Mad Catz baut Mäuse, die wie Cyborgs aussehen und deren Einzelteile sich wie Stücke aus einem futuristischem Puzzle zusammenfügen. Auch die R.A.T. TE (von einigen Kollegen in ihren Artikeln schamlos Ratte genannt) erscheint in dieser Stilrichtung. Die Frage, die wir uns beim Auspacken stellen: Halten die Einzelteile zusammen?

 

Erster Eindruck

Mit der TE (Tournament Edition) widmet sich Mad Catz wettbewerbserfahrenen Spielern und solchen, die es werden wollen. Dabei hebt das cyborg-artige Gehäuse den User schon optisch auf eine neue Ebene. Vor uns liegt keine gewöhnliche Office-Maus. Die R.A.T. TE will etwas besonderes sein. Dabei ist sie ganz auf Elastizität getrimmt. Dem futuristischem Design zum Trotz liegt sie gut in der Hand. Dabei will das geringe Gewicht von nur 90g von trainierten Reflexen über’s Mauspad geschoben werden. Diese Schwerelosigkeit ist vor allem durch die Materialwahl bedingt: Die Teile der R.A.T. TE sind aus Plastik gearbeitet und mit stabilisierenden Kabeln verbunden. Die Maus ist also nicht vollständig starr. Vor allem die praktische Daumenauflage verbiegt sich ein wenig unter dem Druck eines Standarddaumens.

RATTE_TOP

Dabei fühlt sich die R.A.T. TE keineswegs minderwertig an. Wie auch das Design soll die Elastizität Geschmacksfrage bleiben. Das Mausrad ist stabil, rastet in großzügigen Stufen ein und hängt „frei“ zwischen Linker und Rechter Maustaste; die Daumenauflage beitet genügend Platz. Von dort kann der Präzisionbutton betätigt werden, der bei Gedrückthalten die Mausgeschwindigkeit deutlich verlangsamt. Die Druckpunkte liegen hervorragend, sind klar und präzie. Das Klickgefühl der Maustasten ist besonders gelungen. Nur der DPI-Umschalter auf dem Rücken der Maus wirkt etwas stumpf. Der lässt sich entweder vor (DPI+) oder zurück (DPI-) kippen. Zwei einzelne Tasten hätten wohl einen besseren Job geleistet.

Auch die Verarbeitung der Maus wirft leichte Mängel auf. Die R.A.T. TE ist komplett aus Plastik geschaffen. Zwar fühlt sich das nicht billig an, die Verbindungsstücke der Daumenauflage und auch der erwähnte DPI-Umschalter geben jedoch unter Strapazierung ein beunruhigendes Knarzen von sich. Die Einzelteile verbiegen sich kurzzeitig unter Druck. Nichtsdestotrotz liegt die Maus gut in der Hand, hat festen Grip und bietet den gewünschten Halt.

 

Technik und Komfort

Um das volle Potential der Maus auszuschöpfen, müssen die Treiber von Mad Catz heruntergeladen werden. „Treiber“ ist bewusst in der Mehrzahl formuliert. Bei den meisten Produkten von Mad Catz müssen sowohl Treiber zum Funktionieren als auch Software zum Konfigurieren heruntergeladen werden. Hier wünscht man sich schon länger eine Einsoftware-Lösung. Mad Catz supportet für diese Maus auch Mac-Computer. Nachdem die Treiber einmal installiert sind, kann die Einstellung beginnen: Der Makroeditor ist wie gewohnt voll funktionsfähig und lässt keine Wünsche offen. Makros können nach beliebigem Detailgrad konfiguriert werden. Dabei sind 8 Tasten frei belegbar. Nur der Mode-Schalter, Taste Nummer 9, am oberen linken Seitenflügel bleibt verschont. Der Zeigefinger kann hier unter einiger Verrenkung durch vier verschiedene Makroprofile schalten. Eine LED gibt über jeweilige Farben visuelles Feedback und zeigt das aktuelle Profil an.

RATTE_TECHNIK

Der Editor bietet auch voll umfassende Eingriffsmöglichkeiten in Lift Off Distance, Sensor Damping und die Polling-Rate. Mad Catz hat hier alles sauber dokumentiert und auch für Laien verständlich gemacht. Einzig die Polling-Rate versteckt sich unter dem Pseudonym „Power Consumption“. Hier hätten wir uns mehr Klarheit gewünscht. Selbstverständlich kann auch die DPI an die eigenen Vorlieben angepasst werden. In 25er Schritten kann die R.A.T. TE bis zu 8200 DPI auffahren. Der Doppel-Laser-Sensor von Phillips leistet ganze Arbeit – frei von jeglicher Verzögerung. Vier LEDs an der linken Flanke zeigen die aktuelle DPI-Stufe an. Wer nicht erst in die Software wechseln möchte, kann mit dem DPI-Umschalter auf dem Mausrücken on-the-fly die Mausgeschwindigkeit ändern. Leider gehört dieser zusammen mit der Daumenauflage zu den Wackelkandidaten des Designs: Beide Elemente geben nach mehrmaliger Nutzung ein Knartzen von sich.

 

Praktische Anwendung

Das Hinterteil der R.A.T. TE lässt sich ausfahren. Im Ergebnis hat man dann eine wesentlich verlängerte Maus, die für übergroße Hände geeignet sein soll. Dieses Prinzip hat allerdings ein sehr physikalisches Problem: Hebelwirkung. Ein wenig Druck auf das ausgezogene, frei schwebende Hinterteil neigt die R.A.T. TE bereits zurück. Dabei steht sie auch der älteren R.A.T. 7 nach, die zusätzlich seitlichen Anpassungsspielraum bot. Insgesamt ist die Ergonomie der Maus aber wesentlich besser als man es sich bei dem kantigen Einzelteil-Look vorstellen könnte. So sind auch stundenlange Sessions keine Belastung für die Hand.RATTE_SIDE

Die R.A.T. TE ist Teil der Tournament-Edition von Mad Catz. Während die Schwestermaus M.M.O. TE auf Strategie- und MMO-Games ausgelegt ist, liegen die Stärken der R.A.T. TE ganz klar beim Shooter. Das liest sich vor allem an der Präzisionstaste ab: Scharfschützen profitieren enorm von diesem kleinen Seitenknopf und der schnellen Geschwindigkeitsverringerung nach Bedarf. Schnelle Bewegungen werden hier effektiv mit Präzision gepaart. In Spielen wie Call of Duty agieren wir immer schnell und sind dann langsam, wenn nötig. Snipern in Battlefield wird noch präziser und auch in Moorhuhn schießen wir alle Sumpfvögel vom Himmel.

Dank der umfassenden Einstellungsmöglichkeiten des Phillips-Sensors, kann die R.A.T. TE auf die Verwendung verschiedenster Untergründe getrimmt werden. Natürlich ist ein Mauspad zu bevorzugen, jedoch gleitet sie ebenso sicher über Holz, Papier und sogar Milchglas. Dank des zwei Meter langen Anschlusskabels können wir die Maus entsprechend weit vom Computer fortbewegen.

Dank ihrer extravagenten Auslegung ist die R.A.T. TE genau wie die M.M.O. TE nur für Rechtshänder geeignet. Linkshändern ist vollständig von dieser Maus abzuraten.

 

Fazit

Die Maus hält was sie verspricht und bietet Profi-Gamern jede Menge Chancen, noch professioneller zu werden. Druckpunkte sind klar spürbar, der Präzisionsknopf leistet ganze Arbeit und die Daumenauflage sorgt für entspannte Haltung – eine nicht zu große Hand vorausgesetzt. Die Maßnahmen, die man getroffen hat um auch große Hände zu unterstützen, scheiterten leider. Das ausziehbare Hinterteil macht die Mausführung unter Hebelwirkung sprübar anstrengend.

Weiterhin schreckt das Plastikgehäuse etwas ab. Zwar gibt das günstige Material der Maus ihre Schwerelosigkeit, allerdings darf man für einen effektiven Preis von 60 Euro dennoch mehr Qualität erwarten. Der gewollte Einzelteil-Look ist Geschmackssache. Die Stabilität sollte jedoch nicht darunter leiden.

Nichtsdestotrotz überzeugt die Maus. Die umfassenden Einstellungsmöglichkeiten bieten maximalen Spielraum für Sicherheit, Präzision und Geschwindigkeit nach Wunsch. Besonders das Lift-Off-Height-Feature wurde gut umgesetzt, was in schnellen Feuergefechten einen entscheidenen Vorteil bringen kann.

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