Hast du das selbe geträumt wie ich? Bestimmt hat das was zu bedeuten.

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Der Charakterbildschirm lässt für alte Kerker & Drachen Freunde kein Wünsche offen.

Ihr seid ein Söldner der Gruppe „Die Brennende Dämmerung“ und wurdet damit beauftragt eine Karawane, welche auf dem Weg in die Piratenstadt Luskan ist, zu beschützen. Die Reise gestaltet sich jedoch nicht ganz stressfrei, denn ihr werdet alle von den selben Albträumen gequält und in jenem erhaltet ihr erstmals die Kontrolle über euren Charakter. Nachdem ihr den unruhigen Schlaf überstanden habt, welcher gleichzeitig als Einstieg und Tutorial in das Spiel genutzt wird, erwacht ihr in einem idyllischen Waldstück bei eurer Karawane. Hier habt ihr nun die Möglichkeit einigen Karawanenmitgliedern zu helfen. Natürlich wird hier die Story gestartet werden und wer sich ein wenig die Umgebung anschaut merkt, dass diese sich sehr gut für einen Hinterhalt eignet. Ein paar Schritte von der Karawane entfernt findet ihr dann auch bereits die ersten Leichen. Einen Banditenhinterhalt später müsst ihr, als Beschützer der Karawane, dem natürlich auf den Grund gehen. In typischer Heldenmanier folgt ihr den Banditen bis in ihr Versteck und entdeckt, dass der Anführer ein Ritter ist, welcher damit beauftragt wurde euch und eure Arbeitgeber komplett auszulöschen, denn anscheinend haben die Träume eine finstere Bedeutung. 

Wer bereits früher Spiele wie Baldurs Gate, Icewind Dale oder Neverwinter Nights gespielt hat, der kann sich den Einstieg in die Geschichte der Welt, aufgrund der gemeinsamen Hintergrundgeschichte, erleichtern.

Nahezu unendliche Möglichkeiten! Die Charakterstellung.

Wenn ihr das Spiel startet, werdet ihr im Hauptmenü mit schöner stimmiger Musik begrüßt. Kein Wunder: Der Komponist Inon Zur hat mit dem Soundtrack von Dragon Age: Origins und Fallout 3 und 4 schon einiges an Erfahrung gesammelt. Ihr habt die Möglichkeit als Spieler oder Spielleiter zu spielen. Um überhaupt erst einmal einen Eindruck von dem Spiel zu bekommen, eignet es sich natürlich als Spieler einzusteigen und die Mechaniken des Spiels kennenzulernen. Es folgt die Charakterstellung, die auf den ersten Blick überwältigt. Hier lässt sich von der Rasse bis hin zur Augenfarbe und sogar der Startausrüstung alles verändern, was das Herz begehrt. Mit sechs verschiedenen Klassen und fünf Rassen, welche dann auch nochmal in Kulturen wie Sonnenelfen oder Mondelfen unterteilt wurden, ist die Einzigartigkeit des Charakters schon fast garantiert. Einen besonderen Augenmerk darf man hier auch auf die Charaktereigenschaften legen, denn die Werte für beispielsweise Charisma, Stärke und Konstitution haben in einem Spiel, welches auf D&D basiert, natürlich auch eine wichtige Rolle. Tatsächlich erfordern manche Rätsel oder Gesprächsoptionen bestimmte Werte in gewissen Eigenschaftswerten. Mein Eindruck war nach der Erstellung eindeutig; Das ist meine Spielfigur. Nach der Erstellung habt ihr noch weiter die Möglichkeit euch zu individualisieren, denn viele verschiedene Fertigkeitenbäume lassen euch euren Charakter gestalten, wie ihr möchtet. Mit eurem Charakter habt ihr die Möglichkeit die Geschichte zu spielen oder ihr wagt euch im Dungeonlauf Modus in einen gefährlichen selbsterstellten Dungeon.

Der perfekte Mix aus Divinity: Original Sin und Dragon Age?

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Es sieht bekannt aus und fühlt sich auch bekannt an.

Wer sich nicht mit Computerspielen auskennt und das alles nur als Randerscheinung wahrnimmt, wird vermutlich direkt Diablo schreien, wenn er die ersten Gameplay Szenen sieht. Denn die typische Vogelperspektive, die in vielen Rollenspielen oder Hack and Slay verwendet wird, kommt auch hier zum Einsatz. Es ist so flexibel wie die Divinity: Original Sin Enhanced Edition, da die Kamera auch um 360 Grad gedreht werden kann. Während Divinity: Original Sin Gebrauch von einem rundenbasierten Kampfsystem macht, ähnelt das Kampfsystem von Sword Coast Legends eher einem Dragon Age: Origins. Dan Tudge, der derzeitige Präsident von n-Space und damaliger Vize-Präsident von EA, hat als Projektdirektor von Bioware an der Entwicklung von Dragon Age: Origins einen signifikanten Teil beigetragen. Daher liegt es Nahe, dass der Kampf, ähnlich wie in Dragon Age, in Echtzeit abläuft aber pausiert werden kann. In der pausierten Ansicht kann jedem Gruppenmitglied eine bestimmte Aktion zugeteilt werden. Wer kümmert sich um welchen Gegner und wer setzt welchen Skill ein? So bekommt man trotz seiner gewählten Startklasse auch schnell einen Einblick in die Vor- und Nachteile der anderen Klassen. Von diesem System musste ich sogar auf der Schwierigkeitsstufe Einfach Gebrauch machen, da Kämpfe sonst sehr schnell chaotisch verlaufen können. Es kann durchaus mal passieren, das ein eher harmlos wirkendes Rudel Wölfe die Abenteuergruppe in null Komma nichts auseinandernimmt. Ein weiterer Unterschied ist, dass es hier keine klassischen Manapunkte gibt sondern einfach mit Abklingzeiten gearbeitet wird. Die gesamte Kampagne kann auch mit drei Freunden im Team gespielt werden.

Die Steuerung ist genretypisch, allerdings fehlen mir Schnelltasten, die mir das Spiel, wie beispielsweise beim Sammeln von Loot, erleichtern. Es ist zwar möglich alles mit einem Mausklick einzusammeln, für mich ist ein Tastendruck auf der Tastatur aber um einiges angenehmer.

Das Eintauchen in die Geschichte; und das ständige Luft holen.

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Kämpfe können über die Leertaste jederzeit pausiert werden.

Die Synchronsprecher der Figuren haben ihre Arbeit gut gemacht. Allerdings reicht es nicht um die Charaktere glaubwürdig erscheinen zu lassen. Die teilweise nicht ganz so gelungene Inszenierung spielt öfters mal dagegen. So wird, auch wenn eine Figur seinem Schöpfer gegenübertritt, kein Mitgefühl bei mir hervorgerufen. Schade ist außerdem, dass nur die Dialoge von den wichtigen Charakteren vertont wurden. Jedes mal wenn ich eine Nebenaufgabe gestartet habe war ich richtig enttäuscht von der Stille, und dies kostet der Spielwelt einiges an Glaubwürdigkeit.

Das Questdesign ist trotz der fehlenden Synchronstimmen gelungen, denn es werden teilweise Entscheidungen getroffen die im späteren Verlauf noch eine Rolle spielen. Was mir besonders gefallen hat, waren die Dialogoptionen die sich an den bereits erwähnten Charakterwerten bedienen. Starke Spielfiguren können gut einschüchtern und ein charismatischer Charakter kann den Gesprächspartner super beruhigen.

Beim Betreten eines neuen Gebiets werden im Ladebildschirm Texte zur Gebietsbeschreibung angezeigt. Die Level sind etwas verzweigt, jedoch ist der eigentliche Weg deutlich zu erkennen. Ab und zu werden einem Rätsel in den Weg geworfen welche mir, zumindest in der Testphase, keine großen Probleme bereitet haben. Als ich vor einer Tür stand, die sich nicht öffnen lies habe ich sofort nach einem Schalter gesucht. Siehe da! Nach kurzer Zeit bin ich auf vier Druckplatten aufmerksam geworden und habe meine Gruppe aufgeteilt. Das Rad wurde mit den Rätseln nicht neu erfunden, trotzdem sind die kleinen De
nksporteinlagen eine willkommene Abwechslung.

Aber warte, es gibt noch mehr!

Der „Dungeonlauf Modus“ lässt euch einen eigenen Dungeon erstellen. Zu den festzulegenden Parametern gehören ein anständiger Name, welchen Gegnern ihr euch stellen, was für eine generische Aufgabe ihr erfüllen und ob ihr am Ende des Dungeons einen Boss besiegen möchtet. Auch die Umgebung ist frei wählbar. Den Dungeon könnt ihr dann entweder allein oder mit bis zu vier Freunden erkunden, wobei einer der vier ein Spielleiter sein kann. Der Spielleiter hat hier die Aufgabe, ähnlich wie in ArmA 3 Zeus, Gegner und Gegenstände zu platzieren um den Spielern eine Herausforderung zu bieten. Leider kann ich hier als Spielleiter nicht vorausschauend agieren, da ich ohne die Spieler nicht das nächste Gebiet einblicken kann.

Module werden als eigene Kampagnen in Sword Coast Legends bezeichnet. Ihr könnt diese, durchaus komplex, entweder im Spielleiter Modus selbst erstellen oder ihr ladet euch bereits erstellte Kampagnen der Community herunter. Die Auswahl ist hier recht groß und versprechen Spielspaß für 1-5 Spieler. Wobei wieder eine Person der Spielleiter sein kann.

Ein großes Problem ist, dass es zum jetzigen Zeitpunkt nur vorgefertigte Karten gibt und die Gebiete somit schnell eintönig werden können.

Falls der Begriff „Spielleiter“ einem nichts sagt so gibt es im nächsten Abschnitt einen kurzen Exkurs in die Welt des Pen & Papers.

Spielleiter? Was genau ist denn ein Spielleiter?

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Im Dungeon Master Mode lassen sich einige Gegenstände frei platzieren.

Pen & Paper affine Leser wird der Begriff Spielleiter oder Dungeon Master mit Sicherheit etwas sagen. Wer jedoch neu in diesem Gebiet ist, für den gibt es hier eine kleine Erklärung. Pen & Paper, wie beispielsweise „Dungeons & Dragons“ oder „Das Schwarze Auge“, erfordern meist einen Spielleiter und drei bis fünf Spieler. Diese Spieler sitzen mit einem Charakterblatt vor sich, welches mit Hilfe eines Regelwerks erstellt wurde. Der Spieler schlüpft dann in die Rolle seines Charakters und spielt diesen, in etwa wie ein Schauspieler, im sitzen aus. Im Pen & Paper ist der Spielleiter derjenige der sich die Geschichte ausdenkt oder, wenn er ein bereits geschriebenes Abenteuer vor sich hat, in die richtigen Wege leitet und Gegner sowie „Nicht-Spieler-Charaktere“ spielt. Seine Hauptaufgabe liegt unter anderem darin die Sinne der Teilnehmer zu stimulieren. Wenn die Spieler einen Raum betreten, erklärt der Spielleiter was die Spieler sehen, hören und gegebenenfalls auch riechen können. Falls dann noch Fragen offen sind oder einer der Spieler beispielsweise ein Regal untersuchen möchte beschreibt der Spielleiter den Raum noch ausführlicher. Wenn sie fragen wie sich das Einhorn, welches ein Spieler natürlich unbedingt streicheln möchte, anfühlt, so wird dies dann im Detail vom Spielleiter, möglichst enthusiastisch, wie es sich bei einem Einhorn gehört, beschrieben. Auf diese Weise bestreiten die Spieler dann die Geschichte und schließen diese, hoffentlich, erfolgreich ab.

Falls euch Pen&Paper schon immer interessiert hat und ihr noch etwas weiter eintauchen möchtet, weiterführende Informationen findet ihr z.B. in den folgenden Regelwerken:

Problemkind: Spielleiter

Ich hatte das Glück bereits einige Male Spielleiter für kleinere „Das Schwarze Auge“ Runden zu sein. Ich habe schnell gemerkt, dass der Spielleiter in Sword Coast Legends nicht viel Spielraum hat. Die wichtigste Aufgabe des Spielleiters ist, wie bereits im vorherigen Absatz erwähnt, die Sinne der Abenteurer anzusprechen. Leider fällt dieser Aspekt hier komplett weg. Die Spieler sehen die Spielwelt vor sich und nehmen alles so war wie es vom Spiel vorgesehen ist. Das degradiert den Dungeon Master zu einem einfachen Gegenspieler der entscheidet wo, wann und welche Monster auftauchen. Ein ziemlich eintöniger Job, zumindest momentan.

Wilson, ich habe Feuer gemacht. Der Online Modus.

Im Onlinemodus lässt sich alles, also auch die Geschichte, mit mehreren Spielern spielen. Der „Dungeonlauf Modus“ sowie selbsterstellte Kampagnen lassen sich entweder mit oder ohne Spielleiter spielen. Da das Spiel mit derzeit etwa 500 gleichzeitigen Spielern unter der Woche und 700 Spielern am Wochenende nicht zu den größten Spielen zählt, muss man sich gegebenenfalls auf Wartezeiten beim Suchen von Mitstreitern einstellen oder man ermutigt Freunde dazu Helden der Vergessenen Reiche zu werden. Wer kein Spiel findet oder dessen Freunde keine Heldengene in sich tragen, darf im offiziellen Forum Mitstreiter rekrutieren.

Was bringt die Zukunft? Viel!

Das erste und das zweite Update wurden bereits kostenlos veröffentlicht und bringen viele Neuerungen: Unter anderem eine weitere Kultur der Elfen mit neuen Fähigkeiten.

Das bereits angekündigte Community Pack 3 kommt Ende des Jahres auf euren PC und bringt dann einen komplett eigenen Leveleditor mit sich, sowie weitere Verbesserungen des Spiels.

2016 wird dann die Erweiterung „Rage of Demons“ erscheinen. Das Hauptaugenmerk wird hier wohl auf der neuen Kampagne und einer neuen Rasse liegen, sowie die neuen Tools für Spielleiter und Ersteller von Kampagnen.

Für ihr erstes Spiel ist das schon ein sehr solider Anfang aber das Spiel wird noch ein wenig Zeit benötigen um sich voll zu entfalten.

Fazit

Wer gerade Rollenspiele für sich entdeckt, kann hier ohne Bedenken reinschauen. Sword Coast Legends bringt, für erfahrene Spieler, kaum Neues. Der Entwickler legt, wie es für mich aussieht, viel Wert auf den Spielleiter Modus und die selbst erstellten Kampagnen der Community. Während die Kampagnen der Community mit Sicherheit einiges an Spielzeit fressen können, so glaube ich im Gegenzug, dass der Spielleiter Modus seinem Namen nicht gerecht werden kann. Der Spielleiter kann derzeit lediglich Figuren auf bereits vorgefertigte Karten setzen, ihnen gegebenenfalls einen Text einschreiben, falls sie freundlich gesinnt sind, aber viel mehr gibt es für den Spielleiter nicht zu tun. Potential hat dieser Modus allemal, ob dieses Potential komplett ausgenutzt wird, wird die Zukunft zeigen. Vielleicht bringen die kommenden Community Packs oder die ebenfalls bereits angekündigte Erweiterung die erhofften Verbesserungen die dieses Spiel zum jetzigen Zeitpunkt definitiv noch braucht. 

Sword Coast Legends ist auf PC, Mac und Linux über Steam spielbar und soll nächstes Jahr sogar noch für die Xbox One sowie die Playstation 4 erscheinen. 

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