Colin lässt grüßen

Rallyefans treten im Rallye, Hillclimb oder Rallyecross wahlweise online oder lokal an. Jede dieser Kategorien stellt andere Anforderungen an Mensch und Maschine. Dies zeigt bereits auch schon, dass dieser Teil der DiRT Serie sich wieder auf das klassische Rallye – Erlebnis, in dem die Zeit und die Straße unser Gegner ist, besinnt. Wir erstellen Events, die jeweils aus mehreren Etappen an unterschiedlichen Schauplätzen bestehen. Specialevents wie Gymkhana aus dem Vorgänger DiRT 3 sind nicht dabei, was bei mir persönlich auch keine Träne entlockt.

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Grafisch imposant und simulationslastig – DiRT Rallye präsentiert sich von seiner besten Seite!

Unsern Boliden wählen wir dann aus verschiedenen Fahrzeugklassen mit u.a. Fahrzeugen aus der 80er und 2000er WRC Reihe oder den aktuellen 1,6l WRC Modellen.

Neue Schale, alter Kern

In Sachen Interface und Menüführung geht Codemasters mit der Zeit und präsentiert uns im Hauptmenü eine sehr übersichtliche Kacheloberfläche mit einer Vielzahl von Einstellungen. Neben einer üppigen Auswahl an Grafikeinstellungen mit z.B. verschieden Arten von Antialiasing, Partikelqualität, Straßen- Objekt- und Texturdetail, finden wir dort eine der wichtigsten Stellschrauben des Titels: Anfangs empfiehlt es sich, die Fahrhilfen Traktionskontrolle, ABS oder auch Stabilitätskontrolle einzuschalten (regelbar von Stufe 1: schwach bis Stufe 5: stark). Einsteigern dürfen sich sonst zunächst auf ein -rendezvous mit Bäumen und der örtlichen Flora und Fauna einstellen. Selbst ich, als eingefleischter Rallyefan und durchaus fortgeschrittener Pilot, habe den erhöhten Schwierigkeitsgrad deutlich zu spüren bekommen. An der Stelle muss man natürlich auch erwähnen, dass generell das gesamte Spielerlebnis wieder die Richtung der Simulation einschlägt.

Rallyesport-Legende Walter Röhrl sagte einmal: 
„Wenn des Auto nur laut genug ist bleibn’s (die Wildtiere) drin im Wald“.

Ich als PS-Junkie und Rallyefan hab mich natürlich nicht lumpen lassen und direkt mein Logitech G25 Wheel an gestöpselt, um das volle Feeling zu erleben. Nach waghalsigen Fahrmanövern vorbei an malerischen mediterranen Landschaften in Griechenland und aggressiven Drifts am Limit in den mit Schnee bedeckten Wäldern Finnlands stelle ich fest: Die starke Tendenz zur Simulation macht sich umso mehr mit dem Lenkrad bemerkbar, da zum Beispiel wechselnde Bodenbeläge durch das Forcefeedback auch deutlich spürbar sind. Ich weiß nicht wie es bei euch ist, aber in der Regel bekommt man nicht so oft die Gelegenheit jede Woche eine Rallyeetappe im echten Leben zu fahren, DiRT Rally kommt mit seiner (gnadenlosen) Fahrphysik dem realen Erlebnis doch schon sehr nahe – am besten natürlich in der Cockpit Perspektive. Ein realistisches Schadensmodell trägt auch zu einem rundum realistischen Fahrgefühl bei, was ich spätestens nach meiner ersten intensiveren Begegnung mit einem Olivenbaum in einer Etappe in Griechenland bemerkte. Schäden wirken sich dann auch weiter auf das Fahrverhalten unseres Boliden aus, was ich persönlich sehr gut finde. Die recht angenehme Rückspulfunktion die wir aus mehreren Renntiteln kennen, bleibt aus. Viele runzeln jetzt die Stirn und denken, dass dieser Grad an Realismus dem Spielspaß schadet, doch ganz im Gegenteil: Die Entwickler machen hier aus der Not eine Tugend. Zwar lässt sich unser Untersatz zwischen jeder Etappe eines Events von unserem Team reparieren, allerdings zaubern die Techniker aus einem Schrotthaufen auch keine Rakete mehr. Mag heißen: Während einer Etappe wäge ich ab ob ich nun die Kurve mit 20 km/h weniger einschlage und so vielleicht eine schlechtere Platzierung in Kauf nehme, dafür aber auf den kommenden Strecken noch mit einem fahrtüchtigen Wagen antrete. Zwischen den Etappen können, wie schon erwähnt, zwar Reparaturen vorgenommen werden, aber Zeit ist hier die begrenzende Ressource.

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Hübsche Kulisse! Aber Vorsicht: Auch in malerischen Landschaften sollte man die Piste nicht aus den Augen verlieren!

Was wäre das Ganze denn ohne den richtigen Sound? Mal abgesehen von der Musik im Menü (die sehr generisch und monoton wirkt) sind Motoren- und Umgebungssounds einfach überwältigend. Schnelle Tempowechsel und scharfe Kurven, die für Mensch und Maschine herausfordernde G-Kräfte hervorrufen, machen sich auch bei unserem Co-Piloten bemerkbar. Er räuspert sich mal kurz oder macht kleine Pausen wenn’s ganz wild wird. Aber mal ehrlich: Wer will ihm da bei meinem Fahrstil am absoluten physikalischen Limit auch Vorwürfe machen? Es klingt einfach wie eine Beethoven Sonate in meinen Ohren, wenn der alte Subaru Impreza WRX mit seinem 2 Liter Motor über die Piste jagt. Gänsehaut pur. Oft sind es auch nur kleine Nuancen, die dem Titel die Extraportion Realismus geben und so beim leidenschaftlichen Rallyefreak Tränen hervorrufen. Die Motorensounds ändern sich sogar bei Wechsel der Kameraperspektive. Vielleicht messe ich den realistischen Motorensounds ein wenig zu viel Bedeutung bei – ich meine in einem Rennspiel sollte dies eine Selbstverständlichkeit sein, doch die Erfahrung lehrt uns, dass nicht jeder Titel unter der Fahne „Rennspiel“ das gut umsetzt. Insgesamt ergibt sich ein sehr rundes, detailliertes Soundbild – wir hören sogar herumfliegende Steine und Schotter. DAS ist Musik.

Fazit

Alles in Allem ist DiRT Rally der beste Rallyetitel die ich je gespielt habe PUNKT. Er richtet sich klar an Simulationsliebhaber mit der Bereitschaft sich Zeit für den Titel zu nehmen und weniger an Arcadefans.

Ich muss mich sehr zurücknehmen, damit ich mein Fazit nicht mit zu viel Emotionen überlade – Also bleiben wir bei den Fakten: Das Gesamtpaket mit der Auswahl zwischen vielen Boliden verschiedener Jahrzehnte, guter Lizenzausstattung mit vielen Originalstrecken in 3 Locations und 36 Stages, die realistische Fahrphysik und authentischen Sounds machen DiRT Rally zur Krone der Schöpfung im Feld der Rallyesimulationen. Codemasters zeigt einmal mehr wie die alte Formel, die wir aus der Colin McRae-Serie kennen über die Jahre kein bisschen an Wert verloren hat. Obwohl DiRT draufsteht – Colin McRae ist drin.

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