Endlich ist es soweit – das sehnlich erwartete Evolve tritt in den Ring. Die Entwickler der Turtle Rock Studios, die bereits für Left 4 Dead verantwortlich zeichneten, veröffentlich einen weiteren Shooter, der auf asymmetrisches Gameplay setzt. Behängt sich Evolve nur mit Vorschusslorbeeren oder gebührt ihm die Krone?

 

Wer die letzten großen Spielemessen verpasst hat und somit nicht weiß, wer dort die Preise abgesahnt hat: Die Chancen stehen gut, dass die Antwort darauf „Evolve“ lautet. Egal ob man nun auf der E3 oder der gamescom herumfragte, stets wurde mit Leuchten in den Augen von dem Titel gesprochen.

Hinter Evolve verbirgt sich ein Shooter, der asymmetrisch gestaltet ist. Mit anderen Worten: Hier treten nicht zwei identische Teams gegeneinander an, wie beispielsweise in CoD oder Battlefield, sondern grundverschiedene.

 

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Auf der einen Seite steht die One-Man-Army: Ein einzelner Spieler übernimmt eines der drei bisher verfügbaren Monster: Den robusten Goliath, den fliegenden Kraken oder den heimtückischen Geist. Jedes dieser Monster verfügt über verschiedene Charakterparameter wie Schnelligkeit oder Rüstung und verfügt über jeweils unterschiedliche Spezialangriffe. Daraus ergeben sich individuelle Taktiken, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zum Sieg führen. Wer beispielsweise den Geist spielen will, sollte auf seine List setzen, die Gegner mit Trugbildern in die Irre führen und einzelne Jäger so gut wie möglich isolieren, bevor man sie schnell dahinmeuchelt. Goliath hingegen ist sich auch für eine offene Schlacht nicht zu schade und kann eine ganze Menge wegstecken, sodass er es sich eher erlauben kann, entdeckt zu werden.

 

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Das Entdecken und töten des Monsters ist die Aufgabe der Jäger. 4 menschliche Spieler stehen dem Ungetüm gegenüber und besetzen die Rollen des Assaults (Damagedealer), Supports (Unterstützer), Medics (Medic eben) oder des Trappers (spürt das Monster auf). Für jede der vier Klassen gibt es bisher drei Charaktere, sodass man sich derzeit aus einem Pool von 12 Jägern bedienen kann. Abhängig von Klasse und Charakter sind die Aufgaben der Squadmitglieder verschieden: Val als Medic zum Beispiel besitzt eine Heilkanone, die bei den Mitstreitern Lebenspunkte wiederherstellt. Gleichzeitig kann sie aber mit ihrer Betäubungspistole das Monster markieren und verlangsamen. Doch damit nicht genug besitzt sie ein Scharfschützengewehr, das Löcher in die Panzerung des Unholdes reißt und dort einen Schadensmultiplikator erschafft. Hier hat es Turtle Rock sehr gut hingekriegt, dass jeder Jäger stets reichlich zu tun hat und sich immer als wichtiges Mitglied der Gruppe fühlen kann.

Evolve ist off- oder online spielbar. Neulinge sollten sich zunächst gegen die Bots versuchen, um die Steuerung und die Eigenheiten der verschiedenen Monster/Jäger zu erlernen. In verschiedenen Modi wie Evakuirung, Verteidigung, Rettung oder Nest treffen die ungleichen Kräfte aufeinander. Der prominenteste Modus online ist jedoch die Jagd. Das Monster wird auf einer Karte ausgesetzt und bekommt etwas Vorsprung vor den Jägern. Diesen sollte es auch tunlichst gut nutzen, um andere Tiere zu fressen und stärker zu werden. Jedes Monster besitzt drei Evolutionsstufen, durch die es zunehmend stärker wird und neue Fähigkeiten freischalten kann.

 

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Die Aufgabe der Jäger ist damit klar: Das Monster töten, bevor es sie töten kann und die Jäger zu den Gejagten werden! Ist man als Monster Einzelkämpfer und nur auf sich selbst angewiesen, zählt als Jäger vor allem Teamplay. Das Balancing des Spiels ist darauf ausgelegt, dass jeder Jäger ganz genau weiß, was er wann zu tun hat. Ein schwaches Glied in der Kette der Menschen reicht schon aus, damit das Monster triumphiert. In unserem Test verloren wir auf der Seite des Monsters im Schnitt nur eines von 15 Spielen obwohl das Matchmaking gut funktioniert. Als Jäger aber war die Siegesquote nicht einmal 50% wenn wir unseren Squad willkürlich zusammenstellen ließen. Evolve-Spieler werden sich also mit Freunden zusammenschließen, oder sich online kommunikative Mitstreiter suchen müssen, wenn sie das gesamte Potential des Spiels auskosten wollen.

 

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Davon gibt es nämlich eine ganze Menge. Je nach Zusammensetzung der Jägertruppe und welche Strategie das Monster fährt, gibt es verschiedene optimale Möglichkeiten seine Skills zu kombinieren, um den scheinbar unbesiegbaren Giganten am Ende doch zu fällen. Als Beispiel soll hier einmal die Auswahl des Medics dienen, die für sich genommen schon einen großen Einfluss auf die Teamtaktik hat: Vals Heilpistole heilt einen einzelnen Verbündeten: Hier sollte also versucht werden, das Feuer des Monsters auf einen Jäger zu konzentrieren, der von Val dann gegengeheilt werden kann. Ist Lazarus der Sanitäter, sollte sich dieser im Hintergrund halten: Mit seinem Lazarus-Gerät kann er nämlich seine Mitstreiter wiederbeleben, auch wenn diese eigentlich schon aus dem Spiel sind – und das ohne den obligatorischen 25% Gesundheitsverlust! Caira schließlich schießt einem heilenden Granatwerfer und ist am effektivsten, wenn die Jäger für kurze Zeit zusammenstehen, sodass sie alle gleichzeitig heilen kann.

 

Fazit

Wer eine Vorliebe für Koop-Shooter hat, wird um Evolve nicht herum kommen. Das Gefühl sich mit den anderen Jägern eine Strategie zurechtzulegen um dann im minutenlangen Endkampf das Monster zu fällen, ist ein sehr befriedigendes. Andersherum kommt man auch als Solist voll auf seine Kosten, wenn man die Rolle des Monsters einnimmt und sich zunächst noch vor den Jägern versteckt um irgendwann gnadenlos zurückzuschlagen!
Die größte Hürde eines asymmetrischen Shooters, das Balancing, hat Turtle Rock Studios gut genommen – vorausgesetzt ihr spielt mit Freunden oder Verbündeten, mit denen Absprachen möglich sind. Ansonsten passierte es im Test zu oft, dass irgendeine Bratwurst im Team der Jäger die Schlacht zu unseren Ungunsten entschied, was frustig werden kann.

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