Wir kochen uns ein Spiel

Pokémon Tekken_Anpassung
Mit der Zeit werden kosmetische Accesoires freigeschaltet

Tatsächlich gibt es Pokémon Tekken schon seit einem Jahr als Arcade in Japan unter dem Namen „Pokkén“. Viele typische Elemente von Automaten-Spielen finden sich auch in der Wii-U Umsetzung wieder. So zeichnet das Beat-Em-Up, an dem Tekken Produzent Katsuhiro Harada mitgearbeitet hat, ein unkompliziertes und eingängiges Gameplay aus, dessen Singleplayer-Modus noch einiges an Liebe hätte vertragen können. Ein Vergleich mit Pokémon Stadium bleibt dabei nicht aus und ist naheliegend: Pokkén erinnert an die N64 Perle und bietet eine moderne und bessere Alternative für seine Fans. Pokémon und Stadium, Tekken und Arcade – bei so vielen Einflüssen fragt man sich schnell, wie viel von den einzelnen Games drinsteckt und ob dieses Rezept am Ende auch wirklich mundet. Wie bei so vielem gilt: Es ist Geschmackssache, bei all den Zutaten ist aber bestimmt für jeden etwas dabei.

Reichhaltige Kost

Pokémon Tekken_karte
Es gibt viel zu tun

Nachdem wir uns aus mageren Optionen einen Trainer erstellt haben, werden wir auch schon von Mentorin Nia in die Fittiche genommen und stürzen uns ins Getümmel. Genügend Inhalte hat die Insel Ferrum, auf der unsere Abenteuer stattfinden, auf alle Fälle zu bieten. Neben einer Einzelspieler-Kamapgne und einem Online- und Lokal-Modus, gibt es ein gut organisiertes Trainingsprogramm und freie Kämpfe gegen die KI. Auf eine spannende Story verzichtet Pokémon Tekken komplett – ab und zu werden seichte, handlungsrelevante Szenen eingespielt, die aber nicht wirklich fesseln können. Die Kampagne umfasst vier Ligen, in denen man im Rang aufsteigen kann und an deren Ende jeweils ein Turnier mit anschließender Rangprüfung gegen den Liga-Meister auf uns wartet. So prügeln wir uns von einer Liga in die nächsthöhere und verfeinern unsere Kampffertigkeiten. Wer keine Lust mehr hat gegen KI zu kämpfen, kann sich im Online-Modus mit echten Trainern auf der ganzen Welt messen. Zur Auswahl stehen der „Friendly“ und der „Ranked“-Modus – vergleichbar mit dem Casual und Ranked in Spielen wie Street Fighter V. Im Test hatten wir lediglich typische, leichte Latenzprobleme und fanden trotz ausstehendem Release sehr schnell Gegner. Das sich Pokémon Tekken als erfolgreicher eSport Titel einreiht, ist aber eher unwahrscheinlich, wird sich aber mit der Zeit noch zeigen.

Einfach, aber lecker

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Das Kampfsystem kann überzeugen

Wenn Pokkén einen Award verdient hätte, dann den für die beste Einführung in sein Kampfsystem. Das fängt im Tutorial an und zieht sich dann durch das gesamte Spielerlebnis. Die Grundlagen sind leicht zu erlernen, die meisten Angriffe lassen sich mithilfe von zwei Knöpfen ausführen. Trotzdem bietet das Beat-Em-Up unerwartet viel Tiefgang für Hardcore Spieler mit schweren Combos, die genauste Ausführung erwarten. Pokémon Tekken setzt dabei auf ein Stein-Schere-Papier-Prinzip – der Standard Angriff setzt Griffe außer Kraft, Griffe alle Konter und die Konter helfen gegen Standart-Attacken. Eine Überraschung gibt es jedoch noch: Das Spiel besteht nämlich nicht nur aus der Duellkampfphase, der traditionellen Seitenansicht, die wir beispielsweise aus Tekken kennen, sondern hat noch eine weitere, die Feldphase. In ihr navigieren wir unser Monster komplett frei durch die Arena und können zwischen Nah- und Fernangriffen wählen. Zu einem Phasenwechsel kommt es immer dann, wenn eine harte Attacke gelandet wird. Das macht Pokémon Tekken, das aus so vielen verschiedenen Spielfetzen entstanden ist, plötzlich zu einem richtig originellen Beat-Em-Up, mit viel Abwechslung. Die Phasenwechsel nehmen das Tempo aus den sonst sehr actiongeladenen Kämpfen und geben etwas Zeit für Strategieüberlegungen. Vor einem Match suchen wir uns ein Support-Team aus, das uns mit Angriffen oder Buffs unterstützt und aus zwei Pokémon besteht. Außerdem steht uns ein Limitbalken zur Verfügung, mit dem wir unser Monster verstärken und eine ultimative Attacke ausführen können. Nach einer Begegnung bekommen wir Erfahrungspunkte mit dem unser Kämpfer auflevelt. Dadurch verdiente Skillpunkte können wir beispielsweise in die Attacke oder die Verteidigung stecken. Alles in allem erinnern die Battles sehr an die Pendants der Naruto oder Dragon Ball Prügler.

Zu wenig gewürzt

Pokémon Tekken_pyramide
In Pokémon Tekken gibt es vier verschiedene Ligen

Bei all dem Lob gibt es auch noch eine enttäuschende Nachricht: Insgesamt gibt es lediglich 14 spielbare Charaktere, zwei weitere bekommen wir im Verlauf des Spiels. Das sind nur 2% aller 720 existierenden Pokémon! Bandai Namco kündigte dafür zum Glück bereits Nachschub an, der besser großzügig ausfallen sollte. Als Helfer stehen uns insgesamt 30 Monster zur Auswahl, die uns in rund 19 Arenen (acht davon von Anfang an) unterstützen. Im Laufe des Spiels schalten wir außerdem einige kosmetische Accesoires für uns und unsere Mentorin Nia frei. Wer schnell ist und sich die erste Auflage von Pokémon Tekken besorgt, kann sich über eine Amiibo Karte von Schatten Mewtu freuen.

Gut dekorierter Teller

Pokémon Tekken_trainer
Pokémon Tekken hat einen realistischeren Grafikstil

Der Grafik-Stil passt perfekt zum Pokémon Universum und überzeugt mit etwas realistischeren Darstellungen der Monster, als man von der Reihe gewohnt ist. Als wäre Pikachu nicht schon niedlich genug, hat es jetzt sogar etwas Fell! Die Animationen und Effekte sind gut gelungen und passen klasse zu einem Beat-Em-Up. Die Arenen sind liebevoll gestaltet und bieten genügend Abwechslung für viele Stunden mit Pokkén. So kann es gerne auch bei anderen Ablegern weitergehen! Fans der Soundtracks der Hauptspiele dürfen sich ebenfalls freuen – neben einigen neuen, energiegeladenen Titeln, gibt es viele neu arrangierte Klassiker.

Fazit

Pokémon Tekken_kampf2
Pokkén sollte in keiner Wii-U Sammlung fehlen

Pokémon Tekken gehört wie eingangs erwähnt auf jeden Fall in jede Wii-U Sammlung. Es reiht sich perfekt neben Spiele wie Super Smash Bros. und Mario Kart 8 ein und bietet viel Spaß für Abende mit Freunden. Leider bin ich wirklich sehr enttäuscht, was die kleine Auswahl an Pokémon angeht. Bei so einer Marke, die von der riesigen Variation an Monstern lebt, halte ich das für einen großen Design-Fehler. Da ist Bandai Namco in der Verantwortung und muss definitiv nachliefern. Besonders gut gefallen mir die originellen Phasen, die Pokkén von anderen Beat-Em-Ups unte
rscheidet. Die Symbiose ist also auf jeden Fall gelungen, wenn auch mehr Pokémon als Tekken in dem Wii-U Titel steckt.

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