freunden im Koop das 2D-Steam-Punk-Szenario mit den liebevoll versteckten Witzen in der zufällig generierten Landschaft frei erkunden und uns mit durchgeknallten Waffen den Weg durch die Goblinhorden und das Goop mähen können, kommt echte Laune auf. Es ist spürbar, wie viele Jahre das Konzept alt ist und mit wie viel Herzblut die Entwickler gerade deswegen an ihr Spiel herangehen konnten. Bleibt nur abzuwarten, ob Rogue Stormers die letzte Iteration bleibt.

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