Das 4X-Genre und das Weltall gehen gerne Hand in Hand, wie es scheint. Schließlich gibt es wenige andere Orte, bei denen sich die Eroberung mehr lohnen würde und wenn es etwas zu erkunden gibt, dann doch wohl in den unendlichen Weiten des Alls. Auch in StarDrive II gilt es wieder, die große Leere mit Leben zu befüllen, vorzugsweise mit der eigenen Spezies. Allerdings haben die anderen Bewohner des Universums da meistens noch ein Wörtchen mitzureden…

Grünzeug mit Charme
Faszinierend, wer in der Welt von StarDrive alles genug Gehirnkapazität entwickelt, um interstellare Reisen zu ermöglichen. Eine Rasse von intelligenten Bären, die in einem System ähnlich dem des feudalen Japans leben, gehört genauso in das Repertoire wie von Lovecraft inspirierte religiös fanatische Tintenfische. Meine Favoriten sind allerdings die Pollop – eine Spezies von Pflanzen mit Bewusstsein, welche keine Lust auf Krieg haben und den ganzen Tag lieber Musik hören und in der Sonne baden würden. Damit kann man sich doch identifizieren! Grund genug für mich, diesen putzigen Kerlchen zur Vorherrschaft im Universum zu verhelfen.
Das Weltall von StarDrive ist tatsächlich beizeiten recht bizarr und verleiht der Spielwelt gerne ein bisschen Witz – sehr zum Vorteil der generellen Stimmung. Ein kleiner Funken Selbstironie rundet das ganze dann noch ab, schließlich kann man eine Konversation mit einem Samurai-Weltall-Bären dann doch nicht 100% ernst nehmen.StarDrive2Weltall-Eroberung as usual
Auch wenn die Bewohner dieses Universums sehr quirlig sind, steht trotzdem eine Menge auf dem Spiel: Das ganze All muss schließlich erobert werden. Und das geschieht in bester Rundenstrategie-Manier. Als Oberhaupt eurer Spezies müsst ihr euch natürlich um eure Planeten kümmern, welche vor allem produzieren, forschen und wachsen sollen. Dabei gilt es, die Stärken und Schwächen eurer Kolonien sorgsam zu balancieren, denn selten gibt es einen Planeten, der in allen drei Kategorien überragt. Zum Glück ist es relativ einfach, Arbeiter, die in einem der Bereiche den Ertrag erhöhen, zwischen euren Standorten hin und her zu schieben. Ein paar Klicks genügen und eure Frachterflotte übernimmt den Rest. Sowieso ist das Interface von StarDrive II angenehm spielerfreundlich gehalten und gibt sich Mühe, die komplexen Systeme hinter der Fassade zugänglich zu halten. So lauern zum Beispiel Tooltips hinter den meisten UI-Elementen und am Anfang wird man mit einem interaktiven Tutorial zügig in die wichtigsten Mechanismen eingeführt.

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Allerdings sind Imperien noch nie ohne Blutvergießen entstanden und auch friedliche Pflanzenwesen müssen ab und an zu den Waffen greifen. Im All werden die Kämpfe allerdings mit Raumschiffen ausgeführt, und diese lässt euch das Spiel selbst designen. Frei nach Lust und Laune dürft ihr in eurer Werft die Waffenbestückung eurer Schiffe selbst bestimmen, und das mit überraschend viel Tiefgang. Denn ganz so frei seid ihr in euren Entscheidungen dann doch nicht, schließlich müsst ihr die richtige Balance zwischen Feuerkraft, Energie- und Kampfmittelversorgung treffen. Wem das allerdings zu viel ist, darf sich auch bei den schon vorgebauten Standardschiffen bedienen.

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Vom Makro ins Micro
Eure Kreationen dürft ihr dabei auch live in Aktion erleben – Schlachten werden nämlich in Echtzeit-Scharmützeln ausgetragen, in denen ihr euren einzelnen Schiffen direkt Befehle gibt. Wirklich viel taktischer Tiefgang wird hier aber nicht geboten und meistens beschränkt sich die Strategie darauf, auf welches gegnerische Ziel sich das Flottenfeuer als nächstes konzentrieren soll. Auch ziehen sich die Schlachte gerne mal in die Länge, solltet ihr euch zum Beispiel in der Lage befinden, ein winziges und doch sehr wendiges Schiff mit euren Kreuzer-Raketen treffen zu müssen. Zum Glück darf man sich von der Strategie-Karte aus entscheiden ob man das Gefecht wirklich austragen oder den Computer automatisch entscheiden lassen möchte.
Allerdings geht StarDrive II noch eine Detailstufe tiefer – ab und zu geht es nämlich darum, XCOM-artige Bodengefechte auszutragen. Diese können allerdings nicht den Tiefgang anderer Squad-Taktik-Spiele bieten und beschränken sich dabei auf die rudimentärsten Mechaniken dieses Genres. Dieses Feature ist nicht gerade ein Aushängeschild für das Spiel.

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Fazit
Es wirkt so, als wäre StarDrive II etwas zu ambitioniert mit seiner Featureliste gewesen. Neben einem vollwertigen Strategiespiel hat es sich zum Ziel gesetzt, Echtzeit-Raumschlachten und zusätzlich noch rundenbasierten Bodenkampf umzusetzen. Als Resultat leiden beide Elemente an zu großer Simplifizierung und können die Aufmerksamkeit des Spielers auf lange Sicht nicht halten. Die oberste Schicht des Titels stellt allerdings absolut kompetente Rundenstrategie dar, die alles bietet, was man sich von einem 4X-Spiel wünscht und kann dank einger Kniffe wie dem Schiffsdesigner Tiefgang bieten ohne unnötig komplex zu werden. Das ursympathische Universum samt Prise Humor rundet das Gesamtbild von StarDrive II angenehm ab und kann seine Fehler zwar nicht überspielen, aber zumindest dem Ganzen einen unheimlich charmanten Charakter verleihen. Und hoffen wir außerdem, dass, sollten wir jemals von einer anderen Rasse erobert werden, es die pflanzenartigen Pollop sind, schließlich klingt eine Invasion mit Musik und Sonnenbädern schon viel weniger schlimm.

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