Turtle Beach baut gute Tastaturen – entsprechend freuen wir uns jedes mal, wenn es ein Exemplar der New Yorker auf unseren Schreibtisch schafft. Die Impact 600 will sich als Gaming-Keyboard mit guter Haptik, ansehnlichen Lichteffekten und nützlichen Makros behaupten. Im Test erfahrt ihr, welche Versprechen sie halten kann – und welche leider nicht.

 

Erster Eindruck

Die Impact 600 ist ganz nach Turtle Beach-Manier stabil und sorgfältig verpackt. Schon beim Abstreifen der Schutzfolie schlägt einem ein Gefühl der Hochwertigkeit entgegen. Wir haben es mit dem Apple der Gaming-Peripherie zu tun. Ob sich dieser Eindruck hält? Abgesehen vom Turtle Beach-Emblem über den Pfeiltasten ist die Impact 600 frei von jeglichem grafischen Ballast. Mit diesem minimalistischen Stil bleibt der New Yorker Hersteller seiner spartanischen Linie treu. Die Tastatur kommt in edler Mattoptik. Nun aber zum wichtigen Teil: Wir verbinden das geflochtene USB-Kabel mit dem Rechner. Der Computer findet die Tastatur und installiert sie von selbst – ohne zusätzliche Software, Treiber oder weiteres Zutun. Schön, wenn man sich noch an echtes Plug ’n Play hält. Zitat aus der Kurzanleitung:

„So einfach ist das.“

Direkt leuchten sämtliche Tasten im dunklen Mittelrot. Das wirkt intensiv und atmosphärisch. Das Schreibgefühl festigt sich nach dem ersten Tippen locker und leicht. Die Tasten lassen sich auf angenehme Art, gut und tief durchdrücken. Wobei der Druckpunkt nichtsdestotrotz sehr weit oben sitzt, was einen schnellen Anschlag ermöglicht. Das Tippgeräusch ist von mittlerer Lautstärke. Ein klares Klicken vermittelt bei jedem Tastenanschlag Präzisionsgefühl. Turtle Beach hat schon mit dem Vorgänger, der Impact 500, ein Gespür für Haptik bewiesen. Die Impact 600 treibt es jedoch noch ein gutes Stück weiter. Die Schreibmaschinencharakteristik dominiert ganz klar. Das liegt an den verbauten MX Blue Switches von Cherry. Die Blauen von Cherry gehören zur Königsklasse, machen die lautesten Geräusche, sind am einfachsten auszulösen – und entsprechend am schwierigsten zu bedienen. Impact600_PackshotDie Impact 600 ist etwas für geübte Finger oder solche, die zumindest die Intention haben, sicheres und schnelles Schreiben zu erlernen. Beim Tippen selbst verrutscht die Tastatur kein Stück. Das metallverstärkte Chassis sorgt für entsprechende Schwere, so dass die Impact 600 auf jedem Schreibtisch bombensicher hält.

 

Technik und Komfort

Turtle Beach gibt uns mit der Impact 600 Anti-Ghosting und ein N-Key-Rollover. Letzteres kann über eine Tastenkombination bei Bedarf deaktiviert werden – auch wenn uns kein weltlicher Grund eingefallen ist, warum das Abschalten dieser Funktion nötig sein sollte.

Die Festlegung der Makros erfolgt leider nicht auf intuitive Weise. Dank der aufschlussreichen Kurzanleitung fällt das aber nicht weiter ins Gewicht. Um Makros zu definieren, muss in den Makro-Konfigurations-Modus gewechselt werden. Dabei erlischen alle Lichter der Tastatur, um den Übergang in den Editor zu verdeutlichen. Im Folgenden können Makros definiert und der Konfigurationsmodus anschließend wieder verlassen werden. Die erloschenen Lichter glimmen allerdings nicht wieder auf, was etwas verwirrend sein kann, da der Editor für den Benutzer so nicht eindeutig beendet ist.TurtleBeachImpact600Front

Ein weiteres Manko stellen fehlende Zusatztasten dar: Die Impact 600 erlaubt das Betreiben von Makros als Zweitbelegung. Es müssen vorhandene Tasten überschrieben werden. Makros können verwendet werden, wenn der Makromodus aktiviert wurde. Dafür dient eine abseits gelegene Taste oben rechts im Tastaturlayout. Im Makromodus ist die ursprüngliche Funktion der belegten Taste allerdings nicht mehr zugänglich. Um aus einem makrobelegten A wieder ein A zu machen, muss der Benutzer erst wieder die entsprechende Makro ON/OFF – Taste am Rand betätigen. Ein schnelles hin und her wechseln zwischen Makromodus und normaler Tastenbelegung wird durch die lange Strecke, die der Arm zum Beenden des Modus benötigt, zunichte gemacht.

Um im schnellen Gaming-Kontext nützliche Makros zu verwenden, dürfen also nur Tasten belegt werden, auf die auch verzichtet werden kann. Desweiteren ist nur eine Art von Makro vorhanden: Zwar können Verzögerungen zwischen 15, 100 und 500 ms variiert werden. Loop-, Timing- oder Auto-Makros vermisst man jedoch gänzlich.

 

Praktische Anwendung

Für die Konfiguration von Makros, Helligkeit und Beleuchtungsmodi muss jeweils die FN-Taste mit dem Turtle Beach – Emblem aufgesucht werden. Die befindet sich in der selben unzugänglichen Tastenreihe wie auch der On/Off-Schalter für die Makros. Die Platzierung dort würde Sinn ergeben, wenn alle Funktionen der Tastatur einhändig mit der rechten Hand bedient werden könnten. Das ist jedoch nicht für alle Zusatzfunktionen der Fall. Besser hätte sich die hochfrequentierte FN-Taste als Ersatz für eine der beiden Windows-Tasten gemacht. Die Windows-Tasten können ebenfalls per Tastenkombination mit FN deaktiviert werden. Leider gibt es auch hier, wie schon bei den Makros, kein deutliches, visuelles Feedback.

TurtleBeachImpact600Side

Die Belichtung kann in insgesammt 8 Stufen (inklusive „deaktiviert“) durchgeschaltet werden. Die Helligkeit ist im maximalen Zustand außerordentlich hoch und wirkt entsprechend intensiv. Die mitgelieferte Breathing-Funktion läuft allerdings nicht flüssig, da die Hintergrundbeleuchtung im Übergang kantet. Alle Tasten der Impact 600 sind gelasert und leicht angeraut, was ihnen Haltbarkeit und einen angenehmen Grip verleiht.

Die Tastatur und ihre Tasten sind leider relativ hoch, weshalb Schreiben anstrengend werden kann. Der Tipp unserer Redaktion ist es, eine zusätzliche Handballenauflage zu verwenden, die Turtle Beach leider nicht mitliefert.

 

Fazit

Auf den ersten Eindruck wirkt die Impact 600 wie eine Spitzenklasse-Tastatur. Tatsächlich hält sie alle Standards, die sich Turtle Beach bereits mit dem Vorgänger Impact 500 gesetzt hat. Die Impact 600 ist bestmöglich verarbeitet, bietet ein präzises und einzigartiges Tippgefühl sowie tolles, minimalistisches Design.

Abgesehen von diesen meisterhaft erfüllten Basics, sind die Zusatzfunktionen größtenteils mangelhaft: Der Breathe-Modus wirkt nicht ästhetisch. Die Makros kommen zwar ohne Zusatzsoftware aus, sind aber umständlich umgesetzt und bringen im hastigen Gaming-Kontext wenig praktischen Nutzen. Gleichzeitig setzt die Beleuchtung bei der Definierung von Makros aus, ohne sich nach fertiggestellter Belegung wieder anzuschalten. Um das Licht wieder voll hochzufahren, muss erst wieder acht Mal die umständlich platzierte FN-Taste in Kombination mit der Pfeiltaste-Oben betätigt werden.

Insgesamt bin ich von der Impact 600 etwas entäuscht. Nichtsdestotrotz ist die Impact 600 eine der besten Tastaturen, die je auf unserem Testschreibtisch gelandet ist. Turtle Beach hat auf der technischen Seite alles perfekt gemacht. Haptik, Design und Licht spielen großartig zusammen und schaffen eine intensive Arbeits- oder Gamingatmosphäre. Die Zusatzfunktionen gestalten sich aber derart unpraktisch, dass sie quasi keinen praktischen Nutzen finden. Für den Preis von 150€ dürfen diese Features nicht so vernachlässigt werden. Turtle Beach hätte entweder hinreichender in die Benutzererfahrung investieren, oder die Tastatur lieber mit weniger Features zum besseren Preis herausbringen sollen. – Wir wissen, was die New Yorker können. Andere Tastaturen ihrer Serie wie beispielsweise die Impact 500 sind wahre Meisterwerke. Hier haben sie aber nur halbe Arbeit geleistet.

Weitere Beiträge