Lego ist unaufhaltsam. Nachdem sich der dänische Konzern auf dem Spielzeugmarkt bereits vor langer Zeit unsterblich gemacht, mehrere gute Spiele veröffentlicht und die Kinowelt erobert hat, bringt man mit Lego Dimensions nun ein großartiges „Best of Lego-Multiverse“ in den Handel.

Es leeebt!

Als vor geraumer Zeit findige (Marketing-)Köpfe bei Activision der Welt Skylanders brachten, muss sich irgendwo in Dänemark ein CEO von LEGO mit der flachen Hand auf den Tisch gekloppt und Heureka gerufen haben. Denn der „Toys to Life“-Ansatz ist wie geschaffen für den Spielzeughersteller.

Das Starterpack von Lego Dimensions enthält neben den drei Charakteren Batman, Gandalf und Wildstyle aus dem Lego-Film noch das Portal, das als Schnittstelle zwischen Konsole und dem physischen Legospielzeug dient. Werden die Figuren auf das Portal gestellt, erscheinen sie im Spiel – ein Prinzip so einfach wie genial.

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Der Mix macht’s

Die Kombination aus Gandalf, Wildstyle und Batman erscheint auf den ersten Blick mehr als abenteuerlich aber illustriert perfekt das Alleinstellungsmerkmal, das sich Lego geschaffen hat! Denn hier ist absolut alles möglich.

Ähnlich wie im Film geben sich hier alle paar Minuten andere Größen der Popkultur die Klinke in die Hand und so ergibt sich der typische fish out of water-Humor des Franchises. Lego Dimensions ist das ultimative Mash-Up und versetzt den Spieler in die eigene Kindheit zurück, in der man zusammengesammelte Actionfiguren von allen möglichen Fernsehserien besaß und sich eine Geschichte ausdachte, in der die Figuren der verschiedenen Universen gemeinsam Abenteuer erleben konnten.

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Legos einzigartiges Gespür für Humor

Dass dieser Zusammenprall der verschiedensten Settings und Charaktere funktioniert, verdankt Lego Dimensions einmal mehr dem exzellenten Autorenteam, das sich meisterhaft auf lustige Situationen und pointierten Humor versteht. Bereits in den ersten Minuten des Spiels gibt es eine großartige Begegnung zwischen dem „echten“ Batman und der etwas aufschneiderischen Variante aus dem Lego-Film, die eindeutig zeigt, wer hier die Hosen anhat. Wenig später verschlägt es Batman ins Reich des Zauberers von Oz. Eine Welt, die für seinen Geschmack entschieden zu bunt ist. Als er dann auch noch Dorothe gemeinsam mit einer Vogelscheuche singend und frohlockend durch die Straßen ziehen sieht, ist die Sache für ihn klar: Scarecrow steckt hinter all dem – denn wie viele umherwandelnde Vogelscheuchen kann es schon geben?!

Dieser referenzielle Humor ist die größte Stärke des Spiels und funktioniert ähnlich wie in den Pixarfilmen: Die Kleinsten erfreuen sich einfach an der bunten Welt während die Älteren grinsend den Hut vor den cleveren Anspielungen ziehen und sich an den vielen Originalsynchronsprechern erfreuen, die Lego für ihre zahlreichen Charaktere gewinnen konnte. Die Liebe mit denen die Entwickler die Figuren und Szenerien gestaltet haben ist durch die gesamte, etwa zehnstündige Kampagne greifbar und beeindruckt. Der Haken an der Sache: Um darüber hinaus mehr Abenteuer zu erleben, müssen erst wieder weitere Figuren dazugekauft werden – nur so erlebt man den vollen Umfang von Dimensions.

Auf der anderen Seite ist auch ein umfassendes Wissen über Popkultur vonnöten, um dem Humor folgen zu können. Wer sich hier nicht auskennt, bekommt viel vom Charme und Witz des Titels nicht mit und fühlt sich wie damals auf dem Schulhof, wenn zwei beste Kumpels sich gegenseitig Insider-Witze zuspielen und sich schlapplachen während man danebensteht und ratlos mit den Schultern zuckt. So konnte ich im Test zum Beispiel mit den Ninjago-Bossen sehr wenig anfangen, während ich das Set zu Zurück in die Zukunft absolut liebte.

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Tanz den Legotanz

In diesen Momenten fällt auf, dass das eigentliche Gameplay wieder sehr legotypisch gehalten ist. Wir schlagen uns durch relativ einfache (weil altersgerechte) Puzzles und Gegnerhorden, sammeln Legosteine ein, die uns auch als Währung dienen und bauen aus herumliegenden Teilen neue Strukturen, die uns bei der Problemlösung weiterhelfen. Wer schon einige Legotitel auf dem virtuellen Buckel hat, könnte hier recht schnell Ermüdungserscheinungen bemerken.

Ein neues Element hingegen ist die Einbindung des physischen Spielzeugs mithilfe des Portals, das via USB mit der Konsole verbunden wird. So erscheinen dann und wann auf dem Bildschirm Baupläne, die wir dann mit den mitgelieferten Legosteinen in der „echten Welt“ umsetzen. So bauen wir beispielsweise im Tutorial das Batmobil und setzen es auf das Portal, sodass es uns fortan durch das Abenteuer begleitet. Natürlich können wir auch nur die Scheibe, auf der der Wagen steht benutzen, denn natürlich weiß das Spiel nicht, was genau wir darauf gebaut haben – aber wo bliebt da der Spaß? Ich muss zugeben, nach langer Zeit mal wieder mit Lego spielen, war unendlich unterhaltsam.

Zudem wird das Portal hin und wieder in Minispiele mit einbezogen. Die Hexe aus dem Zauberer von Oz beherrscht beispielsweise einen Zauber, der die Charaktere im Spiel an Ort und Stelle festhält. Um den Spruch zu brechen, müssen wir schnell die Position der Figuren auf dem Portal verändern – gute Idee!

Fazit:

Wer als Mittzwanziger dieses Spiel spielt sollte das besser unbeobachtet tun. Es sei denn man möchte dabei gesehen werden, wie man grenzdebil vor sich hinlächelt, weil die Welt gerade einfach in bester Ordnung ist. Lego Dimensions öffnet ein direktes Portal in die eigene Kindheit und gibt dem erwachsenen Spieler eine gehörige Prise großartigen Humor mit auf den Weg. Über die kleinen Hänger im Gameplay kann man absolut hinwegsehen, wenn man in Folge wieder mit einer der toll geschriebenen Dialoge und Zwischensequenzen belohnt wird. Junge Spieler oder solche die schon selber Kinder haben, sollten auf jeden Fall einmal reinschauen und auch alle anderen werden ihre Freude mit Dimensions haben!

 

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