Eishockey. Die Sportart, die in Deutschland Kinder ausüben deren Väter sie zum Rugby schicken wollten, während die Mütter auf Ballett bestanden. Kaum eine andere Sportart paart brutale Explosivität so organisch mit anmutiger Technik wie die Hatz nach dem Puck.

Platzhirsch der Videospielumsetzung ist EA Sports mit der NHL-Reihe. Dort leistete man sich im letzten Jahr jedoch etwas, wovon jeder Goalie ein Lied singen kann: Einen saftigen Schnitzer. NHL 15 kam unfertig daher und der Karrieremodus war ein großer Stein des Anstoßes.

Hier hat EA jedoch Besserung gelobt und das Versprochene auch gehalten. NHL 16 enthält wieder die Möglichkeit als Trainer einzelne Saisons zu bestreiten und im Karrieremodus darf ein Team aus der CHL in die NHL geführt werden. Verschwunden bleibt leider weiterhin der Modus GM Connected, der laut EA zu wenig Resonanz bei den Spielern fand.

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Die Spieler bewegen sich explosiv und dynamisch über das Eis

Was zählt ist auf dem Eis

Was man NHL 15 nicht vorwerfen konnte war mangelndes Feeling auf dem Eis – NHL 16 macht hier sogar noch einen kleinen Sprung nach vorne. Die Physik hinter dem Spiel fühlt sich einfach sehr gut an – vom fulminanten Bodycheck bis zum Abprallen des Pucks vom Schläger. Auch die Spieler bewegen sich auf bisher nicht erreichtem Simulationsstandard, fangen Pässe ab, beweisen Gefühl am Schläger und fahren Körpertäuschungen und Finten.

Die Steuerung ist dabei einmal mehr ein gutes Beispiel für den allgemeingültigen Wahlspruch der EA-Sport(s)spiele: „Easy to learn, hard to master“. Zwar beherrscht man auch fortgeschrittenere Manöver wie Schlagschuss oder den Schlenzer aus dem Handgelenk schnell, um aber ein Gespür für die richtige Situation zu finden sowie das richtige Timing, braucht man einiges an Erfahrung. Helfen dabei sollen nicht nur die verschiedenen Trainingsmöglichkeiten sondern auch zuschaltbare Einblendungen im Spiel, die bei Fragen des Timings oder dem Spieler in bestimmten Situation Empfehlungen machen.

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Macht er ihn rein?

Führ‘ mich zum Schotter!

Doch Skills sind nicht nur als Spieler gefragt. Auch als Manager muss man nun mit mehr Fingerspitzengefühl vorgehen und kann nicht mehr wie die Axt im Walde im Kader herumholzen. Die Moral der Spieler ist von mehreren Faktoren abhängig. Wird der Top-Spieler verkauft, wirkt sich das negativ auf die Stimmung eurer Männer aus, ebenso verhält es sich mit zu langen Zwangsaufenthalten auf der Bank.

Zudem muss auf die individuelle Persönlichkeit des Spielers geachtet werden. Wie bei Menschen nun einmal so üblich, reagieren sie unterschiedlich auf beispielsweise Niederlagenserien und wollen „gestreichelt“ werden während andere angestachelt werden möchten. Dieses Feature fügt sich gut ins Spiel ein und führt zu mehr Spieltiefe im Management.

Das Problem der NHL-Serie war jedoch nie auf dem Eis sondern lag im Drumherum. Und nach wie vor kann die Präsentation nicht die Klasse zum Beispiel eines NBA 2K erreichen. Zu steril und trocken wirken die Menüs. Vermisst wird zusätzliches Flair, das etwa durch die Inszenierung der Teamansprachen, Interviews, Filmszenen oder einen Kommentator erreicht werden könnte, der auf aktuelle Geschehnisse im Profisport treffend eingeht. Hier herrscht nach wie vor Nachholbedarf.

Fazit:

NHL 16 ist ohne Wenn und Aber eine sehr gute Eishockey-Simulation, in der der spielerische Part rundum gelungen ist. Selten hat sich Eishockey auf der Konsole so dynamisch und wuchtig angefühlt wie hier. Toll auch die neuen Features zur Teamführung in der Rolle des Managers, die zwar nicht revolutionieren aber bereichern. Weniger überzeugend ist hingegen die nüchterne Präsentation des Karrieremodus und der Spiele selbst, die EA in der NHL-Serie ein wenig stiefmütterlich behandelt. Enthusiasten der Action auf dem Eis sollte dies jedoch nicht abhalten!

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