Fans mussten lange warten. Ganze zehn Jahre sind seit dem ersten Teil der Valkyria Chronicles Reihe vergangen. Zwar kamen nach dem Play Station 3 Debüt zwar fleißig Nachfolger, der zweite Teil war jedoch exklusiv auf der PSP beheimatet, der Dritte schaffte es leider erst gar nicht aus Japan heraus und wenn es nach mir geht, hat es das furchtbare Spinn-off Valkyria Revolution gar nie gegeben. Mit Teil 4 geht es jedoch zurück zu den Wurzeln der Reihe, ob das heute noch so gut funktioniert, erfahrt ihr hier.

Europa im Krieg

Ihr übernehmt die Rolle von Claude Wallace und dem Trupp E auf Seiten der Atlantischen Föderation. Ziel der Kampagne ist ein Vorstoß in das Herzland der Autokratischen Osteuropäischen Imperialen Allianz, oder kurz dem Imperium. Wie bereits in den Vorgängern ist die Nähe dieses fiktiven Europas zur realen europäischen Geschichte um und nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich zu erkennen. Der böse Osten muss im Kampf um das Mutterland an der Ostfront bezwungen werden. Dabei findet das Spiel eine gute Balance aus wiedererkennbaren geschichtlichen Elementen und eigener Fantasie, ohne zu stark in die eine oder andere Richtung abzuschweifen und die realen Geschehnisse dadurch lächerlich oder verherrlichend wirken zu lassen.

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Festgehalten wird die Reise der Gruppe dabei in einem Buch. Die einzelnen Kapitel darin beinhalten Zwischensequenzen und Missionen als Fotos, Papierausschnitte oder Zeichnungen, an deren Rand Skizzen gemalt oder Texten geschrieben wurden. Es entsteht das Gefühl ein Tagebuch vor sich zu haben, dass einer der Protagonisten während der Abenteuer Schritt für Schritt gefüllt hat. Nach der Auswahl einer Mission blendet das Spiel in eine schön gestaltete wasserfarbengleiche Grafik über. Dieser zeichnete schon die Vorgänger aus und lässt sie relativ zeitlos altern.

Gestalterisch haben die Charaktere, mit denen ihr unterwegs seid leider nicht mehr wie den klassischen Anime Standard zu bieten. Selbst im härtesten Kriegsgeschehen immer Top frisiert und ohne optische Makel. Dafür sind sie in ihren Persönlichkeiten sehr vielschichtig aufgebaut worden. Nach und nach entfalten sich interessante Charaktere vor euch, die auch mal etwas düsterer werden.

Die richtige Taktik macht es aus

Neben der Story macht natürlich der Kampf auf den Schlachtfeldern den Hauptteil des Spiels aus. Valkyria Chronicles 4 ist hier eine konsequente Weiterentwicklung des ersten Teils. Wie in diesem ist das Spiel in den Kommando- und Aktionsmodus unterteilt. Im Kommandomus blickt ihr auf eine Karte des Kampfgebietes. Auf dieser sind Hindernisse, Kontrollpunkte, erspähte gegnerische und befreundete Einheitenpositionen zu sehen. Kontrollpunkte am oberen Bildschirmrand symbolisieren die Anzahl an Aktionen, die zur Verfügung stehen. Für Aktionen wählt ihr eine eurer Einheiten auf der Karte an. Das verbraucht einen Kontrollpunkt und das Geschehen wechselt in den Aktionsmodus. Aus einer Schulterperspektive kontrolliert ihr jetzt direkt die angewählte Einheit, bewegt sie über das Spielfeld und zielt mit R1 auf Gegner. Wie lange sie sich bewegen können, hängt von ihrer AP-Leiste ab, ist diese leer bleibt euer Soldat an dieser Stelle stehen. Schießen kann jede Einheit nur einmal pro Aktion, dabei wird dann ein Zielkreis eingeblendet, welchen ihr auf den Feind bewegt. Am oberen Bildschirmrand teilt euch das Spiel mit, wie viele Schüsse eure Einheit abgibt und wie viele Treffer für den Gegner tödlich sind. Auf die Köpfe zu zielen reduziert zwar die nötigen Treffer deutlich, durch die Streuung der abgegebenen Schüsse im Areal des Zielkreises, sinkt jedoch auch die Trefferwahrscheinlichkeit. Habt ihr keine Kommandopunkte mehr übrig oder entscheidet euch die Runde vorzeitig zu beenden um Kommandopunkte aufzusparen ist der Gegner an der Reihe. Wer seine Truppen davor in gute Verteidigungspositionen gebracht hat, ist deutlich im Vorteil. Nicht nur, dass sie schwerer zu treffen sind, sollten sich Feinde während ihrer Bewegung nahe genug heran wagen werden sie automatisch beschossen. Gleiches gilt natürlich auch bei euren Aktionen. Sollte einer eurer Soldaten keine Lebensenergie mehr haben, ist er nicht direkt tot, sondern liegt kampfunfähig am Ort, an dem er seine letzten Lebenspunkte verloren hat. Solltet ihr jedoch nicht rechtzeitig zu ihm eilen und ihm wieder auf die Beine helfen ist diese Einheit dauerhaft aus dem Spiel geschieden.

Vor der Mission gilt es einen Trupp zusammenzustellen. Dabei ist es vorteilhaft die richtigen Klassen für den Einsatz auszuwählen. Scharfschützen können Feinde aus großer Entfernung ausschalten, Aufklärer haben viele AP-Punkte und können sich deshalb weit auf der Karte bewegen, Stoßtruppen erledigen Feinde mit ihren Maschinengewehren, Lancier sind gegen gegnerische Panzer im Vorteil, Pioniere entschärfen Landminen oder reparieren euren eigenen Panzer, den euer Anführer Claude steuert. Neu sind Grenadiere, richtig platziert können diese in einem Areal verheerenden Schaden durch ihre Mörserangriffe verursachen.

Während den etwa 40 Stunden Spielzeit für die Hauptquest sind die Missionen vielseitig und fordernd genug um euch einiges abzuverlangen. So gilt es zum Beispiel gegnerische Basen zu übernehmen, ganze Bataillone auszulöschen, eine gewisse Anzahl an Runden zu überstehen oder einer anrückenden Armee zu entkommen. In Wintermissionen kann es zu Schneestürmen kommen, die das Vorankommen und die Sicht beeinträchtigen.

Fazit

Sega bietet mit Valkyria Chronicles 4 im direkten Vergleich zum ersten Teil von 2008 nicht viel neues und das ist auch gut so. Hier ist man sich der Stärken, die das tolle taktische Spielgefühl ausmacht bewusst und verzichtet auf Experimente. Das Kampfgeschehen bietet mit der Aufteilung in Kommando- und Aktionsmodus wieder sowohl Strategieelemente wie auch die Nähe zum Kampfgeschehen. Mit der neuen Einheitenklasse und der Geschichte rund um tiefschichtige Charaktere wird genug Neues für Fans der Reihe geliefert. Valkyria Chronicles 4 ist damit der Nachfolger, auf den man so lange gewartet hat und ebenso sollte jeder taktikinteressierte Neueinsteiger in die Serie hier ein Spiel für sich finden. Wer dann noch nicht genug hat, kann sich auch ohne groß zu überlegen in das Remake des Erstlings stürzen.

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